773-774.pdf

(179 KB) Pobierz
773-774.pdf
INTERVIEW
Spaß am OV-Leben
Anreize schaffen!
Ingo Pallmann, DL6IP, OVV K12
Will man erreichen, dass sich die Mitglieder öffnen, Neuem
aufgeschlossen gegenübertreten und sich aktiv an etwas
beteiligen, so müssen Anreize geschaffen werden, welche
deutlich interessanter sind als das, was einem vom täglichen
Umfeld geboten wird bzw. zu erwarten ist.
Ingo Pallmann,
DL6IP, beim Aus-
richten der Digital-
kamera in großer
Höhe am Drachen –
www.mydarc.de/
dl6ip/kap.html
dl6ip@darc.de
ie schafft ihr es, Leute über
dem harten Kern hinaus zu
motivieren?
Wir haben alle eine individuelle Denk-
weise, und jeder fühlt sich in seinem in
der Regel selbst angeeigneten und einge-
fahrenen Verhaltensmuster, wenn nicht
gar wohl, so zumindest jedoch sicher. Wir
sind deshalb z.T. unbewusst darin be-
strebt, diesen gewohnten sicheren Zu-
stand beizubehalten. Das erklärt, warum
wir Neuem gegenüber zunächst einmal
ausweichend und skeptisch gegenüber-
stehen.
Nicht die vorgegebenen Ziele eines Ein-
zelnen, sondern vor allem gemeinsam er-
arbeitete Ziele bieten diesen Reiz. Ideal
gar, wenn in einer gemeinsamen Ge-
sprächsrunde eine neue Idee eines Einzel-
nen nacheinander von der deutlichen
Mehrheit aufgegriffen wird, wenn man
darüber diskutiert, das Für und Wider ab-
wägt und gemeinsam Lösungen erarbei-
tet, wie sich das Ganze in die Tat umset-
zen lässt. Wichtig ist dabei, dass jeder Be-
teiligte sich einbringen kann und sein Bei-
trag in der Gruppe auch ernst genommen
wird.
Gemeinsam wird die Umsetzung der
neuen Idee in die Realität beschlossen
und der Zeit- und Einsatzplan festgelegt.
Es macht Spaß zu sehen, wie OMs, jahre-
lang inaktiv, plötzlich aus sich herausge-
hen und ihr Wissen und Können einbrin-
gen, um das gemeinsam gesteckte Ziel zu
erreichen.
In unserem Verein gibt es kleinere Grup-
pierungen von OMs, welche jeweils ver-
schiedenen Interessen nachgehen. Eine
Gruppe z.B. beschäftigt sich mit dem
Thema Radioastronomie und befindet
sich in den Vorbereitungen zum Aufbau
einer Abhöranlage mit bahngesteuertem
Parabolspiegel.
Eine andere Gruppe erfreut sich an dem
Aufbau von elektronischen Schaltungen
zur Gewitterwarnung oder zur Ortung
von Signalen mittels mehrerer ortsnaher
Vertikalantennen.
Wie viel Prozent der OV-Mitglieder
sind jeweils an der Vorbereitung,
dem Aufbau und dem Fieldday betei-
ligt?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal be-
antworten. Die Zahl der Mitglieder, die
ein Verein vorweisen kann, dessen Alters-
struktur oder einfach die Verfügbarkeit je-
des Einzelnen, welche vielleicht durch
Geschäfts- oder Urlaubsreisen einge-
schränkt sein kann, wirken sich natürlich
direkt auf die Aktivitäten aus. Manche
Mitglieder wohnen nicht mehr in OV-
Nähe, andere können auf Grund anderer
Umstände nicht mehr aktiv am Vereins-
geschehen teilnehmen.
Der OV Zweibrücken (K12) mit zurzeit
20 Mitgliedern ist ein kleiner Ortsver-
band, wobei zwölf von uns, also etwa
CQ DL 11-2009
773
762959093.003.png 762959093.004.png 762959093.005.png 762959093.006.png
INTERVIEW
60 %, „Aktive“ genannt werden können.
Diese beteiligen sich auch alle ihren
Fähigkeiten entsprechend bei den Vorbe-
reitungen, dem Auf- und Abbau, dem
Funkbetrieb und der Abwicklung des
Fielddays.
Inwiefern sind Funkamateure von
Nachbar-OVen beteiligt?
Die gängigen Nachbar-OVe werden per E-
Mail und beim gelegentlichen Plausch auf
einer der Repeater- oder OV-QRG oder
über Skype rechtzeitig auf bevorstehende
Aktivitäten aufmerksam gemacht und da-
zu auch eingeladen.
Wir kennen gemäß unserem Motto:
„One World – One Language“ als Funk -
amateure keine Grenzen und laden
selbstverständlich auch unsere benach-
barten Funkfreunde aus Frankreich ein.
Man besucht sich gegenseitig und beteiligt
sich nach Lust und Laune an den Aktivitä-
ten, an der Funkabwicklung mit den auf-
gebauten Funkanlagen, man tauscht ge-
genseitig Erfahrungen aus und vertreibt
sich bei angenehmen Gesprächen um und
über das gemeinsame Hobby die Zeit.
