Eisenbahn Journal 1992-05.pdf

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ISSN 0720-051 X
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Inhalt
I
»Molli« und der »Rasende Roland«
Teil 1:Schmalspurbahn Bad Doberan - Kühlungsborn
Deutsche Bahnbetriebswerke
Das Bahnbetriebswerk Plaitling
»Hessens längstes Denkmal«
Zur Geschichte der Langenschwalbacher Bahn (Teil2)
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Damals in Schildau ...
Nebenbahn-Nostalgie nordöstlich von Leipzig
Die ÖBB werden schneller
FahrzeitverkürzungWien - Salzburg - Innsbruck
Die Münchner S-Bahn »ins MOOS«
Seit 125 Jahren mit der Eisenbahn
über den Brenner
Mit Dieseltraktion durch den Harz
Baureihe 299.1 1 undGHE-Triebwagen
Unser Wagenporträt
Die Wagen der Bauart „Langenschwalbach.
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Die größte Miniatureisenbahnder Welt
Holzverladung - im Modell nachgestellt
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Fahrverschubwagen der ÖBB
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ichmalspur-Romantik in HOe
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Reichsbahn-Preußen - selbstgebaut
Güterzugpackwagen Pwg (pr 92c)und Pwg (pr OOb)
Die Härtsfeldbahn
Die badischen Schnellzuglokomotiven
der Gattung IVh
Landschaft im Maßstab 1:87
Teil 3: EinGetreidefeld
Die neue »Lollo«von Märklin
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Die Schmalspurbahnenan der Ostseesind auch heute noch eine ganz besondere
Touristenaitraktion.Im ersten TeilunseresBeitrags wirddie Bahnstrecke Bad Doberan
- Kühlungsborn vorgestellt (Seite 4), deren Züge den liebevollenSpitznamen “Molli”
tragen. Foto: J. Nelkenbrecher
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Bahn-Notizen
Fachhändler-Adressen
Impressum
Typenblatt: 19O, sächs. XX HV
Typenblatt: 9870, sächs. VII T
Schaufenster der Neuheiten
Auto-Bahn
Mini-Markt
Sonderfahrten und Veranstaltungen
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Titelbild: Dieses Foto der 01 2 092, das Anfang Mai 1972bei
der Ausfahrt aus dem Bahnhof Lingen “geschossen” wurde,
soll als Einstimmung auf unserenächste Sonderausgabe
(1111 992) dienen, die der Baureihe 01 Io gewidmet ist.
Foto: D. Kempf
Der WeggefällterBäume vom Einschlag bis zur Bahnverlaaungwuraeaur aem Dio-
rama “Holzverladung (Seite 62) dargestellt. Das “Wie” verrätder Beitrag unseres
Lesers BurkhardtRieche. Foto: St. Rieche
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Bild 1: Am 15. Mai 1980 zog die 992322ihren noch aus roVbeige lackierten Oberlichtwagenbestehenden Personenzugdurch die Innenstadt von Bad Doberan.
Abgesehen von dem historischen Wagenmaterialist diese Idylle bis heute erhaltengeblieben.Foto: U. Geum
Teil 1 : Schmalspurbahn Bad Doberan - Kühlungsborn
Die älteste lokomotivbetriebene Schmalspur-
bahn Deutschlandswar 1860geplantund1862
gebaut worden. Mit ihr sollten Erz und Kalk-
stein aus der Umgebung von Waldbröl zum
Bahnhof Hennefder Köln-GießenerBahntrans-
portiert werden.
Die Bahnlinie war mit einer Spurweite von
787 mm ausgeführt und zum überwiegenden
Teil inder Straßeoderdirektdanebenangelegt
worden. Bis 1872überwogder Gütertransport;
danachwar aber auch einAufschwungim Per-
sonenverkehr zu verzeichnen.
Nach undnach entstandenanderenortsweite-
re SchmalspurbahnenunterschiedlicherSpur-
weite. In einer um 1883 erstellten Statistikwa-
ren nichtweniger als30Bahnenmit Spurweiten
von 420 mm bis 1000 mmverzeichnet. Erstdie
Verabschiedungdes PreußischenKleinbahnge
setzesvom 28. Juli1892unddergroßeinterna-
tionale Eisenbahnkongreß im August dessel-
ben Jahres in St. Petersburg führten zu einer
Einschränkung bei der Festlegung der Spur-
weiten. Neu entstehende Schmalspurbahnen
sollten nur noch Gleise mit den Spurweiten
600 mm, 700 mm oder 1000 mm aufweisen.
Schon zuvor hatte Sachsen für seine Schmal-
spurbahnen eine Spurmaß von 750 mm fest-
gelegt und 1881 dieersteTeilstreckevonWilkau
indas 7,7 km entfernte Kirchbergeröffnet. Von
der angestrebten Norm abweichendwar noch
1886 eine von Bad Doberan ausgehende
900-mm-Schmalspurbahngebaut worden.
Daserstedeutsche SeebadHeiligendammwar
bereits1793auf Veranlassungvon Großherzog
Freidrich Franz 1. von Mecklenburggegründet
worden. Die Bahndiente ursprünglichnurdem
Bäderverkehr und verkehrte während der Sai-
son von Ende Mai bis Ende September sowie
zu bestimmten Ereignissen außerhalb dieses
Zeitraums. Bereits 1890 war die Bahn in den
Besitzdes GroßherzogtumsMecklenburgüber-
führt und der Verwaltung der Mecklenbur-
gischen Friedrich-Franz-Eisenbahn (MFFE) un-
terstelltworden.
Rasch wuchs das Verkehrsaufkommen, und
baldverlangten die Orte Arendsee und Bruns-
haupten-seit 1938zusammengeschlossenzu
Kühlungsborn - den Anschluß an die Bahn.
Nach einer Streckenverlängerungum 8,8 km
wurde dieser am 12. Mai 191 0 vollzogen. Mit
dem Zusammenschlußim April 1920gingauch
die Bäderbahn auf die Deutsche Reichsbahn
über.
Die Streckenführung blieb bis heute unver-
Entstehung und
Streckenverlauf
Die erste schmalspurige Bahn in Mecklenburg
war von dem Stettiner Eisenbahnbauunterneh-
mer Lenz geplant und errichtet worden. Nach
nur dreimonatigerBauzeitkonntedie Doberan-
Heiligendamm-Eisenbahn (DHE) am 9. Juli
1886 den Betrieb auf einer Streckenlängevon
6,6 km von Bad Doberan nach Heiligendarnm
aufnehmen.
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ändert. Es wurden jedoch einige Haltestellen
aufgegeben und verschiedene Neben- und
Kreuzungsgleiseabgebaut. Ausgangspunktist
Bad Doberan, ein Inselbahnhof an der regel-
spurigen Bahnlinie Wismar - Rostock. Neben
immer noch recht ausgedehnten Schmalspur-
anlagenbeginntder “Molli”, wie die Bahn liebe-
voll genannt wird, seine Fahrt am eigenenBahn-
steig. Wenige Meter nach der Abfahrt über-
quert der Zug einen ungesicherten Bahnüber-
gang, biegt scharf nach rechts ab und kreuzt
signalgesteuertdie Hauptdurchgangsstraße.
Mit dem Kohlenkastenvoran zuckelt der “Molli”
nun mit höchstens 10 km/h durch eine belebte
Geschäitsstraße,die in ihremvorderen Teil als
Einbahnstraßeausgeschildertund nur dem An-
liegerverkehrvorbehaltenist. Die Gleise liegen
im Straßenpflaster, und bei Durchfahrt eines
Zuges bleibt kaum noch Platz für Autos.
Rund 900 m nach dem Start erreicht der Zug
die Haltestelle Goethestraße. Hier ist der Bür-
gersteig zugleich der Bahnsteig. Inder Straße
geht es nun noch ein kurzes Stück leicht berg-
an, bisder Zug nach linksnebendie Allee nach
Heiligendammeinbiegt. Entlangdieser Chaus-
see, einer alten Straße mit vielen Pflasterab-
schnitten und einem herrlichen Baumbestand
zu beiden Seiten, fährt die Bahn fast eben bis
nach Heiligendamm.
Auf diesem Streckenabschnitt zeigen die Loko-
motiven, was in ihnen steckt. Nahezu mühelos
wird hier die Streckenhöchstgeschwindigkeit
von 40 km/h erreicht und gelegentlich sogar
etwas übertroffen. Ein guter Beobachtungs-
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Bild 2: Direkt an der Küste verläuftdie Strecke
bei KühlungsbornOst. lm Mai 1980 wurdedie
992323 hier fotografiert. Foto: U. Geum
Bild 3: Punkt 14.30 Uhr hat sich die 99 2323nach
Ergänzen des Wassservorratsin Kühlungsborn
West vor ihren Zug in Richtung Bad Doberan
gesetzt (August 7991). Foto: H. Obermayer
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punkt ist der Bahnübergang zur Ortschaft Vor-
der-Bollhagen (13km), wo inder großen Gast-
stätte Bestes aus der mecklenburgischen Kü-
che geboten wird.
In Heiligendamm, dem gepflegten Badeort,
kreuzen sich die Züge im einzigen zweigleisigen
Abschnitt der Strecke. Nach der Ausfahrt aus
dem Bahnhof quert die Bahn schrankenge-
sichert die Straße nach Hinter-Bollhagenund
Kühlungsborn. Unweit des Übergangs lädt das
Lokal "Palette"zumVerweilen bei allerlei Köst-
lichkeitenein.
Der Zug hat inzwischenfast die Ostsee erreicht
und hält während der Badesaison in Heiligen-
damm Steilküste bei km 10,2. Wenig später
fährtdie Bahn inKühlungsbornOst, dem frühe-
ren Brunshaupten, ein. Das große Empfangs-
gebäude bliebunverändert undzeugt von bes-
Seren Zeiten, als in Kühlungsborn Ost noch
verschiedene Nebengleisevorhanden waren.
Nach einer scharfen Wende gen Süden folgt
nach kurzer Fahrtder Haltepunkt Kühlungsborn
Mitte, der seitlich der Straße nach Kröpelin
liegt. Auch in diesem Bereich entdeckt der
Film-und Fotofreundviele interessanteAufnah-
mepunkte. Nun folgen die letzten 1,9 km bis
zum Endpunkt Kühlungsborn West. Hierfindet
der Besucher nicht nurdasfüreineSchmalspur-
bahn recht imposante Bahnhofsgebäude,son-
dern auch ausgedehnte Gleisanlagen, einen
großen Wagenschuppen sowie das Betriebs-
werk mit zweiständigem Lokschuppen und
Werkstatt. Im Wagenschuppensind die histori-
schen Wagen des Traditionszugs untergestellt.
Nach der Ankunft des Zuges in Kühlungsborn
West, dem früheren Arendsee, fährt die Ma-
schine zum Wasserfassen neben den Lok-
schuppen und setzt sich danach auf Gleis 1
wieder vor den Zug, nun mit der Rauchkammer
voraus. Im Fahrplan 1991/92sind 14Zugpaare
verzeichnet, die zwischen 4.46 Uhr und 22.22
Uhrverkehren,13davon täglich. Während des
Sommers fahren die Züge mit acht bis neun
vierachsigen Personenwagen und einem Ge-
päckwagen. Im Winter reichen fünf bis sechs
Wagen aus.
Bild 4: Stadtdurchfahrtin Bad Doberanum 1960. Die 99 321 hat mit ihrem überlangenGmP Mühe,
sich durch die belebten Straßenzu bewegen. Foto: Sammlung Dr. Scheingraber
Die Fahrzeuge
Im Eröffnungsjahr verfügte die Doberan-Hei-
ligendamm-Eisenbahn über zwei zweiachsige
Tramway-Lokomotiven,geliefertvon Hohenzol-
lern in Düsseldorf, über acht vierachsige Per-
sonenwagen, einenzweiachsigen Gepäckwa-
gen und sechs zweiachsige Güterwagen. In
den Jahren 1910,1911 und 1914 kamjeweils
eine dreifachgekuppelteTenderlokomotivevon
Henschel zur Bäderbahn. Die Maschinen tru-
gen ab 1925die Betriebsnummern 99 301 bis
303. Zwei von ihnen gelangten ab 1930 zur
benachbarten Rübenbahn Neubukow-Bastorf;
die 99 302 wurde 1932ausgemustert.
Das wachsende Verkehrsaufkommen machte
inden zwanziger Jahren den Einsatz stärkerer
Lokomotiven erforderlich. Henschelliefert 1923
und 1924die vierfachgekuppelten Maschinen
99 31 1 bis 313. Die erste gelangte im Zweiten
Weltkrieg nach Dänemark; die beidenanderen
wurden 1961 verkauft. Bis heute stehen drei
1'D1 ' h2-Lokomotiven im Einsatz, die im Jahre
1932 bei Orenstein& Koppel gefertigtwurden
und die Betriebsnummern 99 321 bis 323 er-
halten hatten.
Die Fahrzeuge entstanden nach den Richt-
Bild 5: Im HaltepunktBad Doberan Goefhestraße - man beachte diegepflastertenStraßen und die
Gaskandelaber - wartetEnde der sechzigerJahre die 99 333 auf ihre Weiterfahrt.
Bild 6:Zur Saison trifft man öfters recht lange Personenzügean, wie hier im Bahnhof Kühlungsborn
Ost Ende der sechzigerJahre (99 323). Fotos 5 und 6: Sammlung Dr. Scheingraber
Eisenbahn-Journal 5/1992 - 6
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