Eisenbahn Journal 1999-08.pdf

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lnhult
Editoriul
War's das? „Am Bau des Transrapid Hamburg-Berlin wird festgehal-
ten, wenn die beteiligten Partner - die in der Planungsgesellschaft
vereinten SystemanbieterSiemens,Thyssenund Adtranz - drauflegen."
Bundeskanzler Gerhard Schröder machte Ende Juni deutlich, daß die
Regierung zwar nach wie vor hinter dem Projekt Magnetschnellbahn
stehe,in keinem Fall aber bereit sei, für die nunmehr offiziellprognosti-
zierten Mehrkosten aufzukommen. Für den Bund bleibe es bei 6,l Mrd.
Mark für den Trassenbau. Was Bündnis90Die Grünen als Erfolg
werten und wofür sie dem großen Koalitionspartner in diesem Fall
Rückgrat attestieren, dürfte den Transrapid-um-jeden-Preis-Verfech-
tern überhaupt nicht schmecken.
Auch nicht Franz Müntefering, SPD-Bundesverkehrsminister, der seit
seinem Amtsantritt im Oktober 1998eine Projekt-Loyalitätan den Tag
legt, daß man sich nicht mehr sicher ist, ob im Verkehrsministerium
überhaupt ein Politik- geschweige denn ein Richtungswechselbezüg-
lich zu setzenderSchwerpunktestattgefundenhat. Zuletzt gab er sogar
sein persönlichesWort für den Bau der Magnetbahn. Spätestensseit im
Juni alle Beteiligten zugaben, daß sich die Transrapid-Baukostenum
rund 3 Mrd. Mark erhöhen werden, hätte der Mann an der Spitze einer
sich neu orientierenden Verkehrspolitik aber die Notbremse ziehen
müssen. Statt dessen offenbart der Verkehrsministereine Wissmann-
Kontinuität, wie sie sich der CDU-Vorgänger von einer SPD/Grünen-
Regierungwohl niemals erträumthätte und wie sie sichim übrigen auch
in der nach wie vor ungebrochenen Rückendeckungfür DB AG-Chef
Johannes Ludewig in nahezu allen strittigen Bahn-Fragen zeigt. Bleibt
Müntefering nun aber einer der wenigen Koalitionspolitiker,der noch
ohne Wenn und Aber für den Transrapid eintritt, wird diese einsame
Fürspracheden Projektpartnernin der Industriewenignützen. Am Ende
dürfte das Machtwort von Kanzler Schröder auch den Parteigenossen
Verkehrsministerin die Schranken weisen.
In den Planungspapieren ist klar geregelt,daß der Bund für den Trassen-
bau, die Industrie für das System und die DB AG für den Betrieb der
Magnetschnellbahn aufkommt. Wenn die Kosten für die Strecke nun
aber - aufgrund unseriöser Vorkalkulationen - derart drastisch in die
Höhe schnellen und der Fahrweg-Investor bei seiner nun deutlich
definiertenHaltungbleibt, auch nicht einen Pfennigmehr als festgelegt
für den Stelzenrennerhinzulegen, wird es für das Herstellerkonsortium
eng. Außer draufzulegen, was - umgehenden Reaktionen zufolge -
nicht in Frage komme, bleibt den Systemanbietem - wollen sie nicht auf
der (seit Jahrzehnten verfolgten) Technik sitzenbleiben - wohl nur, das
gesamte Transrapid-Projekt nochmals neu zu überdenken, und dies
gemeinsam mit Bund und Bahn. Denn auch die früheren Wissmann-
schen Zahlenspiele zum erwarteten jährlichen Reisendenaufkommen
(von 11,5 bis 143Milliarden Fahrgästen war da die Rede) haben sich
mittlerweile als Fehlkalkulationen entpuppt. Bereits vor einiger Zeit
prognostizierte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung dem
Magnetbahnbetrieb,,deutlichunter zehn MillionenFahrgästepro Jahr".
