Der Spiegel 2006 12.pdf

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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
20. März 2006
Betr.: Titel, Schröder, Stasi
D auerhaft Single sein, das wollen die wenigsten. Eine ganze Industrie kümmert sich
inzwischen um die Alleinstehenden der Republik. Dabei sind die Lonely Hearts
nicht nur interessant für professionelle Kuppler und Online-Kontaktbörsen. „So-
gar Hundefutterproduzenten haben die Singles als Zielgruppe entdeckt“, sagt
SPIEGEL-Redakteur Dominik Cziesche, 28,
der gemeinsam mit Andrea Brandt, 37,
Gunther Latsch, 46, und Mitarbeiter Steffen
Kraft, 27, für die Titelgeschichte recher-
chierte. Dass dem Alleinsein zudem ein
Stigma anhaftet, konnte SPIEGEL-Redak-
teurin Ulrike Demmer, 32, beim Besuch
einer Single-Party in einer Disco bei Ham-
burg erleben: „Kaum einer gab offen zu,
einen Partner zu suchen, viele beteuerten,
nur ganz zufällig dort gelandet zu sein.“
Den obligatorischen Zahlen-Aufkleber, der
es den Gästen ermöglichen soll, von Nummer zu Nummer Briefe zu schreiben, woll-
ten sich die meisten denn auch nicht auf die Brust kleben. Demmer selbst hat als „154“
(erfolgreich) versucht, zu Singles Kontakt aufzunehmen: „Es ist wie eine Verkaufs-
messe in eigener Sache, man fühlt sich wie auf dem Basar“ (Seite 78).
Demmer (l.), Single-Party-Gäste
N ach dem Umzug des SPIEGEL-Hauptstadtbüros vor ein paar Wochen in neue
Räume am Pariser Platz begegnete Redakteur Markus Feldenkirchen, 30, häufig
einem prominenten Polit-Rentner: Altkanzler Gerhard Schröder, 61, hat ebenfalls
nahe dem Brandenburger Tor sein Berliner Quartier genommen. Oft sah Feldenkir-
chen ihn morgens auf dem Boulevard Unter den Linden wandeln auf dem Weg in sein
Büro im ehemaligen Ministerium für Außenhandel der DDR. Nachmittags schaute
Schröder gern auf ein Wiener Schnitzel im Café Einstein vorbei. Inzwischen ist
der Altkanzler nicht mehr so häufig in Berlin
unterwegs, und Feldenkirchen, der Schröders
Schritte in ein neues Leben beobachten wollte,
musste reisen. Denn der Sozialdemokrat ver-
sucht sich jetzt als internationaler Geschäfts-
mann und lässt sich auch gern als Redner
engagieren – in Wien, Dubai oder Indien: „Den
Kanzlermantel hat er schnell abgestreift“, so
Feldenkirchen, „seine neue Rolle hat Schröder
aber noch nicht gefunden“ (Seite 50).
Feldenkirchen
S echzehn Jahre nach dem Untergang der DDR kommt jetzt ein Stasi-Thriller in die
Kinos, der den Geheimdienst in all seiner Perfidie auferstehen lässt. „Das Leben
der Anderen“ zeigt, wie die Stasi Schriftsteller bespitzelte, wie Paranoia den Alltag
beherrschte. Es ist nur ein Film, doch die Realität im Arbeiter-und-Bauern-Paradies
stand dem in nichts nach, wie die SPIEGEL-Redakteure Lars-Olav Beier, 41, und Mat-
thias Matussek, 52, beschreiben. Bizarr allein schon, dass unter jenen Geheimen, die
Autoren überwachten, sich selbst etliche zum Dichten berufen fühlten. „Zirkel schrei-
bender Tschekisten“ nannten sie sich. SPIEGEL-Mitarbeiter Malte Herwig, 33, gelang
es, ehemalige Mitglieder dieser Gruppe zu finden und mit ihnen über die Dichterrunde
zu sprechen. In der Birthler-Behörde entdeckte er zudem Akten, die belegen, wie groß
die Angst des Regimes vor der subversiven Kraft der Kunst war: Denn die Spitzel wur-
den selbst bespitzelt, ihre Lyrik und Prosa misstrauisch interpretiert und auf Doppel-
deutigkeiten hin abgeklopft (Seite 172).
5
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
12/2006
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In diesem Heft
Titel
Online-Börsen profitieren vom Geschäft
mit der Einsamkeit ................................................ 78
Schwierige Partnersuche im Internet ..................... 88
Flirt-Trainer helfen Schüchternen auf die Sprünge ... 90
Die neue deutsche Frage
Seite 22
Nachdem der hessische Innen-
minister Volker Bouffier (CDU)
seinen 100-Fragen-Test für Ein-
bürgerungswillige vorgestellt hat,
flammt die Debatte um den
richtigen Umgang mit Pass-Be-
werbern wieder auf. Sollen sie
nur das Grundgesetz akzeptie-
ren und Deutsch sprechen kön-
nen? Oder müssen sie zum Bei-
spiel wissen, wer Robert Koch
war? Die Diskussion zeigt auch,
dass die Deutschen immer noch
auf Identitätssuche sind.
Deutschland
Panorama: Washington beschneidet Berliner
Rolle bei Uno-Iran-Verhandlungen /
Bundesanwaltschaft verdächtigt irakischen
Osthoff-Vertrauten der Entführung ........................ 17
Staatsbürgerschaft: Nach Jahrzehnten
der Unsicherheit erprobt die
Politik neue Regeln zur Einbürgerung ................... 22
Bundeswehr: Im Bundestag grassiert
der Widerstand gegen einen Einsatz der
Streitkräfte im Kongo ............................................ 30
Bundesregierung: Angela Merkel sucht nach
Wegen, die Fußball-WM politisch zu nutzen ......... 32
Demoskopie: Meinungsforscher klagen über die
sinkende Zahl der Telefonfestnetzanschlüsse ........ 38
Immigranten: Warum Berlin ein
vom Bundespräsidenten ausgezeichnetes
Kurdenmädchen abschieben will ........................... 42
Lebensmittel: Neues Verbrauchergesetz
schützt Panscher und Pfuscher .............................. 46
Altkanzler: Gerhard Schröders neuer Kampf
um Anerkennung .................................................. 50
Rechtsradikale: Wie die NPD im Osten
um brave Bürger wirbt .......................................... 56
Islamisten: Geheimdienstler suchen nach
Radikalen in Deutschlands Moscheen ................... 58
Justiz: Abzocke bei Prozesskostenhilfe soll
verhindert werden ................................................. 64
Junge Türkinnen in Berlin
Merkel hält den Ball flach
Seite 32
Wenige Monate vor Beginn der
Weltmeisterschaft nähert sich
Bundeskanzlerin Angela Mer-
kel langsam dem Thema Fuß-
ball an. In der ihr fremden Män-
nerwelt sucht sie noch nach den
richtigen Gesten und Bildern,
während sie sich auf politischem
Gebiet festgelegt zu haben
scheint: Einen Bundeswehrein-
satz zum Schutz der WM soll es
nun doch nicht geben.
Gesellschaft
Szene: Ausstellung über das Image von Porno-
Darstellern / US-Autorin Barbara
Ehrenreich beschreibt das Schicksal
arbeitsloser Führungskräfte ................................... 65
Eine Meldung und ihre Geschichte ....................... 66
Globalisierung: Eine pakistanische
Industriestadt versorgt die Welt mit Fußbällen ...... 68
Ortstermin: Die Echo-Verleihung in Berlin .......... 76
Merkel, Bundestrainer Klinsmann
Wirtschaft
Trends: Zerwürfnis im Arbeitgeberlager /
Unternehmensteuerreform wird abgespeckt /
Insider-Verdacht bei E.on-Deal ............................. 95
Geld: Wie lange hält der Aufwärtstrend
von Börsenaktien noch an? / Gerichtsurteil bremst
Profi-Querulanten aus ........................................... 97
Biotechnologie: Eine aufstrebende Branche
zwischen Hoffnung und Skandal ........................... 98
Pharmaindustrie: Warum will Merck
den Konkurrenten Schering kaufen? .................... 109
Altersversorgung: Millionen Beitragszahler
stehen vor einem finanziellen Debakel ................ 110
Weshalb es deutsche Senioren ins
Ausland drängt ..................................................... 112
Tourismus: SPIEGEL-Gespräch mit Emirates-
Chef Scheich Ahmed über das Wachstum
der Airline und den Milliarden-Boom seiner
Heimat Dubai ...................................................... 114
Luftfahrt: Airbus bereitet sich auf den
Evakuierungstest seines Riesenjets A380 vor ....... 120
Den Hasspredigern auf der Spur Seite 58
Verfassungsschützer haben Erkenntnisse über die 2500 Moscheen in Deutschland
ausgewertet: 39 Gotteshäuser gelten als mögliche Zentren der Radikalisierung – und
viele sind derart abgeschottet, dass die Geheimen nichts über sie erfahren.
Biotech: Aufholjagd mit Risiken Seite 98
Deutsche Biotech-Forscher zäh-
len längst zur Weltspitze, deut-
sche Biotech-Firmen dagegen
liegen weit hinter den US-
Konkurrenten zurück. Die Auf-
holjagd hat bereits begonnen,
doch nun erschüttert ein ge-
scheiterter Medikamententest
mit fatalen Folgen die Branche.
Ausland
Panorama: Konfessionelle Säuberungen
in Bagdad / Palästinenser vor neuer Intifada /
Tony Blairs Spendenaffäre ................................... 123
Frankreich: Wie einst im Mai – ein
Studentenaufstand erfasst die Nation .................. 126
Serbien: Die letzten Tage des Diktators ............. 129
Biotech-Park (bei München)
6
der spiegel
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Österreich: SPIEGEL-Gespräch mit
Bundeskanzler Wolfgang Schüssel über seine
Ratspräsidentschaft und neue Hürden
für EU-Beitrittskandidaten .................................. 130
Polen: Neues Leben für jüdische Gemeinden ..... 134
Spanien: Strikte Auflagen für Billigtouristen ...... 138
Wohltätigkeit: Milliarden-Spender wollen
die Welt verändern .............................................. 140
Global Village: An der italienisch-slowenischen
Grenze endet die Nachkriegszeit ......................... 144
Wissenschaft · Technik
Prisma: Süße Nascherei aus Kamelmilch /
Astronaut Thomas Reiter über
die Verschiebung seines Shuttle-Flugs ................. 145
Energie: Schweden will sich bis 2020
vom Erdöl unabhängig machen ........................... 148
Automobile: Sind die neuen
TÜV-Untersuchungen überflüssig? ....................... 152
Bildung: Wie lernen Schüler am besten
Lesen und Schreiben? .......................................... 154
Tiere: Zoologen wollen Großsäuger
zurück in den Norden bringen ............................. 157
Ärzte: Interview mit dem Gesundheitsökonomen
Eckhard Nagel über die Streiks an den Unikliniken
und die Radikalisierung der Mediziner ................ 160
Demonstrierende Studenten in Paris, Villepin
DANIEL JANIN / AFP
Französische Revolution Seite 126
Der französische Premier Dominique de Villepin will trotz wütender Proteste den
Kündigungsschutz einschränken – ein riskantes Unterfangen, denn die Jugend der
Grande Nation wehrt sich gegen Veränderungen. Das Land gilt als unreformierbar.
Sport
Springreiten: Meredith Michaels-Beerbaums
Aufstieg in die Weltspitze .................................... 162
Fußball: Stecken chinesische Triaden hinter der
jüngsten Affäre um Wettbetrug? .......................... 166
Befreiung vom Öl Seite 148
Energiewende im hohen Norden: Bis 2020
will Schweden komplett ohne Erdöl aus-
kommen. Schon bald sollen die Autofahrer
nur noch Alkohol tanken. Der Biosprit soll
vor allem aus Holz und Weizen hergestellt
werden. Ein Modell auch für Deutschland?
Kultur
Szene: Mit Lokalkolorit und internationalem
Glamour strebt die Berlin Biennale
Weltniveau an / Globale Intellektuellen-Aktion
gegen die politische Lüge .................................... 169
Deutsche Geschichte: Unbekannte Akten
über den Dichter-Club der Stasi .......................... 172
Interview mit dem Schauspieler Ulrich Mühe
über den Stasi-Film „Das Leben der Anderen“
und die subversive Kraft der Kunst ...................... 176
Plagiate: Bestseller-Autor Dan Brown
muss seinen Roman „Sakrileg“ in London
vor Gericht verteidigen ........................................ 178
Pop: Ex-Band-Chef David Gilmour hält
mit seinem neuen Soloalbum die Legende
Pink Floyd am Leben .......................................... 180
Tanz: Die einmalige Lebensgeschichte der
chinesischen Primaballerina Jin Xing .................. 182
Bestseller .......................................................... 187
Events: Interview mit dem spanischen Künstler
Santiago Sierra über seine Holocaust-Aktion ...... 188
Nadelwald in Schweden
Eiszeit-Park für Riesensäuger Seite 157
Elefanten in Kansas? Bisons in Russ-
land? Vor mehr als 10 000 Jahren hat
der Mensch die meisten Großsäuge-
tiere ausgerottet – die letzten Überle-
benden sollen jetzt in ihre alte Heimat
zurückkehren. In der sibirischen Step-
pe entsteht der erste Eiszeit-Park.
Medien
Trends: Der TV-Komiker Herbert Feuerstein
über seine Rumpelstilzchen-Rolle / Schröder
hat einen Verlag für seine Biografie gefunden ....... 191
Fernsehen: Vorschau / Rückblick ....................... 192
Verlage: Die Leipziger Buchmesse belegt
eindrucksvoll den Hörbuch-Boom ....................... 194
Kinder: Neuer Sender Baby TV soll die
Jüngsten locken ................................................... 198
Mammutherde (Gemälde)
Tanz der Geschlechter S. 182
Jin Xing feiert als Primaballerina Triumphe in
aller Welt – für ihren größten Sieg aber hält die
Chinesin, die als Junge geboren wurde, dass sie in
der Volksrepublik eine Geschlechtsumwandlung
durchgesetzt hat. Ihr Kampf um künstlerische Frei-
heiten in Shanghai bleibt eine Sisyphusarbeit.
Briefe ..................................................................... 8
Impressum, Leserservice ................................ 200
Chronik ............................................................... 201
Register ............................................................. 202
Personalien ....................................................... 204
Hohlspiegel /Rückspiegel ................................ 206
Titelbild: Illustration Robert Hunt für den SPIEGEL
Jin Xing
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Briefe
Ich habe großen Respekt vor Klinsmanns
Entscheidung, mit seiner Mutter anlässlich
des ersten Todestages seines Vaters zusam-
men zu sein. Das hat für mich Vorbildcha-
rakter. Welche verkrampfte Pflichterfüllung
wird da von Kaisern vergöttert? Denn so
sehen echte Weltmeister wohl nicht aus.
Schwäbisch Hall
„Mein Respekt für Jürgen Klinsmann! Er hat die
Courage, gegen ein traditionsverliebtes und
schon leicht eingerostetes System namens DFB
anzutreten. Gleichzeitig nahm er auch noch
die Bürde auf sich, für den Traum einer ganzen
Nation verantwortlich zu sein. Einer Nation,
die auf allen Gebieten viel will und fordert, aber sich
dafür nur wenig bewegen möchte oder kann.“
Katrin Warnecke aus Hamburg zum Titel
„Der Ball Deutschland“
Bernhard Glück
Pfarrer
Glückwunsch! Dem Beitrag sollte/könn-
te/müsste jetzt eigentlich ein Teil II folgen:
über die Bundesliga und ihre Dachorgani-
sation, die DFL. Jeder weitere Tag Debat-
te über Klinsmann ist ein Tag, an dem nicht
über die wirklichen Probleme des deut-
schen Fußballs gestritten
werden kann.
Strausberg (Brandenb.)
Peter Kubisch
SPIEGEL-Titel 11/2006
So wie in der Politik, so im
Fußball, denn nachdem
sie im Ränkespiel ihre auf-
geblasenen Ziele aus den
Augen verloren haben, ver-
doppeln sie ihre Anstren-
gungen, ohne zu bemer-
ken, dass die Luft der Illu-
sion längst raus ist.
Kirn (Rhld.-Pf.)
Ränkespiel um aufgeblasene Ziele
Nr. 11/2006, Titel: Der Ball Deutschland
Bravo, Dirk Kurbjuweit! Ich wagte schon
nicht mehr zu hoffen, dass es jemand schafft,
gegen den Stimmungsterrorismus der „Bild“-
Zeitung anzuschreiben, gerade in Sachen
Fußball. Man kann nicht oft genug daran
erinnern, welch erbärmliche Funktionärs-
riege noch bis vor kurzem im DFB das un-
eingeschränkte Sagen hatte. Eins ist sicher:
WM hin oder her – ein Klinsmann wiegt
allemal zehn von diesen Hasenfüßen auf.
Heilbach (Rhld.-Pf.)
Wie sich die Symptome
doch gleichen. Deutschlands
grundsätzliches Problem ist,
dass sich die Mehrheit der
Bürger nur noch um kurz-
fristige, leicht zu erringen-
de Erfolge bemüht, die
man schnell verkonsumieren
kann. Eine strategische Aus-
richtung findet nicht statt.
Wir benehmen uns in vielen
Bereichen wie Bauern, die
ihr Saatgut aufessen.
Kaufungen (Hessen)
Konstantin Richter
Uwe Rakow
Will Deutschland bei der
WM was „reißen“, geht das
nicht mit Klinsmann und
Co., sondern nur mit der
sofortigen Einsetzung ei-
nes neuen Trainers oder
Teamchefs, der auch als
Persönlichkeit von den
Spielern akzeptiert wird.
Neubiberg (Bayern)
Michael Sassnink
Peter Trauden
Jürgen Klinsmann ist ein hohes Risiko ein-
gegangen, in einem reformunfähigen Land
wie Deutschland, in dem Besitzstandswah-
rer und Bedenkenträger an allen Schalt-
stellen der Macht sitzen, den Fußball in
Deutschland von Grund auf verändern zu
wollen. Die desolate Lage in Fußball-
Deutschland hat nichts mit seinem sonni-
gen Wohnsitz zu tun, auch wenn die vielen
Neider das so sehen. Vielmehr hat man
hierzulande die Jugendarbeit über Jahr-
zehnte vernachlässigt, weil sich die Funk-
tionäre nicht dem Risiko aussetzen woll-
ten, dass sich Deutschland für ein wichtiges
Turnier mal nicht qualifizieren würde.
Lübeck
Nationaltrainer Klinsmann
Geniales Täuschungsmanöver?
Klinsmanns Fußball-Bemü-
hungen mit Schröders Polit-
Reformkurs zu vergleichen
ist geradezu absurd. Klinsmann ist allein
fintenreich im finanziellen Austricksen des
DFB, von Taktik, Strategie, Konzepten
oder gar Psychologie im Fußball versteht
er nix. Wenn sich Deutschland nicht vor
aller Welt blamieren will, sollte Klinsmann
schleunigst ausgewechselt werden. Noch
ist Zeit dazu.
Ettlingen (Bad.-Württ.)
Sie haben es geschafft im Spiegel des Fuß-
balls den eigentlichen Kern des allgemei-
nen politischen Reformdiskurses offenzu-
legen. Die Prozesse und Probleme weisen
in der Tat Parallelen auf, nur dass es in
der Politik um sehr viel mehr geht als im
Fußball.
Gelsenkirchen
Robert Zion
Mathias Grocholski
Prof. Dr. Hans Bloss
Eines haben die Kritiker des Bundes-
trainers nicht begriffen: Klinsi betreibt ein
geniales Täuschungsmanöver wie einst
Sepp Herberger 1954. Er täuscht Schwä-
che vor, um dann umso härter zuzu-
schlagen.
Würzburg
Kein Wunder, dass unsere Nationalelf so
schwach ist. Gesunder Patriotismus fehlt
dem deutschen Fußball. Die Vereinsbosse
setzten willkürlich auf ausländische Billig-
Importe, und die deutschen Spieler sitzen in
ihren Bundesliga-Clubs nur noch auf der
Ersatzbank. Ausreichend Spielpraxis hin-
gegen haben jene Spieler, die in deutschen
Clubs für und bei der WM gegen uns spie-
len. Die Ausländerbeschränkungsregel, die
wir schon mal hatten, ist wieder notwendig.
Nieden (Meckl.-Vorp.)
Schon wieder ein untauglicher Versuch, Par-
allelen zwischen dem Zustand der Gesell-
schaft und dem der Fußball-Nationalmann-
schaft an den Haaren herbeizuziehen.
Düsseldorf
Manfred Breuckmann
Fußball-Reporter
Prof. Dr. Theo Meyer
Vor 50 Jahren der spiegel vom 21. März 1956
Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen Auf den Bruder
schießen? FDP-Vorsitzender Thomas Dehler: „Verbrecherisches Reichs-
konkordat“ Ehrenbürgerschaft in Frage gestellt. Konkurrenz im Margarine-
Direktvertrieb „Dottersan“ statt „Plantasan“. Meinungsbildung in Polen
Geringes sozialistisches Bewusstsein. Streit um Qumran-Funde Handschrif-
ten unterschiedlich interpretiert. Differenzen um Kriegsfilm Kein Kompro-
miss. Ahrweiler-Kabarett verliert Steuervergünstigung Mit allen angelegt.
Oliver Ganske
Wie blöd sind wir eigentlich, dass wir un-
ter Anleitung von „Bild“ glauben, die WM
sei lebenswichtig, Klinsi ein grinsender
Halbaffe und Fußball entscheidend für
Deutschlands Schicksal?
Bremerhaven
Diese Artikel sind im Internet abzurufen unter www.spiegel.de
oder im Original-Heft unter Tel. 08106-6604 zu erwerben.
Titel: Der abgesetzte Befehlshaber der Arabischen Legion, General John Bagot Glubb
Dieterich Müller
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der spiegel
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin