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NLP im Management –
Woher rühren die Schwierigkeiten?
von Dr. Bertold Ulsamer
LP hat den Anspruch, d i e Methode der exzellenten
Kommunikation zu sein. Dennoch wird NLP nicht in
allen Unternehmen geschätzt. Der folgende Beitrag
erörtert mögliche Ursachen, woher die Schwierigkeiten für
NLP als Kommunikationsmethode im Managementtraining
kommen.
Verhalten führt nicht zu einem abwertenden Urteil über den,
der nicht will, sondern wird als Feedback „So nicht!“ verstan-
den. Übersetzt heißt das: Wenn die Unternehmen NLP nicht
wollen, dann liegt das nicht an ihnen, sondern am unpassen-
den Verhalten der NLP-Trainer. Die Ablehnung ist ein Feed-
back: „So nicht. Wenn ihr uns NLP nahebringen wollt, dann
muß das auf eine andere Art und Weise geschehen!“
Das Neuro-Linguistische Programmieren, bekannt unter
dem Kürzel NLP, verbreitet sich im Managementtraining im-
mer weiter. Die Fülle der Anzeigen, in denen Seminare in und
mit NLP angeboten werden, wächst kontinuierlich an. Und
dennoch — mit der steigenden Zahl engagierter Befürworter
steigt auch die Zahl der Unternehmen, die NLP ablehnen. Im-
mer wieder höre ich von Unternehmen, deren Weiterbildner
oder Führungskräfte an einer NLP-Präsentation oder an einem
mehrtägigen Seminar teilgenommen haben und nach diesem
Kontakt die Methode für ungeeignet halten.
NLP: Ein Wirrwarr von interessanten Tech-
niken?
Zusammen mit einem Kollegen führte ich Mitte der 80er Jahre
ein erstes 3tägiges NLP-Seminar für Führungskräfte eines frän-
kischen Industrieunternehmens durch. Wir, die Trainer, sind
begeistert von den Möglichkeiten des NLP und bemühen uns,
die Teilnehmer anzustecken, indem wir versuchen, das Wich-
tigste von NLP zu vermitteln. Wir üben, wie man einen guten
Kontakt (Rapport) durch Angleichen (Pacing) herstellt. Wir
nehmen Rollenspiele auf Video auf, um die Wichtigkeit der
unterschiedlichen Sprachstile (Repräsentationssysteme) zu
verdeutlichen. Wir führen Übungen durch, um die innere Ver-
arbeitung anhand der Augenmuster zu demonstrieren. Wir
weisen hin auf die positiven Absichten (Reframing), von de-
nen auch nach außen hin krasses Fehlverhalten von Mitarbei-
tern getragen wird.
Leider erleben wir in den 3 Tagen nicht, daß der berühmte
Funke überspringt. Die Teilnehmer beteiligen sich zwar bei je-
der Übung aufmerksam. Sie finden das auch alles ganz inter-
essant. Aber gleichzeitig scheinen sie von Tag zu Tag verwirr-
ter. „Wie hängt das denn eigentlich alles zusammen?“ wird ih-
re große Frage bei der Schlußbesprechung.
NLP tritt mit dem hohen Anspruch auf, das Trainingswesen
in vielen Punkten entscheidend zu bereichern. NLP-Seminare
wollen Führungskräften und Verkäufern die exzellente Kom-
munikation vermitteln. Andere Seminare sollen helfen, die ei-
gene Persönlichkeit schnell und vollständig zu entwickeln.
Dem einzelnen wird versprochen, daß er alle seine Ziele errei-
chen und jede gewünschte neue Fähigkeit erlernen kann.
Wenn all das realisiert würde, müßte NLP von jedem Un-
ternehmen begeistert aufgenommen werden. So geschieht es
auch manchmal. Aber nicht immer! Wer sich auf den
Führungsetagen umhört, wird zwei Gruppen finden: eine, die
begeistert und sehr angetan von den Möglichkeiten ist. Und
dann die andere Gruppe, die nichts von NLP hält.
Für mich als jemand, der selbst die Methoden des NLP trai-
niert und vermittelt, und der sie für eine große Bereicherung
im Training hält, stellt sich die Frage: Was läuft schief? Woran
liegt es, daß Leute mit durchaus gesundem Menschenverstand
NLP für ungeeignet halten?
Hilfreich für die Antwort sind mir Erinnerungen an eigene
Fehler, die mir gerade zu Beginn der Arbeit als Trainer mit NLP
unterlaufen sind. Aus diesen Fehlern suche ich Rückschlüsse
auf die vielfältigen Ursachen zu ziehen, die dem NLP und den
NLPlern im Wege stehen.
Ein Grundsatz von NLP, der für die folgenden Antworten
von Bedeutung ist, lautet: Eine negative Reaktion auf eigenes
In unserer internen Seminarkritik stellen wir fest, daß die
Reichweite der vermittelten Inhalte in vielen Fällen den Teil-
nehmern nicht bewußt wurde. Weshalb? Weil wir ihnen zu
viele Inhalte vermitteln wollten, anstatt uns auf einige wenige
zu beschränken und dabei in die Tiefe zu gehen. Wir mußten
gleichzeitig erkennen, daß manches zwar in der NLP-Theorie
schön und gut ist. Es muß sich so aber nicht unbedingt augen-
fällig in der betrieblichen Praxis wiederfinden. So wollten wir
im Seminar mit einem Rollenspiel über Gehaltserhöhung die
unterschiedlichen Sprachstile aus dem Bereich des Sehens,
Hörens und Spürens aufzeigen. Aber Fehlanzeige! Die paar
Minuten Rollenspiel geben dafür einfach nicht genug Material
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Ulsamer – NLP im Management
her — außer man wollte es an den Haaren herbeiziehen.
In einem Trainingsseminar eines Unternehmens genügt es
nicht, wie in der zeitlich viel umfangreicheren NLP-Ausbil-
dung die verschiedenen Inhalte nebeneinander darzustellen
und zu üben. Die Teilnehmer wollen die Zusammenhänge mit
ihrem Alltag sehen und verstehen. Diesen Ansprüchen genügt
es nicht, wenn ein Trainer sich am Aufbau der herkömmli-
chen, überwiegend therapeutisch ausgerichteten NLP-Ausbil-
dungen orientiert.
Maschinenführern, die sich an drei Nachmittagen für den Um-
gang mit ihren Mitarbeitern fortbilden sollten. Die Maschinen-
führer bedienten komplizierte teure Druckmaschinen zusam-
men mit zwei oder drei Hilfsarbeitern. Ihre Aufträge erledigten
sie im Lärm, in der Hitze und unter ständigem Zeitdruck. Das
Thema Mitarbeiterführung war ihnen völlig fremd. Bei Semin-
arbeginn saßen sie passiv, abwartend und etwas mißtrauisch
im Nebenraum einer Gaststätte und warteten auf das, was auf
sie zukam — eine Haltung, die ich durchaus verstehen konnte.
Mein üblicher Arbeitsstil, die Teilnehmer stark einzubezie-
hen und sie bei ihren Interessen abzuholen, versagte, weil sie
darauf warteten, was ich ihnen zu vermitteln hätte. Schließlich
verwendete ich den ersten Nachmittag darauf, das Thema
„Anerkennung“ zu besprechen, worauf ich eine Entspan-
nungsübung und einen ersten Kontakt mit inneren Bildern an-
schloß.
Auch der zweite Nachmittag zum Thema Konflikte verlief
zäh und für mich unbefriedigend. Schließlich war ich aus zwei
Gründen immer verzweifelter: Einmal, weil ich mit dem mir
vertrauten Seminarstil scheiterte und zum anderen, weil ich
das Gefühl hatte, speziell wegen meiner NLP-Kenntnisse die-
sen Auftrag erhalten zu haben, aber nicht im geringsten in der
Lage war, irgendwelche spektakulären Wunderdinge zu voll-
bringen.
Die Lösung geschah einmal über ein Telefongespräch, das
ich mit dem zuständigen Weiterbildungsleiter über die Proble-
matik führen wollte. Zwar erreichte ich ihn nicht, aber ich be-
richtete der mir bekannten Sekretärin, worum es ging. Als sie
mir dann ganz locker entgegnete: „Aber das wissen wir doch,
daß diese Arbeit Zeit braucht“, verschwand der innere Lei-
stungsdruck. Das Thema Seminarstil besprach ich mit einem
NLP-Kollegen. Wir arbeiteten daran, wie ich mehr meine Kräf-
te und Fähigkeiten einsetzen und mich flexibler auf die Teil-
nehmer einstellen könnte. Ganz klar ergab sich, daß ich be-
stimmter vorgehen und die Teilnehmer mehr fordern mußte —
was mir dann, sozusagen als happy end, am dritten Nachmit-
tag auch gelang.
Fazit: Seminarteilnehmer suchen und brauchen einen
gedanklichen „roten Faden“, der die Inhalte für sie verbindet.
Das einfache Aneinanderreihen einzelner NLP-Techniken
genügt diesen Ansprüchen nicht. Weniger ist oft mehr! Es ist oft
sinnvoller, bei einem Thema zu bleiben und das in unter-
schiedlichen Zusammenhängen zu vertiefen. Außerdem ist
wichtig, daß nicht alles, was in der (oft mehr therapeutisch aus-
gerichteten) Ausbildung funktioniert und sich als wirkungsvoll
erwiesen hat, in einem Weiterbildungsseminar für Führungs-
kräfte tauglich ist.
„Pacing“ nicht predigen, sondern tun!
„Pacing“ ist ein Fachbegriff im NLP für eine grundlegende Vor-
aussetzung des guten Kontakts. „Pacing“ bedeutet, daß ich
mich für erfolgreiche Kommunikation zunächst voll und ganz
auf meine Partner einstelle und in einen gleichen Rhythmus
mit ihnen gelange. Pacing beinhaltet, daß ich die gleiche Spra-
che spreche, einen ähnlichen körpersprachlichen Rhythmus
finde und emotional die gleiche Schwingung aufnehme. Es be-
deutet, daß ich mich auf ihre Interessen einstelle und ihre Be-
dürfnisse verstehe. Diese Qualitäten sind zu einem guten Kon-
takt genauso wichtig für eine Abteilungsleiterin, für einen Ver-
käufer wie für die Rolle des Ehepartners.
Daraus folgt selbstverständlich: Dieses ganzheitliche Ein-
stellen auf den anderen ist die erste wichtige Qualität des NLP-
Trainers im Umgang mit seinen Teilnehmern. Er stellt sich
sprachlich, körpersprachlich, emotional auf sie ein und orien-
tiert sich an ihren Interessen. Genau hier mangelt es aber häu-
fig! Teilnehmer erleben NLP-Trainer, die nicht auf ihre Bedürf-
nisse eingehen, sondern lediglich bestimmte Methoden und
Techniken vermitteln wollen, die mit ihrer Praxis wenig zu tun
haben.
Das Dilemma kommt daher, daß sich der Trainer auf die
Vermittlung bestimmter NLP-Methoden festgelegt hat. Nun
trifft er auf Teilnehmer, die aus der betrieblichen Praxis kom-
men, wo sie sich mit ganz konkreten Problemen herumschla-
gen. Für die Lösung dieser Probleme suchen sie Unterstüt-
zung. Häufig passen die speziellen NLP-Techniken nicht zu
den Problemen. Wer z. B. Schwierigkeiten hat, Gehaltsforde-
rungen zu stellen (oder abzuwehren), für den ist die Beobach-
tung der Augenstellung von sehr geringer Wichtigkeit.
Ein häufiges Beispiel für ungenügendes Eingehen auf Teil-
nehmer ist, wenn der Trainer sie mit neuen Fachausdrücken
(Pacing, Leading, Repräsentationssystem, Reframing) über-
schüttet, als ob hier völlig neue Inhalte vermittelt würden. Bald
erkennen die Teilnehmer aber, daß häufig Dinge, die ihnen
schon bisher bekannt waren („Hol deinen Mitarbeiter oder
Kunden da ab, wo er steht!“), nur auf andere Art und Weise be-
schrieben werden. Gleichzeitig tut der Trainer aber so, als ob
dies die letzten bahnbrechenden Erkenntnisse seien. Denn un-
erfahrene NLP-Trainer unterscheiden nicht zwischen dem,
was wirklich neu ist, wie z. B. die besondere Berücksichtigung
des Angleichens (Spiegeln) von Haltung, Gestik, Mimik, Atem,
Tonfall, Sprechrhythmus und dem, was schon vorher Allge-
meingut war. Dann fühlen Teilnehmer sich für dumm verkauft
und lehnen NLP als „Humbug“ ab.
So war eine meiner schwierigsten Aufträge ein Seminar mit
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Fazit: Der Trainer praktiziert NLP, indem er sich auf die
Bedürfnisse der Teilnehmer einstellt und sie bei der Lösung ih-
rer Schwierigkeiten in ihrer Sprache unterstützt. Er praktiziert
kein NLP, wenn er NLP-Techniken mit englischen Fachaus-
drücken ohne Zusammenhang mit den Bedürfnissen der Teil-
nehmer in den Raum stellt.
einer solchen Situation z. B. über Augenbewegungsmuster
und das Erkennen von Sprachstilen glaubt, die exzellente
Führung vermitteln zu können, wird zu Recht abgelehnt.
Neben dem äußeren Druck gibt es auch den inneren
Druck. Der ist daran erkennbar, daß sich jemand fest an seine
Auffassungen klammert und nicht bereit ist, sich mit anderen
Standpunkten auseinanderzusetzen. Innerer Druck verhindert
geistige Beweglichkeit. Eine solche Führungskraft will in erster
Linie bleiben, wie sie ist. Hat sie Probleme mit Mitarbeitern,
dann ist ihr Bestreben, daß der andere sich ändert. Dazu sucht
sie wirksame Methoden und Techniken.
Exzellente Kommunikation nach NLP wirkt aber nur dann,
wenn ich über das Erlernen von Techniken hinaus mein eige-
nes Handeln und meine eigenen Grundsätze und Überzeu-
gungen hinterfrage. Eine Arbeit, die in eine solche Tiefe geht,
erfordert Behutsamkeit. Will der Trainer zu schnell diese
Grundhaltungen vermitteln, lassen Teilnehmer sich nicht er-
reichen. Sie erkennen nicht die Tragweite der Inhalte und wer-
ten sie als ungeeignet oder banal ab.
Wer unter Druck steht, kann das Potential
von NLP nicht erfassen
Wer unter Druck steht, will Lösungen und Rezepte für seine
konkreten Probleme. Er ist wie jemand, der schwimmt und
droht unterzugehen. Er will jemand, der ihm den Druck und
die Angst wegnimmt, indem er ihm ein Schwimmkissen zu-
wirft oder die Hand reicht, um ihn ins Boot zu ziehen. Aber er
hat keine Aufmerksamkeit für jemand, der ihm die Feinheiten
des Schwimmens vermitteln und die Eleganz seines Stils ver-
bessern will.
NLP ist die hohe Kunst des Umgangs mit Menschen. Ein
wichtiger Teil sind Einstellungen als Voraussetzung für erfolg-
reiches Handeln. Eine solche Einstellung spiegelt sich in Sät-
zen wieder wie „Jedes Handeln, auch wenn es sich nach
außen hin noch so fehlerhaft und (selbst-)schädigend darstellt,
wird von einer — oft unbewußten — positiven Absicht getragen
(Reframing)“. Die Umsetzung einer solchen Auffassung in
praktisches Handeln erfordert die Bereitschaft zu neuen Sicht-
weisen und zu neuen Handlungsschritten.
Sehr lehrreich war hier für mich eine Seminarreihe für
Führungskräfte eines Unternehmens. Ein Baustein war eine
halbtägige Einführung in das Reframing, d. h. in die Sichtwei-
se, hinter negativem Verhalten die positive Absicht aufzu-
spüren und dadurch zu neuen Reaktionen zu kommen.
Das gleiche Seminar wurde von mir für sieben verschiede-
ne Gruppen durchgeführt. Bei der Schlußauswertung der Se-
minare zeigte sich, daß in einer Gruppe dieser Baustein als der
bedeutungsloseste und in einer anderen Gruppe als der wich-
tigste gewertet wurde. Wie läßt sich das erklären?
Die Teilnehmer, die das Reframing für sich selbst als wert-
voll einschätzten, waren Verkaufsleiter und Verkäufer. Berufs-
bedingt brauchten sie Flexibilität im Umgang mit ihren Kun-
den. Sie waren wach und von rascher Auffassungsgabe, was
den Umgang mit Menschen betraf. Die Gruppe, die Reframing
nicht besonders schätzte, war eine Gruppe von Abtei-
lungsleitern im technischen Sektor. Sie waren mehr
an konkreten Hilfen und Leitfäden in der Gesprächs-
führung interessiert als an neuen Perspektiven und
Blickwinkeln.
Damit ist jemand überfordert, dem aktuell das Wasser bis
zum Hals steht. Der Abteilungsleiter, der sich gerade mit Ar-
beitsüberlastung und sich verweigernden Mitarbeitern herum-
schlägt, will nicht die positive Absicht hinter dem Verhalten
seiner Mitarbeiter entdecken. Er hat dazu nicht den nötigen
Abstand, weil er zu stark in kräftezehrende Auseinanderset-
zungen verwickelt ist. Er braucht als erstes für sich selbst Kraft
(Ressourcen) und Abstand. Der Trainer hat die Aufgabe, auf
seine Bedürfnisse einzugehen, d.h. ihm erst einmal den Druck
wegzunehmen und ihm zu dem nötigen Abstand zu verhelfen.
Eine hilfreiche Technik des NLP ist in einer solchen Situation
beispielsweise die Arbeit mit inneren Bildern. Erinnerungen
an die eigenen Fähigkeiten und an Situationen, in denen
Schwierigkeiten gemeistert wurden, werden wieder
hergeholt. Dies kann auch durch einfache Übungen gesche-
hen, die wie selbstverständlich unspektakulär im Seminar
eingebaut sind. Wichtig
ist vor al-
lem, daß
die Teilneh-
mer erreicht
werden. Wer als
Trainer
in
Fazit: Wenn jemand am Verhungern ist, dann
will er nicht angeln lernen. Er
will einen Fisch! Die Kunst des
Trainers ist es, zu
erken-
nen, wie
„hungrig“ der
Teilnehmer
ist und was sei-
ne konkreten Be-
dürfnisse sind. Wenn Teilneh-
mer unter Druck stehen, dann ist der erste
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Ulsamer – NLP im Management
Schritt, NLP zu nutzen, um den Druck wegzunehmen und die
Teilnehmer in einen guten Zustand zu führen. Fortgeschrittene
Methoden des NLP setzen geistige Flexibilität voraus. Diese
geistige Beweglichkeit ist als erstes im Seminar zu fördern —
sonst verpuffen wertvolle Lösungsansätze.
zuhalten und klar zu ihnen zu stehen. In der Folge hätte ich
dann mit ihm gemeinsam nachträglich eine machbare und an-
gemessene Alternative entwickelt.
Denn mit NLP bin ich kein Fachmann für Kommunikations-
inhalte (so daß ich weiß und wissen muß, was das beste Ver-
halten für jede Situation ist), sondern ich bin ein Fachmann für
den Lösungsprozeß. Das heißt, ich kenne Methoden und
Techniken, um den einzelnen und eine Gruppe (oder auch
mich selbst) zu unterstützen, um seine und ihre Lösungen zu
finden. NLP wird oft, manchmal sogar von sog. NLP-Trainern,
eng und damit falsch verstanden.
NLP vermittelt Einsichten und nicht le-
diglich Techniken
Wieder ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Nach den
ersten Artikeln, die ich Mitte der 80er Jahre über NLP geschrie-
ben hatte, kamen immer wieder Anfragen. So kam es zu einem
Acquisitionsgespräch mit dem Weiterbildungsleiter einer
Bank. „Was ist denn NLP genau?“ wollte er von mir wissen.
Meine Antworten waren ihm zu theoretisch. „Ich habe da eine
Situation“, sagte er mir. „Was hätten Sie denn da mit Ihrem
NLP gemacht? Die Situation war die: Wir hatten ein Meeting
der Führungskräfte und das Thema war der Umgang mit Alko-
holikern. Und da sagte ein Kollege: 'Die müßte man alle raus-
werfen.' Da bin ich ausgerastet und habe ihn wegen seiner Un-
menschlichkeit gewaltig angefahren. Hinterher fand ich mei-
ne Reaktion zu heftig und unpassend. Jetzt sagen Sie mir mal,
was ich da mit NLP hätte anders machen können?“ Auf diese
Weise gefordert, kramte ich in meinem Repertoire und machte
ihm eine Reihe von Vorschlägen. Aber alles, was ich ihm sagte
(vom Reframing bis zum Aktualisieren seiner Ressourcen)
paßte ihm nicht. Schließlich war er recht enttäuscht und das
Gespräch wurde abgebrochen.
In meiner NLP-Übungsgruppe konnte ich diese Situation
besprechen. Als mein Kardinalfehler stellte sich heraus, daß
ich NLP nicht anwendete, sondern versucht hatte, verbal zu
vermitteln. Mein Gesprächspartner hatte offensichtlich
Schuldgefühle wegen seiner heftigen Reaktion. Hinweise auf
Handlungsalternativen nahmen ihm dieses Gefühl nicht weg,
sondern verstärkten es eher noch. Jede meiner Antworten be-
deuteten nämlich für ihn: „Du hättest auch anders handeln
können.“ Das verschlimmerte sein unangenehmes Gefühl.
Kein Wunder, daß ich für ihn ein unangenehmer Gesprächs-
partner war und er froh war, als ich ging!
NLP anzuwenden hätte folgendes Vorgehen be-
deutet: Wenn jemand sich in einem blockierten
Zustand befindet, ist der erste wichtige
Schritt, ihn wieder in einen guten Zu-
stand zu führen. Erst dann ist er in
der Lage, seine Kräfte konstruktiv
und zielgerichtet einzusetzen.
Schritte, den Weiterbildungslei-
ter vom schlechten Gewissen
zu entlasten, wären beispielsweise gewesen, ihn darauf hinzu-
weisen, wie gut es manchmal für andere (Beispiel: dieser Kol-
lege) sein kann, eine direkte spontane emotionale Reaktion zu
erhalten. Denn das kann der Auslöser dafür sein, daß sie ihre
Einstellung überdenken. Und es ist sehr wichtig für einen
selbst, eigene Werte (wie Verständnis für Mitmenschen) hoch-
Fazit: Wertvoller als einzelne isolierte Techniken des
NLP sind seine Grundhaltungen und die Einstellungen, die es
vermittelt. Die Zielrichtung, mit der NLP im Managementtrai-
ning anzuwenden ist, geht dahin, die Teilnehmer zu unterstüt-
zen, immer besser und schneller ihre eigenen Lösungswege
und Lösungen zu entwickeln.
Schein und Wirklichkeit
Das Beherrschen bestimmter Methoden und Techniken macht
einen noch nicht zur exzellenten Führungskraft, zum exzel-
lenten Verkäufer — und auch nicht zum exzellenten Trainer.
Ein Schnelldurchgang mit 3 Tagen NLP-Techniken wird nie-
mals aus dem rigiden Abteilungsleiter die offene, flexible
Führungspersönlichkeit machen können. Denn es genügt
nicht, wie ein perfekter Schauspieler alle die Verhaltenswei-
sen zu studieren und zu erlernen, die Menschen nach unseren
persönlichen Wünschen zu beeinflussen. Damit würden wir
in einem Schlaraffenland der perfekten Chefs, Mitarbeiter,
Kunden und Ehepartner leben. Mancher hätte gern, daß das so
funktionieren würde. Aber dem ist nicht so. Denn: Menschen
lassen sich nicht auf Dauer durch angelerntes Verhalten mani-
pulieren. Wer mit einem aufgesetzten Verhalten und irgend-
welchen Tricks kommt, der kann einen anderen einmal her-
einlegen und oft auch ein zweites oder drittes Mal. Aber dann
ist der andere auf der Hut und un-
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