Und nach all den neuen Hochrechnungen sieht nun offenbar auch die
DB AG als potentieller Betreiber die Stelzenrennbahn nicht mehr so
euphorisch. Man werde „kein weiteres untemehmerisches Risiko"
eingehen, heißt es seitens der Bahn.
Eine allseits verträgliche Lösung wäre es da doch, wenn der Bund aus
dem veranschlagten 6,l-Mrd.-Budget den Systemanbietem einen Zu-
schuß für eine Transrapid-Referenzstrecke wo auch immer gewährt
(Interessewurde angeblich aus TexasiUSA signalisiert)und die restli-
chen Gelderin sinnvolle,vor allemaber dringenderforderlicheProjekte
im Rad-Schiene-System investiert.
Traktionswandel bei der DR
Hinterherhinkenohne einzuholen
Der DB AG-RegioShuttle VT 650
Neue rote Brummer
Unser Wagenporträt
Eilzug-Schürzenwagender Deutschen Bundesbahn
Neue Ellok für DB Regio
Vorkosten mit 145
Schweiz: 75 Jahre Golden Pass
Die noble Verbindung
Bahnbau in Berlin: Neues zur Nord-Süd-Trasse
Mammutprojektverzögert
Foto-Reportage: GM-Lok-Treffen in Randers
Vereinigte Kartoffelkäfer
Eisenbahn-Geschichte: Das Bw München Hbf
Die E-Traktion, der neue Stolz
Kleinbahn-Herrlichkeit mit VT 133 524/525
Mit der Schweineschnauzedurch die Prignitz
Dreischienengleis-Eröffnung auf Rügen
Abschied und Neubeginn
Strecken-Porträt: Münsinger Schiene
Neue Hoffnung auf der Alb
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Modell
Epoche-I-Modellbahn in HO
Willkommen in Ulrichsburg
6. EJ-Modellbau-Wettbewerb
Lange Strecken in N
Gepäck- und Personenwagen
Reichsbahn-Sachsenselbstgebaut
Ungewöhnlicher HO- Anlagenvorschlag
Nach dem Ende ... geht's noch weiter
Niederguding (2. Teil)
Gasthof »Zum Kullerere
Holzkisten als Ladegut
Nicht von der Stange
Eisenbahnfreunde Breisgau
Der Abzweig Ihfeld
N-Weichen selbstgebaut
Klein & fein
Digi-Tips: Intellibox Praxis (2. Teil)
Märklin testet neuen HO-Motor
Das Imperium schlägt zurück
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Unsere Neuheitenschau
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Bahn-Notizen
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Schaufenster der Neuheiten
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Modellbahn-Notizen
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Auto-Neuheiten
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Mini-Markt
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Fachhändler-Adressen
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Impressum
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Gerhardzimmermann
Bahn-Post
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Neue Bücher
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Titel: Bahnerlebnis in prächtiger Schweizer Bergwelt: Steigen Sie ein in
Brünigbahn (Bild), MOB oder BLS und befahren Sie mit uns die Golden-
Pass-RouteLuzern-Montreux. Auf Seite 24 geht's los! Abb.: Urs Jossi
Sonderfahrtenund Veranstaltungen
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Typenblatt: BR 5F, Güterzuglokomotive, pr. G 7'
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1'
Ik
P
kommt hier mit
E 11, E 42, V 60,
V 180 und - wenig
später - V 200 der
Traktionswandel
zur Geltung. Oben
211007neben
01 0508 in Leipzig
Hbf Anfang der
70er Jahre, unten
die 1967 fabrik-
neue V 200 070.
Abb.: Ud0 Geum,
Hans Müller,
Dieter Kempf
783864356.004.png
hktionswundel bei der DR 7 950- 7 975 im Veroleich zur DB
Der Wechsel von der Dampfzugförderung
zur modernen Diesel- und Elektrotraktion
war ein von beiden deutschen Staatsbah-
nen zu vollziehendes Megaprojekt. Vielfa-
che Vorteile - von der Personaleinsparung
mittels Einmannbedienung über den gerin-
geren Bedarf an Primärenergie bis zur
rationelleren Gestaltung von Lokomotiv-
einsätzen - standen am Ende der Jahrzehn-
te beanspruchenden Verjüngung des Fahr-
zeugparks. Doch der Weg dorthin ist für
die DR erst spät eröffnet, ungleich mühse-
liger beschritten worden und - allen Partei-
Parolen zum Trotz - durch jähe Wendun-
gen diskontinuierlicher verlaufen als bei
der DB. Warum dies so war, beschreibt für
den Zeitraum 1950 bis 1975 in Anlehnung
an einen längeren Beitrag im jüngst er-
schienenen zweiten Band der Buchreihe
,,Reichsbahn ohne Reich" Robin Garn.
S geheißen und jede alte gebührend
Wunschdenken:
1956 verkündet die
Rbd Halle als
Schrittmacher bei
der Wiederinbe-
triebnahme
elektrifizierter
Strecken der DR,
daß bis 1959
modernste Fahr-
zeuge 25 % aller
Transportleistun-
gen übernehmen
sollten. Pate stehen
hier eine Vorkriegs-
E 18 und eine Art
chon komisch: Seit Jahr und Tag
wird in derEisenbahn-Literaturjede
neue Lokbaureihe willkommen
verabschiedet. Das war schon zu Dampf-
Zeiten auf DeutschlandsSchienenderFall.
Doch nach einer Beurteilung des Lei-
stungsanteilsder einzelnen Antriebsarten
(Dampf-, Diesel- und Elektro-Traktion),
also des Wandels in der Zugförderung,
besonders der Gegenüberstellung seiner
unterschiedlichenGeschichtebei DR und
DB, sucht man bislang vergebens. Höch-
ste Zeit hinabzutauchen auf der Suche
nach der verlorengegangenenZeit zweier
deutscher Staatsbahnen. Aus Sicht der
kleineren,gemeintist die DR, könnte sich
ihr Hinterherhinken im Prozeß der Ver-
jüngungdesTriebfahrzeugparkswie folgt
abgespielt haben:
In Schutt und Asche lag man 1945 ge-
meinsam. Wie Phönix entstieg daraus im
Folgejahrfünft der brikettbehaftete
Reichsbahngeistder SowjetischenBesat-
zungszone (SBZ) und jungen DDR wohl
kaum als erster. Viel schwerer als das
Abgeschnittensein von unerschöpflichen
Steinkohlengrubenwog der für den Sie-
ger des Krieges zu zahlende Tribut: Die
Sowjetische Militäradministration in
Deutschland (SMAD) suchtedie in ihrem
Einzugbereich existierende deutsche
Staatsbahnmit einer nie zuvor so rigoros
ausgeführten Beschlagnahmung und De-
montagenheim. Von denpsychologischen
Auswirkungen abgesehen,bedeutetedie-
se zweite Kapitulation in Zahlen ausge-
drückt: An die 11 000 Lokführer,Heizer,
Zugführerund Wagenmeisterstandenun-
terdessen mit bis zu 960 bevorzugt zu
pflegenden Lokomotiven (23% des Be-
Eisenbahn-Journal 8/1999 - 7
1
DB-V 200.
Abb.: Rbd Halle/
Sammlung Rampp
I
783864356.005.png
Wachab 1 ös un g :
Am 2. Januar
1961 verläßt die
letzte für eine
deutsche Staats-
bahn gelieferte
Dampflok den
Lokomotivbau
,,Kar1 Marx" in
Babelsberg. Der
dabei mit dem
Erprobungsträger
V 180 002 doku-
mentierte Genera-
tionswechsel hatte
vorerst nur Sym-
I bolcharakter. Bis
V 180 der Dampf-
traktion Konkur-
renz machten,
vergingen noch
fünf Jahre. Abb.:
Archiv Fahrt Freü
Sammlung Reimer
triebsparkes)imDienstederSMAD-Lok-
kolonnen. 163E-Loks und über 80% der
1944 vorhandenen zweiten Gleise ge-
langten als Trophäen in Stalins Reich.
Davon blieb der Westen Deutschlands
und mit ihm diejunge Deutsche Bundes-
bahn verschont. Bayern konnte seiner
Elektrotraktion unbehelligt treu bleiben.
Mitteldeutschlandsamputiertes Netz war
auf Null Hertz heruntergefahren. Die Be-
legschaftdes für die E-Loks spezialisier-
ten RAW Dessau übte sich erst einmal in
Anpassungsarbeiten unzähliger Kleinst-
VT von fast ebenso zahlreichen Privat-
bahnen, deren Verstaatlichungbeschlos-
sen wurde.
Somit rangierte der Leistungsanteil ver-
gleichsweise moderner Antriebsarten im
Jahre 1950 bei der DR im Promillebe-
reich, unter Nichtberücksichtigung der
Berliner S-Bahn. Bei der DB lag er im-
merhin schon bei knapp 10%.Bis die DR
dahin gelangte, mußten noch 14 Jahre
vergehen (siehe hierzu Vergleichs-Gra-
fik auf Seite 10).
Auch volkswirtschaftlich stand die DDR-
Ökonomie 1950 auf einem unvorteilhaf-
ten Startniveau im Wettstreit der Syste-
me, also gegenüber der ebenso jungen
Bundesrepublik. Was im Krieg weniger
striellenBruttoproduktionaufwogen,die
Rumpfwirtschaftder DDR.
Einenach verschiedenenSchätzungennur
zwischen 50% und 60% des westlichen
Niveaus erreichte Produktivitätwar auch
die Folge der revolutionären Umgestal-
tung von Wirtschaftund Gesellschaft,die
über die Zerstörung eingespielterInstitu-
tionen und traditio-
neller Wirtschafts-
rechnungderUnter-
Je prekärer die lage, desto vollmundiger
d ie Post u I ate: ,,Strecke frei f ü r den Sozia I ismus"
nehmenin einezen-
tralistische Plan-
wirtschaft führte, deren Reibungsverlu-
ste durch den Enthusiasmus sozidisti-
scher Idealisten wenig zu kompensieren
waren. Dazu zählten zweifellos die ver-
spätet eingelösten Versprechen, begin-
nend 1955 mit einer SED-Direktive zur
EntwicklungderVolkswirtschaftimzwei-
ten Fünfjahresplan: ,,Der Transport ist
durch den Einsatz von Elektro- und Die-
selloks wirtschaftlicherzu gestalten und
zu modernisieren." Demzufolge sah das
Fahrzeugbeschaffungsprogramm der DR
nicht nur den Bau, sondern,wie die Poli-
tische Verwaltung im November 1956
verbreiten läßt, auch die ,,Erprobung und
den Einsatz zahlreicher Großdieselloko-
motiven" bis 1960 vor.
Optimismus gehört zum Metier der Polit-
meister. Je prekärer die Lage, desto voll-
mundiger die Postulate: ,,Uns gehören
die Schienenwege - Strecke frei für den
Sieg des Sozialismus!", lautete 1960 die
Lehreausder 125jährigenBahngeschichte
Deutschlands.Gemessenamlebensstan-
dard, verkündete Walter Ulbricht am
zerstört geblieben war - einziges Kriteri-
um einer besseren Ausgangsbedingung -
fiel schleunigst der Demontage anheim.
Abgetrennt von gewachsenen,arbeitstei-
ligen Strukturen durch die wirtschafts-
räumliche Teilung Deutschlands,
schwächten und belasteten Reparationen
und Besatzungskosten, die 1950 immer
noch ein beachtliches Viertel der indu-
Nach oben revo-
lutioniert: Mitte der
50er Jahre läuft in
Babelsberg der
Dampflokbau auf
Hochtouren, wie
hier in Halle 63 die
Montage von
83 1001 und vier
9!P. Gleichzeitig
Dieselfahneugein
hoher Stückzahl zu
fertigen, hätte das
Werk vorerst
freilich überfordert.
Abb.: LMSarnm-
lung Pochadt
8 - Eisenbahn-Journal8/1999
783864356.001.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin