Eisenbahn Journal 1999-07.pdf

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Inhalt
Editoriul
Es war mal wieder soweit: knallende Sektkorken, Gratulationen und viel
Tschingderassassa. Ein neues Modellbahnzentrum hat seine Toregeöffnet
- nun gibt es auch eines in Lautenthal. Wer Näheres dazu wissen möchte,
wird auf Seite 59 in dieser Ausgabe fündig. Der Startschuß für die Jagd
nach dem beeindruckendsten Modellbahn-Event fiel vor geraumer Zeit in
Wiehe. Nicht zu vergessen: die riesige Modellbahnanlage in einem Aus-
flugspark in Gelsenkirchen. So weit, so gut - fahren wir doch mal hin!
Gelsenkirchen kennt man wohl in old Germany, aber wo um alles in der
Welt liegen bloß Lautenthal und Wiehe? Das Kartenstudium verrät uns,
daß wir einmal in den Oberharz müssen, und Wiehe liegt (fast) am Uferder
Unstrut in der Nähe von Roßleben. Sicher wird man mit den unterschied-
lichsten Erwartungen dorthin reisen und begeistert oder nachdenklich
zurückkehren.
Um was geht esden Betreibern? Hauptsächlich um das, wofür auch wir uns
in den Medien noch stärker machen sollten: den Nachwuchs nicht nur mit
Startpackungen in unsere Hobbywelt zu lotsen, die Baseballcap-Generati-
on auf uns aufmerksam zu machen, ihnen zu demonstrieren, was man für
tolle kleine Welten aufbauen kann, mit denen man sich sinnvoll (!)
beschäftigen kann. Der Späher erkennt nicht nur begierige „Väteraugen",
auch so manches Kindergemüt gerät beim Vorbeizischen eines HO-ICE
sichtlich aus der Fassung! „Boa ey! Du, Papa, ich will auch ..." 1:O für die
Modellbahn -und der Virus ist übergesprungen! Dieses Verdienst dürfen
sich alle auf die Fahnen schreiben, und dafür gebührt den Organisatoren
und Investoren uneingeschränkt Anerkennung und Dank! Auch die Mo-
dellbahnindustrie wird das nicht anders sehen - wer trommelt, wird
schließlich gehört. Weit mehr Nachdruck als ein schönes Hochglanz-
Katalogfoto verleiht dem Wunsch des Knirpses ein sich in die Kurve
legender ICE - nur der öffnet Vaters Börse.
Wenden wir uns dem Vater zu, denn der hat in aller Regel schon mal mit
der Modellbahn zu tun gehabt, sonst hätte er wohl kaum den Sohnemann
ins Modellbahnzentrum mitgenommen. Jeder dieser Modellbautempel hat
ein anderes Markenzeichen. Gelsenkirchen betreibt mit seinem HO-Drei-
leiter-Deutschland-Express auf 701 m2nach eigener Meinung die größte
Anlage. In Wiehe hat man auf einem Monolithen von 500m2Größe
Thüringen, das grüne Herz Deutschlands, mit seinen Kulturdenkmälern en
miniature aufgebaut, und in Lautenthal will man dem Besucher den Reiz
aller Nenngrößen und die Möglichkeiten der Digitaltechnik nahebringen.
Jeder hat sich hier auf heißes Pflaster begeben und die Probleme dieser
Supergroß-Anlagen schon mehr oder weniger intensiv am eigenen Leib
(und wohl auch im Geldbeutel?) gespürt. Hier beißt sich die Katze in den
Schwanz: Ist es wirklich so werbeträchtig, mit der Anlagengröße zu
kokettieren und zwangsläufig den Detaillierungsgrad in den Hintergrund
drängen zu müssen? Der Modellbahner, der eines schönen Tages uner-
kannt inmitten der Reisebusgruppen dort auftauchen wird, stellt sich diese
Frage - sein Urteil ist unerbittlich. Aber selbst wenn einige „Langjährige"
davon enttäuscht sein sollten - die großen Besucherströme mit dem
potentiellen Nachwuchs im Schlepp werden die Modellbahnzentren sicher
begeistern.
Man hat aber erkennbar aus Fehlern gelernt. Wie verhält sich eine Groß-
anlage in sich, wo liegen die Schwachstellen eines stundenlangen Modell-
bahnbetriebs, wo steigt diedigitalisierte Steuerung (gern mal) aus? Das alte
Modellbahner-Motto ,,weniger ist mehr" hat bei den Experten schon seine
Berechtigung; auf kleinerer Fläche kann man sich halt mehr konzentrieren
- aber eben keine Besuchermassen anlocken, weswegen die Modellbahn-
Kolosse uns sicher erhalten bleiben werden. Wichtig ist beides: zum einen
Begeisterung wecken und Nachwuchs für unser Hobby gewinnen, zum
anderen langjährige Modellbahner zur Weiterentwicklung bis hin zur
Perfektion animieren.
Die Siegstrecke Köln-Betzdorf-Siegen
Nicht nur Brücken
Die letzte Fahrt einer Naßdampflok
Abschied von 91 134?
Eine Reise-Reportage über die Transsibirische Eisenbahn
Die Transsib
Die sieben Prototypen im Pilotprojekt
CargoSprinter: Projekt, was nun?
Eisenbahngeschichte: Das Bw München Hbf
Es begann um 1850
Foto-Motive in Mecklenburg-Vorpommem
Geheimtip»Meck-Pomm«
Maschinen mit Sonderaufgaben bei der DR
Kurierlokomotiven
Der DRG-Triebwagen ET 5 1 0 1, später ET 65 3 I
Man nannte ihn Iwan
Schweiz-Wettbewerb: Die prämierten Aufnahmen
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Nahverkehr in Dresden
Modemisierung der BR 52 Kondens von Gützold
Facelifting
Elsässer Kleinodien - selbstgebaut(3. Teil)
6. EJ-Modellbau-Wettbewerb
Glaskastlglück
Das EJ-Firmenporträt:
Piko
E 63 in HO von Piko
Prosit auf Oe:
Die Köstritzer Kleinbahn
Klmp und Lklp in HO und N
Go, Trabbi!
Eine alte bayerische Sitte
Der Totenbaum von Niederguding (2. Teil)
E 80 - Bausatz von Günther in HO
Seidenstickers Dioramenschätze:
Die Sporeneckbrückeüber die Bregenzer Ache
Digi-Tips: Intellibox Praxis (1. Teil)
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Unsere Neuheitenschau
Bahn-Notizen
Schaufensterder Neuheiten
Modellbahn-Notizen
Auto-Neuheiten
Auslosung der EJ-Leserreise
Mini-Markt
Fachhändler-Adressen
Impressum
Bahn-Post
Neue Bücher
Sonderfahrten und Veranstaltungen
Typenblatt: BR 06, Schnellzuglokomotive, DR
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Helge Scholz
Tirel: Brücken - hier bei Stromberg - sind für die Siegstrecke charakteristisch.
Daß dies freilich nicht alles ist, was die Verbindung Köln-BetzdorfSiegen an
Reizen zu bieten hat, beschreibt unser Beitrag ab Seite 6. Abb.: Ud0 Kandler
Eisenbahn-Journal 7/1999 - 5
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b
k
Nicht
Brücken
nur
B is Mitte der siebziger Jahre gehörte
worden, fielen der Spitzhacke anheim
oder mußten sich einer generellen Mo-
dernisierung unterziehen. Wo zuvor Te-
legrafenmasten den Schienenweg säum-
ten, stehen seither Oberleitungsmasten
aus Beton. Heute sind es daher just die
vielen Brücken, die den besonderen Reiz
der Streckeausmachen,hat man doch aus
bautechnischen Gründen bei der Elektri-
fizierung in deren Bereich auf die altbe-
währten Gittermasten zurückgegriffen.
Mit etwas Geschick und fotografischem
Gespür lassen sich die Brücken aus un-
terschiedlichenBlickwinkelnimmer wie-
der aufs neue in Szene setzen.
Erste Überlegungen, eine Bahn von Köln
durch das Siegtalnach Betzdorf und wei-
ter durch die Täler von Heller- und Dill
gen Frankfurt zu führen, gehen auf das
Jahr 1850 zurück. Das Komitee aus Kir-
an der Sieg die Dampftraktion ge-
nauso zum täglichen Bild wie der
Einsatz von Dieseltriebfahrzeugen.Es bot
sich ein noch recht vielseitiges Bild - bis
sich mit der Aufnahme des elektrischen
Zugbetriebs vor nunmehr fast zwei Jahr-
zehnten die Situationgrundlegend änder-
te. Viele Einrichtungen aus der Frühzeit
der Eisenbahn waren nun überflüssig ge-
6 - Eisenbahn-Journal 7/1999
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Alsesander
Sieg noch
dampfte: Mit
einem Güter-
nig =pelt
052 404 am
28. August 1975
aus dem
Freusburger
Tunnel. AM.:
Ud0 Kandler
Bahn zunächst drei Vorhaben entgegen.
Nebenjeweils eigenständigenVerbindun-
gen im Rheintal beidseits des Flusses fa-
vorisierte Nassau eine von Deutz über
Westerwaldund Taunus nach Wiesbaden
führende Bahntrasse.
Das konsequente Eintreten des Kirche-
ner Komitees für die Deutz-Gießener
Bahn bekam beizeiten Verstärkung durch
Interessengruppenin Köln und Siegburg,
die ihrerseits ein solches Projekt propa-
gierten. Ais dann schließlichder Bau der
linksrheinischenRheintalbahn im engen
Zusammenhang mit der Deutz-Gießener
Bahn gesehen wurde, war zumindest der
formelle Durchbruch geschafft. Nassau
hatte sich mit seinen Plänen also nicht
durchsetzen können.
Daß nun überraschend die Deutz-Gieße-
ner Bahn Oberwasser erlangte, lag allein
daran, daß diese Route, anders als beider
Strecke über Westerwald und Taunus,
weitgehend auf preußischemTerritorium
verlaufen würde. Allemal ausreichend,
sich staatlicherseits für die Deutz-Gieße-
ner Bahn auszusprechen. Am 26. Juli
1854 erteilte Preußen der Köln-Minde-
ner Eisenbahn-Gesellschaftdie Genehmi-
gung zum Bau der Strecke Deutz-Betz-
dorf-Gießen mit der Zweigbahn Betz-
dorf-siegen. Gleichzeitigwurde auch der
Bau eines Rheinübergangs zwischen
Köln und Deutz genehmigt. Die Kosten
des Vorhabens wurden auf 18,25 Mio.
Taler veranschlagt, 3 Mio. Taler entfie-
len auf den Bau der Rheinbrücke. Nach
Abschluß der Planung verpflichtete sich
die Köln-Mindener Eisenbahn-Gesell-
Schaft,das Projekt innerhalb von vier Jah-
ren auszuführen, woraufhin im Jahre
1855 die Bauarbeiten in Deutz begannen.
Als vor bald 150 Jahren
grünes Licht für den
Bau der Siegstrecke
Köln-B etzdorf-S iegen
gegeben worden war,
konnte der Eisenbahn
nur mittels zahlreicher
Brücken der Weg geeb-
net werden. Allein im
Siegtal galt es auf dem
knapp 76 km langen
Abschnitt zwischen
Siegburg und Siegen
den Flußlauf nicht we-
niger als 38mal zu
queren. Aber: Zwischen
Merten und Nieder-
schelden mußten im-
merhin auch 13Tunnels
geschlagen werden. Ein
Streckenporträt von
Ud0 Kandler
Aufgewertet: Seit 1991 beleben die mit
Loks der Baureihe 111 bespannten S-Bahn-
Züge der Linie Köln-Nippes-Au/Sieg
(S 12) die Siegstrecke.Hier ein Zug auf der
Brücke bei Stromberg. Abb.: Ud0 Kandler
chen war es, das erstmals entsprechende
Absichten in einer Denkschrift zum Aus-
druck brachte. Obwohl die Voraussetzun-
gen für ein solches Vorhaben aus wirt-
schaflicher Sicht aufgrund bedeutender
Industrieansiedlungen durchaus gut wa-
ren, waren es letztlich die unterschiedli-
chen staatlichen Interessen, die eine
schnelle Umsetzung verhinderten. So
standen dem Projekt der Deutz-Gießener
Eisenbahn-Journal 7/1999 7
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Schon bald sollte sich aber zeigen, daß
Preußen die Rechnung ohne den Wirt
gemachthatte und Nassau durch seinVeto
den Bahnbau erheblich verzögerte. Ver-
handlungen über den Trassenverlauf im
Dillenburgischenführten zunächst in eine
Sackgasse. Erst im Zusammenhang mit
dem Bau der nassauischen Lahntalbahn,
die ihrerseits in Wetzlar preußisches Ge-
biet tangierte, konnte 1859eine Einigung
herbeigeführt werden. Das findige Her-
zogtum trotzte dem übermächtigen Preu-
ßen bei Koblenz vertraglicheZusage zum
Bau der Pfaffendorfer Rheinbrücke ab,
die der nassauischen Rhein- und Lahn-
talbahn den Weg ins Linksrheinische frei
machen sollte. Erst jetzt konnte der Wei-
terbau der Deutz-GießenerBahn auf nas-
sauischem Gebiet erfolgen.
Unter Leitung des Geheimen Baurats
Hähner war der Streckenbau in 22 Sek-
tionen zu je 7,5 km unterteilt. An etlichen
Stellen wurde die Sieg umgeleitet, den-
noch waren zahlreiche Brücken unum-
gänglich. Die Inbetriebnahme erfolgte in
mehreren Etappen: 01.01.1859 Deutz-
Troisdorf-Siegburg-Hennej 15.10.1859
Hennef-Eitorj 01.08.1860 Eitorj-Au-
Wissen, 10.01.1861 Wissen-Betzdorf-
Kirchen-Siegen, 01.07.1861 Betzdorf-
diegstrecken-Vielfaltzu
Zeiten von Dampf und
Diesel: In Siegburg
bespannt 74 921 einen
Personenzug (rechte Seite
oben, aufgenommen im
Jahr 1938), im Bahnhof
Betzdorf treffen 044 594
mit einem Nahverkehrs-
Zug aus Siegen und eine
VT 95-Schienenbus-
Garnitur zusammen
(rechte Seite unten,
August 1975), zwischen
Eitorf und Merten führt
eine Diesellok der
Baureihe 215 einen
Eilzug Köln-Siegen
(unten, 1975) und 044 596
beim Befahren der
Drehscheibeim Bw
Betzdorf (1975).
Abb.: MV-Archiv, Hinzen,
Ud0 Kandler (2)
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