Gemeinsame Mahlzeiten und am Abend
die legendäre Lagerfeuerromantik ge -
hören hier natürlich ebenfalls mit dazu.
Im Laufe der Jahrzehnte haben sich aber
auch partnerschaftliche Freundschaften
zu verschiedenen Funkamateur-Clubs in
der ganzen Welt gebildet.
So informieren wir z.B. unsere globalen
Funkfreunde vor unseren geplanten Akti-
vitäten gegenseitig. Erwähnt seien hier
unter anderen: A.R.I.-Sezione di Erba;
www.arierba.it;OSB-Brugge-Blankenber-
ge, www.on6br.be/news.php; PARC-Pre-
toria Amateur Radio Club, www.parc.
org.za; BARA-Bergen Amateur Radio As-
sociation; www.bara. org.
Wer hat die „rote Mütze“ bei der Ko-
ordination der Aktivitäten auf?
Als OVV bin ich für das gesamte Gesche-
hen in unserem Ortsverein verantwort-
lich. Ich sorge dafür, dass der Informati-
onsfluss aufrecht erhalten bleibt, indem
Berichte über die gemeinsamen Beschlüs-
se und Aufgabenverteilungen zeitnah per
E-Mail an alle Beteiligten versandt wer-
den.
Einmal im Monat wird ein K12-OV-QTC
als PDF-Datei verfasst und an alle Mitglie-
der und Funkfreunde per E-Mail gesandt.
Mitglieder, welche per E-Mail nicht zu er-
reichen sind, bekommen einen Ausdruck
auf dem Postweg.
Wo kommt das ganze Equipment her,
das ihr beim Fieldday einsetzt?
Unser OV verfügt über diverse vereinsei-
gene Funkgeräte und Messwerkzeuge,
welche auch beim Fieldday eingesetzt
werden.
Die meisten Ausrüstungsgegenstände
gehören jedoch den OMs bzw. sorgen
durch Ausleihen bei befreundeten Unter-
nehmen, anderen Vereinen, wie dem
THW, Feuerwehr oder Sportvereinen
dafür, dass am Ende alles Benötigte zur
rechten Zeit verfügbar ist.
Wichtig ist, dass wir im Team frühzeitig
Checklisten erstellen und abarbeiten.
Was wird alles benötigt, und wer stellt
was bis wann bei bzw. kümmert sich dar-
um, dass es beigestellt wird. Wer küm-
mert sich um die Einholung von Geneh-
migungen, um den Veranstaltungsort
wirklich nutzen zu dürfen, wer sorgt sich
um den Hin- und Rücktransport der Aus-
rüstung, wer um die Verpflegung usw.
Bislang hat das alles immer reibungslos
geklappt. Alle arbeiten auf das gleiche Ziel
zu, und jeder guckt nach links und nach
rechts, ob noch was zu tun ist, was wohl-
möglich vergessen wurde.
Wie viel Geld habt ihr auf dem OV-
Konto – sind die Aktivitäten allein mit
Vereinsmitteln zu bewerkstelligen?
Bei den Ausgaben von Vereinsmitteln
achten wir darauf, dass immer wenige
hundert Euro auf dem Konto verbleiben.
Bei der Größe unseres Vereins werden
die Aktivitäten ausschließlich aus eigener
Kraft von den Beteiligten bewerkstelligt.
D.h. wir teilen uns die Kosten für Platz-
miete, Benzin, Verpflegung, Getränke
etc. unter uns auf.
Wie hat sich die Beteiligung an den
OV-Vorhaben im Laufe der Jahre
geändert?
Die Erkenntnis jedes einzelnen Mitglie-
des, dass man etwas bewegen kann,
wenn man seine Fähigkeiten einbringt
und dies auch erwünscht ist, hat zu einer
sichtbaren Steigerung der Beteiligung an
den OV-Vorhaben geführt.
Welche Aktivitäten sind in den ver-
gangenen Jahren hinzugekommen
und welche wurden nicht mehr fort-
geführt?
Wir waren in den letzten Jahren be-
strebt, durch kleinere Aktionen und
jüngst durch einen Amateurfunkkurs
der Klasse A in der Öffentlichkeit auf
uns und unser Hobby aufmerksam zu
machen, und damit auch neue Mitglie-
der zu gewinnen.
Wo seht ihr euren OV in zehn Jahren?
Gelingt es uns, in den nächsten Jahren
unsere Aktivitäten weiter zu steigern, so
werden wir von einem zusätzlichen Mit-
gliederzuwachs profitieren. Das Durch-
schnittsalter der Mitglieder wird deutlich
niedriger werden, die Denk- und Hand-
lungsweise wird sich verändern und die
Interessenschwerpunkte auf zeitgemäße
Betätigungsfelder verschieben.
(Die Fragen stellte Stefan Hüpper, DH5FFL)
774
CQ DL 11-2006
762959093.001.png 762959093.002.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin