Eisenbahn Journal 1998-08.pdf

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Editorial
Der August ist Europas klassischer Reisemonat:Die halbe Bevölke-
rung rollt in den Urlaub oder von dort wieder nach Hause. Von
denen, die nicht verreisen, ist ein gut Teil damit beschäftigt, die
urlaubende Hälfte zu verköstigen und zu bewirten. Leider bleibt
von diesem Kunden-Kuchennur ein sehr geringer Teil an der Bahn
hängen, allen Bemühungen der letzten Zeit (Touristik-Zug u.ä.)
zum Trotz. Privat-Pkw und Flugzeug sind die Verkehrsmittel der
Wahl. Ähnliches gilt für den Güterverkehr, wo zwar Lkw kreuz
und quer durchs zukünftige Euroland brettern, Bahnfracht aber
einen gut Teil der Transportzeit auf Rangier- und Grenzbahnhöfen
verbringt. Seit dem 1. Juli haben es die internationalen Spediteure
noch leichter: Mit Verkündigung der sogenannten ,,Kabotage-Frei-
heit” dürfen sie nicht nur Fracht von einem EU-Land ins andere
transportieren, sondern dort auch wieder Ladung aufnehmen und
diese entweder zurück oder an ein anderes Ziel befördern. Dies
war bislang nur recht eingeschränkt möglich. Für die Fuhrunter-
nehmen öffnen sich so weitere Einnahme- und Einsparungsquel-
len.
Und die Bahn? Zwar gilt die Kabotage-Freiheit auch für sie - so
könnte beispielsweise nun die SNCF in Deutschland oder Öster-
reich Transportleistungen anbieten - doch dürfte sie sich auf dem
begrenzt aufnahmefähigen Schienennetz nur schwer verwirkli-
chen lassen.
Ganz untätig verharrt die Bahn freilichnicht: Die Güter-Tochter DB
Cargo und ihre niederländische Cousine NS Cargo werden in
Kürze unter dem Namen ,,Rail Cargo Europe” fusionieren (s.S. 47).
Im grenzenlosen Europa sollen sich auch für den Schienenverkehr
neue Perspektiven eröffnen. Man braucht kein Hellseher zu sein,
um vorhersagen zu können, daß die beiden ihren Güter-Zug nicht
lange alleine werden schleppen müssen.
Wohin die Erweiterung gehen dürfte, zeigt ein Testzug, den die DB
Cargo am 23. Juni auf die Strecke schickte: Drei Loks der Baureihe
152beförderten einen 3200 t schweren Zug mit Tonerde von Lim-
burg/Lahn via Lötschberg und Simplonbis ins italienischeDomo-
dossola (s. S. 46). Eine gleichartige Fahrt mit Loks der SBB- und
BLS-Reihen 450 / 460 folgteam 9. / 10.Juli. Klares Ziel Freie Fahrt
für DB- und Schweizer Loks so weit der (Wechselstrom-)Draht
reicht. BLS-460er im Ruhrgebiet oder am Ostseestrand? Modell-
bahner dürften sich angesichts dieser Einsatzmöglichkeiten die
Finger lecken!
Was heute noch zukunftsweisend erscheint,dürftejedoch in Kürze
auch schon wieder überholt sein. Die Schienenverkehrsindustrie
plant nämlich schon weiter: Auf Basis der DB-Reihe 152 bauen
Siemens und Krauss-Maffei für die DSB eine sechsachsigeZweisy-
stemlok.Adtranz testet die frühere ,,1W in der Schweiz ebenfalls
für zwei Stromsysteme,will sie gar für vier tauglich machen. Auch
die DB Cargo baut vor: Mit weiteren 4000-PS-Dieselloks nach
Muster der letztes Jahr umgebauten 232 800 ließen sich schon bald
Güterzüge der Rail Cargo Europe trefflich vom Amsterdamer Ha-
fen in jede Ecke Europas befördern. Auf Stromsystem-Grenzen
wäre dabei keine Rücksicht zu nehmen, auf teure Lok-Neubauten
könnte zumindest für einige Zeit verzichtet werden.
Ihre EJ-Redaktion
Inhalt
30 Jahre Diesellok-Standard:
Baureihe 218
6
DR-Kuriosa:
01 204 zu Gast im Bw Wismar
14
25 Jahre jung:
Der Bernina-Express
16
Schubdienste in und um Aachen
20
Trotz ICE-Katastrophe:
Bahn bleibt sicherster Verkehrsträger
„Pack die Badehose ein ...’ :
100 Jahre Ammerseebahn
Unser Wagenporträt:
Heizwagen verschiedener Bauarten
Doppelstock-Einzel- und -Steuerwagen
aus Görlitz
26
28
34
38
Vorbildbahnhof im Modell
Teil 4: Haltepunkt Potschappel-Birkigt
40
Uschis Traum
66
Eine Spur-N-Anlage nach BLS-Motiven
Unterwegs mit der Grünwalder Eisenbahn:
Mit Volldampf zum Zechberg
70
Verschönerter DR-Franzose
74
Computer-Gleisplanung (Teil 4)
76
Realisierter Nachholbedarf
78
Der lange Weg zur .Endgültigen<<:Bf Oberguding, Teil 5:
Der Staub der Straße
82
Gar nicht so einfach:
Freiwillige Feuerwehr in den 30er Jahren
85
I Reifezeugnis in 1:87
1401
86
Anlage mit viel Landschaft in 1 :220:
»Z« wie »Zwischenlösung«
88
Weihnachtsanlage mit Spitzkehrenbahnhof, Teil 8:
Der Kupferberg entsteht
88
Digi-Tips:
Wer kann’s mit wem?
98
Unsere Neuheitenschau
Bahn-Notizen
Fachhändler-Adressen
Impressum
Neue Bücher
Typenblatt: Baureihe 5380-81
Typenblatt: Baureihe 986
Schaufenster der Neuheiten
Auto-Neu heiten
Modellbahn-Notizen
Mini-Markt
Sonderfahrten und Veranstaltungen
4
46
52
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55
59
61
100
106
107
108
118
Nachruf
Nach langer Leidenszeit ist Wolfgang Borgas ay2. Juni 1998 abends durch
einen sanften Tod von seinen Beschwerden und Schmerzen erlöst worden.
Über Jahrzehnte hat Borgas eine große Gemeinde von Modelleisenbahnernmit
Berichten über seine Anlage erfreut und viele gute Bastei- und Gestaltungsanre-
gungen gegeben. Die Wirklichkeit und vor allem die Atmosphäre des großen
Vorbilds hat er meisterlich in seine Modellanlage umgesetzt. Dabei wurde er
tatkräftig von seiner Frau unterstützt. Ihr gilt unser Beileid und Mitgefühl.
Leider war es Borgas nicht vergönnt, eine weitere, bereits in Angriff genommene
Veröffentlichung durch unseren Verlag über sein Lebenswerk in Händen zu
halten.
Titelbild: Der ICE auf der Neubaustrecke - SE sieben Jahren
Inbegriff für hochwertiges schnelles Reisen mi er Bahn in
Deutschland. Gilt dies auch nach Eschede? HI srgrund-
beitrag zu den Folgen der Katastrophe auf den Seiten 26/27.
Abb.: J. Hörstel
5
Eisenbahn-Journal 8/1998
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1s Abschluß des Diesellokbeschaffungsprogramms
der Deutschen Bundesbahn aus den fünfziger
ger Universalloktyp mit hydraulischer Kraftübertragung
zur Verfügung, der auc
sich im Laufe der Zeit - insbesondere seit Anfang der
neunziger Jahre - zahlreiche technische Spezifikationen
innerhalb der Baureihe ergeben haben. Die von Anfang an
bestehenden Ausrüstungsunterschiede der einzelnen 218-
Serien sind in Tabellenform dargestellt. Die Bauausfüh-
rung, die im wesentlichen auf dem Grundkonzept der
V 160-Typenreihebasiert, ist ausführlich in unserer EJ-
Special-Ausgabe 7/94 beschrieben.
projektierte 218 wurde - nach Ablieferung der zwöl
Vorserienlokomotiven - bis 1979 in vier Bauserien
schaift. Die Weiterentwicklung während der Bauphase
wurde im wesentlichen durch die teistungssteigerungdes
Dieselmotors von 1840 auf 2060 kW (2500 bzw. 2800 PS)
geprägt. Nach Ablieferung der kompletten Baureihe stand
der Bahn ein leistungsstarker und zuverlässiger vierachsi-
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Abb.: 0. Zimmermanh
Kein anderer Lokiyp hierzulan-
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Hutzen zur Abgasführung
Ursprünglich erfolgtebei der Baureihe 218'-
der Abgasaustritt über zwei Öffnungen im
Dach ohne besondere Führung. Klagen
von Reisenden und Personal über Abgas-
belästigungen, besonders imersten Reise-
zugwagen hinter der Lok, veranlaßten die
Bundesbahn bereits Anfang der siebziger
Jahre zu Untersuchungen über eine ver-
besserte Abgasführung. Als dann die Sen-
sibilisierung gegenüber den Dieselabgasen
und die mögliche Gesundheitsgefährdung
weiter zugenommen hatte, wurden Maß-
nahmen ergriffen.
Nach meßtechnischen Untersuchungen
und einer Betriebserprobung von 20 Loks
in den Jahren 1981 bis 1983 wurden 1984
aus drei möglichen Varianten die Abgas-
hutzen - Kaminaufsätze auf dem Lokomo-
tivdach - ausgewählt. Sie sollen die Abga-
se injedem Belastungszustanddes Motors
mit hoherAusströmgeschwindigkeit so weit
von der Lok und den Reisezugwagenweg-
blasen, daß der Reisekomfort nicht mehr
beeinträchtigtwird. Folge dieser Nachrü-
stung ist eine eingeschränkte UIC-Fähig-
keit durch die Inanspruchnahme der Fahr-
zeugbegrenzung EBO II, so daß das UIC-
Raster der 218 im grenzüberschreitenden
Verkehr zu ändern bzw. an den übrigen
Maschinen wegzulassen ist.
Anfang der neunziger Jahre zeigte sich,
daß die Abgashutzen nicht in allen Fällen
wirksam waren. Besonders bei den neuen
IR-Wagen, deren Ansaugöffnung für die
Belüftung am Wagendach angeordnet ist,
gelangten Abgase wieder ins Wageninne-
re. Die Wirksamkeit der Hutzen wurde da-
her nochmals untersucht. Hieraus zog man
schließlich die Schlußfolgerung, daß eine
Verbesserung nur mit einem abgasopti-
mierten Dieselmotor zu erreichen ist (siehe
Absatz „Abgasoptimierung").
J. '. z
Neue Energieversorgung
Die Energieversorgungsanlagender Bau-
reihe 218 wurden ab 1990 den gestiege-
nen Anforderungen der Wagen immer we-
niger gerecht. Die modernen Einrichtun-
gen der Wagen verlangten einen Blindlei-
stungsaustausch, der aus physikalischen
Gründen vom alten Hüllkurven-Umrichter
Oben: Unikat: 218 217, seit Ablieferung in
Regensburg beheimatet (hier aufgenommen
im Bahnhofsbereichvon Bamberg), wurde in
den TEE-Farben Bordeauxrot-Beigelackiert
und soll in dieser Optik auch erhalten bleiben.
Ab der 218 218 wurde dann übrigens die
ozeanblau-beige Farbgebung angewandt.
Abb.: F. v. Meissner
Mitte und unten: Weitere Farbvarianten: Die
einst für den CityBahn-VerkehrKöln -
Gummersbach mit einem speziellen Anstrich
in Orange-Kieselgrauversehenen 218 aus
Hagen (Mitte 218 137 im Mai 1986 mit CB-Zug
in Engelskirchen) sind längst wieder umlak-
kiert. Und recht zügig kommt bei der Baureihe
nun auch das neue DB AG-Farbschema
Verkehrsrot-Grau-Weißzur Anwenduna. wie
unten zu sehen bei 218 356 des Bh Mchldorf,
hier in Doppeltraktionmit 218 238, Bh
Kempten, mit EC 166 nach Zürich vor der
Abfahrt in München Hbf (30. April 1998).
Abb.: Ch. Kirchner IMittei. G. Zimmermann
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