Gabriel Galen - Traumtor 02 - Rowins Geschichte.pdf

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Das Traumtor II
Rowins Geschichte
Von Gabriel Galen
Vorwort
Nachdem meine Freundin (wir wollen sie ab
jetzt Athama nennen, da sie mich bat, ihre
Identität geheim zu halten) mein Haus
wieder verlassen hatte, war ich völlig verwir-
rt. Ihre Geschichte war so absurd, dass ich
sie für den Ausbruch einer überhitzten
Phantasie hielt. Aber Athamas Verzweiflung
und ihr desolater Zustand waren echt, und in
mir entstand gegen alle Logik ein leiser
Zweifel, ob ich mit meiner Einschätzung
wirklich richtig lag. War das alles wirklich
nur die Hysterie einer einsamen Frau, die
ihre Wünsche und Träume für sie hatten
Wirklichkeit werden lassen? Hatte sie es sich
tatsächlich nur eingebildet, die unwiderleg-
baren
Beweise
für
die
Wahrheit
ihrer
Geschichte
in
ihrem
Garten
vorzufinden?
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Fast war ich versucht, hinter ihr her zu
fahren, um mir diese Beweise selbst anzuse-
hen. Doch dann schalt ich mich einen Nar-
ren. Es waren seit ihrer angeblichen Rück-
kehr mehrere Tage vergangen und es hatte
geregnet. Selbst wenn die Hufabdrücke im
Garten wirklich vorhanden gewesen waren,
wären sie durch den starken Regen schon
längst zerstört worden. Somit war es für
mich unmöglich geworden, Wahrheit oder
Fiktion nachzuprüfen. Trotzdem machte ich
mir große Sorgen um sie. In den nächsten
Tagen versuchte ich ständig, sie telefonisch
zu erreichen, aber das Telefon schien abges-
tellt zu sein. Meine E-Mails wurden zwar ge-
lesen, aber nicht beantwortet. Nach einer
Woche entschloss ich mich, zu ihr zu fahren.
Das Haus war verschlossen, die Rollladen bis
auf einen kleinen Spalt heruntergelassen.
Doch die Pflanzen im Vorgarten waren frisch
gewässert, und so nahm ich an, dass sie woh-
lauf war. So machte ich mich halbwegs ber-
uhigt wieder auf den Heimweg.
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Wochen vergingen, aber selbst auf meine
Nachricht, dass ihre Geschichte mittlerweile
erschienen war, bekam ich keine Reaktion.
Ein gemeinsamer Bekannter erzählte mir,
dass Athama sich völlig zurückgezogen und
auch
den
Kontakt
mit
ihren
Freunden
abgebrochen hatte.
Es war schon wieder Winter geworden, als
mir eines Tages der Postbote einen dicken
Briefumschlag aushändigte. Ein Absender
war nicht angegeben, und dem Poststempel
konnte ich nur entnehmen, dass er irgendwo
in Südamerika aufgegeben worden war.
Gespannt öffnete ich das Päckchen und fand
einen Stapel kariertes Papier, das eng bes-
chrieben war. Auf der ersten Seite stand als
Überschrift „Rowins Geschichte“. Sofort set-
zte ich mich nieder und begann zu lesen.
Kapitel I
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Schweißgebadet fuhr Rowin aus seinem
Traum hoch. Verwirrt und schlaftrunken
tastete seine Hand neben sich über die küh-
len Seidenlaken. Doch die suchenden Finger
griffen ins Leere. Wo war Athama? Im selben
Augenblick war er hellwach. Mit einem Ruck
setzte er sich auf und starrte entsetzt auf die
Stelle des Bettes, an der sich noch der Ab-
druck ihres Körpers abzeichnete. So war es
also doch kein Traum gewesen! Athama,
seine Athama, sie hatte ihn verlassen! Doch
nein, das war ja Unsinn! Natürlich hatte er
nur geträumt. Sie liebte ihn, das wußte er.
Hatte sie nicht noch am Abend gesagt, dass
sie ihn nie ohne Zwang verlassen würde?
Und wer hätte sie wohl gegen ihren Willen
dazu zwingen können? War er nicht der
König von Valamin, der unumschränkte
Herrscher dieses Landes? Wer hätte wagen
sollen, die Frau, die er liebte, zu etwas zwin-
gen zu wollen?
Nein, sicher war Athama schon aufgestanden
und
hatte
ihn
nicht
wecken
wollen.
Ein
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