Eisenbahn Journal 1995-09.pdf

(25887 KB) Pobierz
799629112.002.png
Inhalt
Editorial
Alea Arnoldiensa iacta est - Die Würfel für Amold sind gefal-
len. Und zwar zum Guten. Nach Monaten des Schwankens
reckten sich Ende Juli die Daumen für die bankrotte fränki-
sche Traditionsfirma endlich gen Himmel. Rivarossi heißt der
Retter, der Arnold ein Weiterleben ermöglicht.
Nach dem Gang zum Vergleichsgericht im Februar hatte es ja
lange zappenduster um das Familienunternehmen ausgese-
hen. Vor 27,3 Millionen Mark Schulden bei 26,6 Millionen
Mark Umsatz (1994) waren selbst potente Größen der Branche
zurückgeschreckt. Als angeblicher Interessent gehandelt 'WUI-
de vor allem Roco, aber auch eine sogenannte Nürnberger
Lösung mit Fleischmann und Trix geisterte durch die Gerüch-
teküche. Als der Konkurs eröffnet war, wollten einige gar von
fernöstlichen Investoren gehört haben und von einer Verlage-
rung der Produktion in asiatische Billigstlohnländer. Nur mit
Rivarossi hatte keiner gerechnet.
Um so überraschender der Coup der Norditaliener. Zumin-
dest auf dem deutschen Markt führte ihr N-Programm ja eher
eine Nischenexistenz. Der Neuerwerb katapultiert Rivarossi
mit einem Schlag in die Spitzengnippe dieses Marktsegments.
Man darf also gespannt sein, was sich der größte italienische
Modellbahnhersteller hier alles einfallen 1st. Die Signale sind
jedenfalls klar: Die frischgebackene Arnold Modelleisenbah-
nen GmbH wird alleinige N-Spur-Tochter der Lombarden.
Neben dem Löwenanteil des bisherigen Arnold-Programms
will Rivarossi auch die eigenen N-Fahrzeuge unter dem Na-
men des N-Pioniers vertreiben. Besonderes Augenmerk soll
der Digitaltechnik gelten. Sie wird ausgebaut und weiter ver-
bessert.
Mit etwa 11 Millionen Mark wird die Mutter ihr marodes Kind
in den nächsten drei Jahren zum High-Tech-Hersteller dopen,
so Rivarossis neuer Statthalter, Geschäftsführer Dr. Ugo Gius-
sani. Eine sehr beachtliche Geldspritze für eine Firma mit nur
noch 76 Beschäftigten. Beschaffungs-Schwerpunkt werden mo-
dernste Maschinen und die entsprechende EDV sein. Da heißt
es für die N-Konkurrenz, sich warm anzuziehen.
Ganz allein aufgebracht haben die Lombarden die 11 Millio-
nen Mark allerdings nicht. Eine davon ist Zuschd des Landes
Bayern. Vom Rest hat die Landesanstalt für Wiederaufbau 4,l
Millionen durch eine Bürgschaft abgesichert. "Es ist ganz
beträchtlich, wie uns die Bayerische Regierung geholfen hat",
lobt Dr. Giussani.
Allerdings galt es, Abschied vom Standort Nürnberg zu neh-
men. Sitz der Firma ist nun das Werk Mühlhausen (bei Neu-
markt / Oberpfalz). Die traditionelle Quadriga der Modell-
bahnhersteller in der Frankenmetropole ist somit zur Troika
geschrumpft .
Abschied nehmen mußten auch die bisherigen Eigentümer
der Firma Arnold, die Familie Weigelt. Sie werden im neuen
Unternehmen leider keine Rolle mehr spielen.
Freuen können sich dagegen die N-Spur-Freunde. Eines der
wichtigsten Vorhaben Dr. Giussanis ist es, die Produktion bei
Arnold wieder auf altes Niveau zu bringen. Das wird dem
energischen Manager sicher rasch gelingen.
Wir vom Eisenbahn-Journal wünschen ihm und der "wieder-
auferstandenen" Firma Amold viel Erfolg sowie uns und den
N-Bahnern viele schöne neue Modelle!
ibah
Traunstein - Ruhpolding
Eine Lokalbahn wird 100
Die zweite Generation:
ICE 2 rollt an
Vergessene Kleinbahnen:
Gera-Meuselwitz-Wuitzer Eisenbahn
CityNightLine:
Traumreise oder Alptraum?
Allzeit bereit, doch hoffentlichnie benötigt:
Die TuHi-Lok
125 Jahre:
Cottbus-Großenhainer Eisenbahn
6
16
24
30
34
36
Ändern ist kreativ
den BasteCSpaßerhält
Ein Bahnbetriebswerk
in den Niederlanden
66
72
HO-Crampton-Lokomotiven von Micro-Metakit
Hochhaxige Pfälzerin
Weihnachtsanlage
Ober-Trautenau
Leipziger Allerlei
Die G.M.W.E. im Modell
Alles, was glänzt ...
Selbstbau der preußischen T 3 in Spur I
Ein charmanter kleiner Lokschuppen
Bayern-Schnaufer1.dampfen.
76
78
82
88
92
auch in Frankreich
Bahn-Notizen
40
Fachhändler-Adressen
48
Impressum
50
Bücherecke
51
Typenblatt: Baureihe 10 der DB
55
Typenblatt: Baureihe 66 der DB
61
Tips & Tricks
96
Autoverladung: Trab, Goggo, trab!
Schaufenster der Neuheiten
Bahn-Post
Mini-Markt
Sonderfahrten und Veranstaltungen
98
104
106
111
Titelbild: Die oberbayerische Nebenbahn von Traunctein nach
Ruhpolding wurde vor wenigen Tagen, am 17. August, 100 Jah-
re alt. Tourismus-Sonderzüge haben auf dieser Strecke eine
lange Tradition-der erste verkehrte bereits vor über 60 Jahren
im Juni 1933. Die ursprünglich für den TEE-Verkehr beschafften
Dieseltriebzüge VT 11.5 gelangten in den achtziger Jahren im
Rahmen des Touristik-Sonderverkehrs häufig nach Ruhpolding.
Am 20. Oktober 1985 hat einer dieser eleganten Dieseltriebzüge
aus den fünfzigerJahren (mit den Triebköpfen 601 013 und 017)
soeben den Haltepunkt Höpfling in Richtung Traunstein durch-
fahren. Abb.: Ch. Kirchner
Ihre E J-Redaktion
3 - Eisenbahn-Journal 9/1995
I-
799629112.003.png
ahn wird 100
Am 17. August 1995 jährte sich zum 100. Malt:
der Tag, an dem im südöstlichen Bayern auf der
Bahnlinie von Traunstein nach Ruhpolding der
Betrieb aufgenommen wurde. Grund genug,
diese Strecke neben'den Feierlichkeiten vor
Ort im Eisenbahn-Journal zu würdigen.
799629112.004.png
Bild 1 (große Abb.): 100 Janre
nach Eröffnung der Strecke
bespannen Lokomotiven der
Baureihe 141 die Planzüge
zwischen Traunstein und Ruhpol-
ding. Modernisierte Silberlinge im
Fervet-Design haben auch auf
dieser bayerischen Nebenbahn
Einzug gehalten (Aufnahme vom
23. April 1995 bei Eisenärzt).
Abb.: Ch. Kirchner
Bild 2: Zur Zeit des Dampfbetriebs
war auch die Baureihe 86 planrnä-
ßig eingesetzt - hier mit einem
Personenzug bei Seiboldsdorf.
Abb.: H. Massinger
r-
799629112.005.png
Geschichte
und Projektierung
Erste Gedanken und die Idee zum Bau ei-
ner Eisenbahnlinie nach Ruhpolding kön-
nen bereits im Jahr 1881 nachgewiesen
werden. Josef Zervas aus Köln und der
Bergbauingenieur F. W. Schmidt aus Bay-
reuth beantragen eine Bahn von Bergen
oder Traunstein aus zum Rauschberg oder
nach lnzell für den Fall, daß am Rausch-
berg ausreichend Erz gefunden wird.
Unabhängig davon beschließen die Ge-
meinden Reit im Winkl, Ruhpolding, Eisen-
ärzt, Obersiegsdorf, Untersiegsdori, Ham-
mer, Vogling, lnzellsowie die Marktgemein-
de Traunstein am 9. Februar 1882, sich in
Form einer Petition an die Abgeordneten-
kammer im Landtag zu wenden, um die
Genehmigung der Projektionskosten einer
Bahnlinie Traunstein - Ruhpolding - Reit
im Winkl bis zur Landesgrenze nach Öster-
reich zu erwirken. Später soll eine Anbin-
dung an die Kufsteiner Bahn erfolgen, um
den umfangreichen Güterverkehr zwischen
Salzburg und Tirol aufgrund der deutlich
kürzeren Verbindung über diese Strecke
lenken zu können.
Diese Eingabe wird jedoch abgelehnt, und
der Bau der Linie scheint in weite Ferne
gerückt zu sein. Auf österreichischer Seite
erregt die Projektierung einer Bahnlinie von
St. Johann an der Giselabahn über Waid-
ring, Lofer, Unken und Reichenhall nach
Salzburg großes Aufsehen. Eine Anbin-
dung an die Kufsteiner Bahn ist damit nicht
N
A
Bild 3: Der Verlauf der Strecke Traunstein -
Ruhpolding und die ursprünglich geplanten
Trassen-Varianten.
Abb.: Werning-Grafik
Bild 4 (unten links): Grund zum Anstoßen
hatten hier die Bahnarbeiter bei Traundorf:
Der Oberbau ist fertiggestellt!
Abb.: Gemeinde Siegsdori
Bild 6 (rechte Seite): Eine Lok der Baureihe
981° erklimmt am 8. Januar 1941 mit einem
Personenzug die Steigung am "Wochinger
Spitz" und fährt in Kürze in den Bahnhof
Traunstein ein.
Abb.: 1. Geiss
Bild 5: An der Bekohlungsanlage im Bahnhof
Ruhpolding hat das Personal vor einer
bayerischen GtL 4/4 Aufstellung bezoaen.
Abb.: N. Helgl, Sammlung Loferer
Western-
berg
1,
1168 m)
799629112.001.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin