Eisenbahn Journal 2003-08.pdf

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Deutschland
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B 7539 E ISSN 0720-051 X
8/2003
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Kaum überfährt man die Grenze des Bald-EU-Landes Tschechien, ist
es wieder vorbei mit dem Klack-Klack der Schienenstöße und der
konservierten Eisenbahn-Romantik der letzten Jahrzehnte. Dann
schwebt der Zug wieder auf seinen Schienen, vorbei an aufgelassenen
Nebenbahnhöfen und die Abteile sind nur spärlich besetzt im
automobilorientierten Deutschland. Doch das war vor einigen
Stunden noch ganz, ganz anders!
Im Kleinstadtbahnhof Rumburg (Rumburk) im nördlichen Böhmen
ist die Bahnhofsgaststätte gut besetzt, Bier und Skatkarten machen
die Runde und natürlich Knödel mit Gulasch. Draußen stehen derweil
ein D-Zug mit Diesellokomotive samt vier grünen Schnellzugwagen
inmitten dreier vor sich hin dieselnden Triebwagen. Vor den
Triebwagen sind Blechschilder aufgestellt, zusätzlich zu den
Zuglaufschildern, man könnte ja in den falschen Wagen steigen. Der
Bahnhofsvorsteher schaut beflissen auf seine Uhr, ob denn auch unser
Triebwagen aus Ebersbach rechtzeitig ankommt. Er kommt. Auch
wenn es keinen Ein- oder Zweistundentakt gibt, hat man in jedem
Bahnhof Anschluss in jede mögliche Richtung. In verkehrsstarken
Zeiten fahren die Züge deutlich öfter und es kann schon mal
vorkommen, dass man neben zwanzig Schichtarbeitern oder einer
Bauersfrau mit Huhn im Korbe sitzt, es können auch sehr viele
Schulkinder sein. Von denen fährt keines Bus und auch keines wird
von einem Elternteil mit dem Auto gebracht. Pünktlich auf die
Minute setzen sich die Züge einer nach dem anderen in Bewegung.
Die Fahrt geht durch eine unverbaute Landschaft, durch Einschnitte
und über Brücken mit fantastischen Ausblicken. Die Stationen
unterwegs sind freilich alle besetzt. Auf den Abzweigbahnhöfen
warten die Anschlüsse auf einem zweiten Gleis und auf den jeweils
dritten Gleisen werden Güterwagen rangiert. Die Güterzüge dienen
überwiegend dem Kohle- und Holztransport. Neben den Ladestraßen
werden aber auch noch Güterschuppen für das benutzt, wofür sie
einst gebaut wurden. Und natürlich dürfen die Bahnhofsrestaura-
tionen wieder nicht fehlen, die Kartenspieler sitzen diesmal auch
draußen am Bahnsteig und winken dem Zuge zu. So geht die Reise
beschaulich dahin und man ahnt den tieferen Sinn der Worte, dass der
Weg das Ziel ist!
Warum wir Ihnen das erzählen? Ganz einfach. Bei dieser
Beschreibung handelt es sich eben nicht um die idyllisch Welt einer
Modelleisenbahn, die es sicherlich sehr gut sein könnte. Hier geht es
nicht darum, längst verloren Gegangenes quasi im Modell wieder
auferstehen zu lassen, in den eigenen vier Wänden. Hier tritt uns eine
reale Eisenbahnwelt entgegen, wie sie die meisten von uns nur noch
aus Erzählungen kennen. Und das Beste daran ist, dass diese Welt
direkt vor unserer Haustür liegt. Von München oder Dresden ist man
in etwa zwei Stunden im Böhmischen und dort kann man in diese
Welt eintauchen. Und vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung
gibt es seit kurzem das so genannte deutsch-tschechische
Freundschaftsticket, mit dem man analog zum Wochenendticket
Strecken hüben und drüben der Grenze etwa 50 km tief in das
jeweilige Land bereisen kann. Allerdings droht angesichts der EU-
Erweiterung zu befürchten, dass es mit der verträumten Eisenbahn-
Romantik in Böhmen bald vorbei sein könnte.
Wir haben uns immer wieder gefragt, warum es hier so und dort
anders ist. Man kann es drehen und wenden wie man will, es hat eben
alles mit Fortschritt und Wohlstand zu tun. Die Frage ist nur, ob es
diesen oder jenen Fortschritt und Wohlstand überhaupt braucht oder
ob der Preis dafür im Verlust vieler lieb gewonnener Details nicht
allmählich zu hoch wird. Eisenbahnfreunde werden diese Frage
jedenfalls relativ schnell beantworten. Und damit Sie, liebe Leser,
diese Frage an Hand eines direkten Vergleiches wieder einmal
diskutieren können, empfehlen wir Ihnen einmal einen Ausflug in
diese Märchenwelt für Bahnfreunde. Vielleicht überraschen Sie uns ja
mal mit einem tollen Bildbeitrag. Auf diesen freut sich
I HR I NGO N EIDHARDT
Vorbild & Modell: Neues Roco-H0-Modell der 01.5 und ihre Einsätze
auf Bundesbahn-Territorium, von Franz Rittig, ab Seite 18
Dampflok-Szenen:
Aus in Wedau
6
Das Kapitel InterRegio:
Geliebtes Stiefkind
10
Die 01.5 der Reichsbahn:
Grenzgänger
18
Wagen-Porträt:
„Eiserne“ Preußen
24
Die Baureihe 71.3 in Vorbild & Modell:
Flinkes Liesel für den Nahverkehr
28
Eisenbahntechnik:
Segmentdrehweichen
32
Ellok-Porträt Schweiz:
Die Altbewährten
34
Titel: Bei Signalstellung Hp2 fährt die 01 0525-4 nun nicht gerade
„mit Volldampf“ aus, aber mit ebensolchem wird die brandneue
Roco-Maschine die Gunst der Käuferschaft erobern! Wir haben das
Modell genau angesehen – unsere Meinung finden Sie auf Seite 22.
Abb.: EJ-Helge Scholz
Anlagenbau-Serie, Teil 3: Kleinbahnhof Förste nach KOK-Motiven,
von Wolfgang Langmesser, ab Seite 90
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Geschichte einer Zug-Gattung: Geliebtes Stiefkind – das Kapitel
InterRegio, von Konrad Koschinski, ab Seite 10
Lokomotiv-Porträt: Die altbewährten SBB-Re 4/4 II der ersten Bauserie,
von Beat Moser, ab Seite 34
Die 01.5 der DR als Roco-Modell
22
Bahn-Notizen
40
Brawas neue Wagenmodelle:
Preußische Kleinodien
Modell-Neuheiten
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26
Die Baureihe 71.3 in Vorbild & Modell:
Das Modell von Gützold
Mini-Markt
98
31
IIm-Anlage nach Schweizer Vorbild: RhB zum Anfassen
56
Auktionen • Börsen • Märkte
103
7. EJ-Modellbau-Wettbewerb: Ich will ALLES
62
Fachhändler-Adressen
106
H0m-Diorama nach korsischem Motiv:
Im Lande der Pinien und Zypressen 68
Faszination Gotthardbahn: Modellgebirge der Superlative 70
Anlagenplanung: H0/H0e-Anlage „Paulinzella“
Tummelplatz für 95er & Co.
Impressum
108
Neue Bücher
110
74
Bahn-Post
110
EJ-Redaktionsanlage Quattro Stagioni, Teil 28:
Der Eckvarianten zweiter Teil
76
Sonderfahrten und Veranstaltungen
111
Gebäudebausatz aus Ätzteilen:
Preußischer Schrankenposten in H0 82
36 457 – die Kohlenstaub-P 4.2 im Modell 86
Im Banne der Kleinbahn – H0-Anlage nach KOK-Motiven, Folge 3:
Bahnhof Föste
Cover und Hinweise zur Heft-CD
113
90
Abbildungen dieser Doppelseite:
Christian Eilers, Georg Wagner, Reto Steiner,
Wolfgang Langmesser, Mike Töpfer, EJ-Helge Scholz
Neue Ausgabe der EJ-Modellbahn-Bibliothek:
Aller Anfang ist nicht schwer
96
Anlagenplanung: Bahnhof Paulinzella – Tummelplatz für 95er in H0,
von Mike Töpfer, ab Seite 74
Fahrzeugbau: Kohlenstaub-P 4.2 als 36 457 auf Basis der Roco-Lok,
von Michael Trösken, ab Seite 86
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Abgesang:
Mitte der 1970er
Jahre wurde
Duisburg-Wedau
zum Auslauf-Bw
für DB-50er.
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mit der
Thematik des Betriebsmaschinendienstes zu
Zeiten der Dampftraktion befasst, wird
unweigerlich auch auf das Bw Duisburg-
Wedau stoßen. Als in den siebziger Jahre klar
war, dass sich auch die letzten Vertreter der
Dampftraktion bei der Deutschen Bundesbahn
das Rauchen abgewöhnen müssen, wurde die
am äußersten Südwestrand des Ruhrgebiets
gelegene Dienststelle von den DB-Oberen
zum Auslauf-Bw der Baureihe 50 auserkoren.
Ein glücklicher Umstand für den fotografie-
renden Chronist und Autor dieser Zeilen, dass
ausgerechnet dem persönlichen „Haus“-
Betriebswerk diese Aufgabe zuteil wurde. In
Wedau also hauchten die letzten DB-50er ihr
„Leben“ aus.
der 23. Februar 1977, als
alles zu Ende ging. Ein letztes Mal standen
die 050 904 und die 051 724 unter Dampf.
Beide längst keine waschechten Wedauerin-
nen mehr, vielmehr gehörten sie zum Tross
der Zugereisten. Sie bekamen in Wedau
lediglich noch eine Galgenfrist.
Passend zum Ereignis zeigte sich der Winter-
Nummern-Wandel: Zu guter
Letzt posiert 051 724 am
23. Februar 1977 noch einmal als
50 1724 auf der Drehscheibe.
tag von einer ausgesprochen trüben Seite.
Absolut kein Wetter, um auf den Auslöser der
Kamera zu drücken, fast zu schade um das
Filmmaterial. In diesen „historischen Stun-
den“ war das freilich etwas anderes, Prinzipi-
en galt es ab und an auch einmal im Sinne der
bildlichen Dokumentation hintenan zu stellen.
Wie immer war man in Wedau auch an diesem
letzten Dampf-Tag als Eisenbahnfreund
willkommen, schließlich traf man auf allseits
bekannte Gesichter. Ein kurzes „Hallo“ auf
der Lokleitung reichte aus. Längst war der
regelmäßige Abstecher dorthin liebgewordene
Gewohnheit. Nur hatte der Besuch diesmal
das unausweichliche Ende des Dampfbetriebs
zum Anlass. Nun war der Tag da, den man mit
Graus hat kommen sehen. Ganze drei
Eisenbahnfreunde fanden sich ein, um dem
unspektakulären Ereignis der letzten Stunden
beizuwohnen.
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