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magister
Einleitung
1
Der Kanzelaltar der Kirche zu Selbelang
unter Berücksichtigung der Rezeption mittelalterlicher Plastik in der Mark
Brandenburg
Magisterarbeit zur Erlangung des Grades
Magister Artium
im Fach Kunstgeschichte
am Seminar für Kunstgeschichte
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Philosophische Fakultät III
der Humboldt-Universität zu Berlin
vorgelegt von
Katharina Möhring
Berlin, September 2000
Danksagung
Großen Gewinn und viele Anregungen habe ich im Laufe der Untersuchungen aus zahlreichen Diskussionen
und Gesprächen mit meinem Vater Pfarrer Frank-Norbert Möhring (Retzow) und Tessa Rosebrock (Berlin)
empfangen, wofür ich ihnen sehr danke. Besonderer Dank gilt Arnd Rattmann für seine anregende und
weiterführende Kritik. Ihnen allen sei für ihr Engagement bei der mühevollen Arbeit des Korrekturlesens
gedankt.
Für Auskünfte und Hinweise danke ich der Stiftung Stadtmuseum, besonders Frau Gundula Ancke, der
Leiterin der Skulpturenabteilung des Märkischen Museums. Sie zeigte sich in besonderer Weise kooperativ
bei der Suche nach den verschollenen Skulpturen der Kirche. Herrn Schössler vom Domarchiv zu
Brandenburg sei für seine fachliche Unterstützung in Bezug auf das Aktenmaterial der Kirche zu Selbelang
gedankt.
Dank gilt auch dem Atelier Barwinski (Sundern–Hövel), das so freundlich war, mir das Fotomaterial der
Restaurierung zur Verfügung zu stellen.
Weiterhin danke ich für die Bemühungen und Unterstützung der Superintendentur Nauen, insbesondere
Frau Pastorin Schmiedt †; Pfarrer Ralf-Reiner Schadow (Königsberg); dem Landesarchiv Potsdam, Herrn
Dr. Frank von der Deutschen Stiftung Denkmalpflege und Frau Gundermann vom Geheimen Staatsarchiv.
Danksagung ...................................................................................................................................................... 2
Einleitung ......................................................................................................................................................... 4
1 Historie und kirchengeschichtliche Hintergründe ................................................................................ 7
1.1 Reformation und Gegenreformation in der Mark............................................................................... 7
1.1.1 Die Umgestaltung mittelalterlicher Kirchen für die protestantischen Bedürfnisse ................... 8
1.2 Die Mark Brandenburg nach dem Dreißigjährigen Krieg bis zur Herrschaft des Soldatenkönigs
Friedrich Wilhelm I. (1713–1740)............................................................................................................... 12
1.3 Das Westhavelland (Taf. 1 und 2) ................................................................................................... 15
1.3.1 Der Ort Selbelang und die Besitzverhältnisse (Taf. 3 und 4)................................................... 15
1.3.1.1 Exkurs Dorfkirchenbau in der Mark .................................................................................... 17
1.3.2 Beschreibung der Kirche zu Selbelang (Taf. 5,1) .................................................................... 18
1.3.2.1 Kircheninneres ..................................................................................................................... 20
2 Der evangelische Kanzelaltar ............................................................................................................... 23
2.1 Der Begriff Kanzelaltar.................................................................................................................... 23
2.2 Vorbilder und Vorläufer des Kanzelaltares...................................................................................... 24
2.3 Die theologische Begründung des Kanzelaltares ............................................................................. 25
2.3.1 Kanzelaltar und Kirchenraum ................................................................................................. 27
2.4 Architekturtheoretische Schriften zum Kanzelaltar ......................................................................... 29
2.5 Typen der Kanzelaltäre .................................................................................................................... 34
2.6 Der Kanzelaltar als ikonologische Gestalt ....................................................................................... 36
2.7 Mögliche Bildprogramme der Kanzelaltäre ..................................................................................... 37
2.7.1 Einzelne Themen und Motive ................................................................................................... 38
2.8 Hauptverbreitungsgebiete der Kanzelaltäre ..................................................................................... 40
3 Der Kanzelaltar zu Selbelang ............................................................................................................... 42
3.1 Beschreibung (Abb. 5; Taf. 7–35) ................................................................................................... 42
3.1.1 Der Predellensockel................................................................................................................. 43
3.1.2 Das Hauptgeschoß................................................................................................................... 43
3.1.3 Das Obergeschoß..................................................................................................................... 46
3.1.4 Der Skulpturenschmuck ........................................................................................................... 47
3.1.4.1 Zuweisung der Schnitzfiguren.............................................................................................. 55
3.2 Restaurierungsphasen am Altar........................................................................................................ 63
3.2.1 Ergebnisse der Restaurierung von 1995 (Taf. 19–35) ............................................................. 63
3.2.1.1 Trägermaterial...................................................................................................................... 63
3.2.1.2 Die Fassungsschichten ......................................................................................................... 65
3.2.2 Die Schnitzfiguren (Taf. 19,3–22,4)......................................................................................... 65
3.2.2.1 Farbfassungen und Datierung nach dem restauratorischen Befund...................................... 65
3.2.2.2 Restaurierung ....................................................................................................................... 67
3.3 Das Gesamtprogramm des Kanzelaltares......................................................................................... 67
3.3.1 Der Kanzelaltar als Architekturstück und seine ornamentale Gestaltung............................... 67
3.3.2 Die Inschriften als Bestandteil des ideellen Programmes ....................................................... 70
3.3.3 Das Programm der Bildwerke ................................................................................................. 72
3.3.3.1 Das Problem der bildlichen Darstellung Gottes ................................................................... 73
4 Vergleichende Betrachtungen und Überlegungen zum Vorgängeraltar........................................... 80
4.1 Gegenüberstellung mit dem Kanzelaltar zu Kotzen ......................................................................... 80
4.2 Überlegungen zu Auftraggeber und Werkstatt................................................................................. 83
4.3 Ursprung der Schnitzfiguren ............................................................................................................ 85
4.3.1 Rezeption der mittelalterlichen Plastik im 18. Jahrhundert .................................................... 86
4.3.2 Vergleich mit dem Kanzelaltar in Wassersuppe (Taf. 41–43).................................................. 90
4.4 Mittelalterliche Altäre in der Mark Brandenburg ............................................................................ 91
4.4.1 Der Marienaltar zu Teetz/Königsberg und die Datierung der Selbelanger Skulpturen .......... 94
4.5 Versuch der Rekonstruktion eines Marienaltares............................................................................. 97
4.5.1 Gestalt und Ikonographie des rekonstruierten Altares (Abb. 9) .............................................. 97
5 Schlußbetrachung ................................................................................................................................ 100
6 L
ITERATURVERZEICHNIS
................................................................................................................. 103
A
BKÜRZUNGSVERZEICHNIS
....................................................................................................................... 112
Einleitung
Franz Kugler (1853) schrieb, ‘er müsse fast lächeln, wenn er des Eifers und des fast bis zum Eigensinn
gesteigerten Dranges gedencke, gerade auf dem Boden der Berliner Gegend Gelegenheit für
kunsthistorische Studien zu suchen [...]’
1
Wie das Zitat Kuglers zeigt, erfuhr die regionale Kunstgeschichte eine recht stiefmütterliche Behandlung.
Doch belegen die Beispiele immer wieder, welche Kleinode beispielsweise die kleinen Dorfkirchen der
Mark Brandenburg beherbergen. Auf eine solche Kostbarkeit gestoßen, widmet sich die vorliegende Arbeit
dem Kanzelaltar (1718)
2
der Dorfkirche zu Selbelang im Westhavelland. Mit seinen reizvollen
Schnitzfiguren, die entsprechend des Restaurierungs-berichtes auf das späte 15. Jahrhundert zu datieren
sind, stellt er ein bemerkenswertes Beispiel lutherischer Kunst im Raum Brandenburg dar.
Die Aktenlage der Kirche zu Selbelang ist sehr lückenhaft. Im Superintendenturarchiv des
Kirchenkreises Nauen beginnen die Erwähnungen erst mit dem Jahre 1958 und betreffen nicht den Altar.
Das Konsitorialarchiv in Berlin führt nach eigenen Angaben ebenfalls keine Akten. Im Brandenburgischen
Amt für Denkmalpflege existiert den Selbelanger Altar betreffend einzig ein Schreiben des kirchlichen
Baurates Wendland aus dem Jahr 1958, eine Abschrift dessen, welches sich im Superintendenturarchiv
befindet. Die Schriften im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, auf welche die Kunstdenkmäler des
Westhavellandes verweisen, sind den Kriegen zum Opfer gefallen. Einzig die Schriftstücke im Domarchiv
zu Brandenburg geben Aufschluß über die Kirche und den Altar zu Selbelang.
Wichtige Hinweise ergeben sich aus den von Walther Pachali gesammelten Nachrichten aus vergangener
Zeit. In seiner Amtszeit als Pfarrer der Kirchengemeinden Retzow und Selbelang (1937–1974) war Pachali
in Brandenburg als Domstiftsarchivar tätig. Über diesen Zeitraum sammelte er die ihm zugänglichen Fakten,
die die beiden Kirchengemeinden betrafen, und schrieb die etwa 80 Seiten umfassenden Chroniknachrichten
nieder.
Die gesamte Innenausstattung der lutherischen Kirchen in Deutschland folgt einem einheitlichen Prinzip und
aufgrund dessen kann man von einem l u t h e r i s c h e n B i l d p r o g r a m m sprechen.
3
Dieses läßt
sich besonders ab 1580 beobachten, nachdem die lutherische Theologie nach der Konkordienformel von
1577 eine feste Gestalt angenommen hatte. Während die verhältnismäßig schmucklosen Kirchen des 19.
Jahrhunderts der Inbegriff einer protestantischen Kirche geworden sind, muß man sich bewußt machen, daß
die lutherischen Kirchen des 16., 17. und 18. Jahrhunderts voller Bildwerke waren. Die Ursprünglichkeit
dessen hat sich am ehesten in den Dorfkirchen erhalten.
Der Altar nimmt unter den bildtragenden Teilen prinzipiell den ersten Platz ein. Nach Luther soll dieser ein
freistehender Tisch sein, hinter dem der Liturg versus populum steht
4
. Daß dieses Prinzip in den lutherischen
Kirchen nicht konsequent durchgehalten wurde, zeigt sich am deutlichsten an der Torgauer Schloßkapelle
von 1544, dem einzigen von Luther geweihten Kirchenneubau: hier erhielt der Tischaltar später einen
Retabelaufsatz. Das Luthertum führte die Tradition des spätgotischen Altarretabels fort, mit dem
wesentlichen Unterschied, daß die Retabel nicht mit beweglichen Flügeln versehen wurden und somit nicht
geschlossen werden können. Auf diese Weise zeigt das Retabel nur ein Bildprogramm. Neugeschaffene
lutherische Altarretabel folgen gemäß dem Grundsatz “solus Christus” in der Regel nur Bildprogrammen,
1
Kugler: Schriften I. S. 101
2
Eine während der Restaurierung freigelegte Inschrift datiert den Altar auf das Jahr 1718. Die Eintragung im
Kirchenrechnungsbuch bestätigt dieses Entstehungsjahr.
3
Poscharsky: Bildprogramm. in: Poscharsky (ed): Bilder in den lutherischen Kirchen. S. 21–39. Zur Ikonographie des
Protestantismus vgl. Badstübner: Gestaltungswille. S. 141
4
WA 19,80
die sich mit Christi Leiden, Sterben und Auferstehen befassen. Die vorreformatorischen Bildthemen wie
Maria und die Heiligen, die bei Flügelaltären oftmals die Außenseiten schmückten, kommen dabei nicht
mehr vor.
5
Ein besonderer Bestandteil des protestantischen Kirchenbaus ist der Kanzelaltar. Den grundlegenden
Beitrag zu diesem Thema leistete Hartmut Mai (1964) mit der Dissertation Sinn und Geschichte des
evangelischen Kanzelaltares, die 1968 in überarbeiteter Fassung unter dem Titel Der evangelische
Kanzelaltar. Geschichte und Bedeutung publiziert wurde.
Die Dissertation von Gerhart L’Arronge Der Thüringer Kanzelaltar von 1700–1850: eine Studie über
protestantische Dorfkirchenkunst aus dem Jahr 1921 liegt nur in der Universitätsbibliothek zu Jena vor und
ist auch über Fernleihe oder Microfiche in Berlin nicht erhältlich. Seine Ergebnisse sind aus diesem Grunde
ausschließlich nach Poscharsky und Mai zitiert.
1931 legte Gerhard Stade seine Dissertation zu dem Thema Mecklenburgische Kanzelaltäre an der
Technischen Hochschule zu Braunschweig vor. Im Unterschied zu Mai und L’Arronge betrachtet Stade das
Phänomen Kanzelaltar vom Standpunkt des Architekten aus, weniger aus Sicht des Kunsthistorikers.
Peter Poscharsky behandelt in seiner umfassenden Arbeit über die Kanzel im Protestantismus bis zum Ende
des Barock, mit der er 1963 in Marburg promoviert wurde, das Thema des Kanzelaltares in einem
ausführlichen Kapitel.
Nach dem umfassenden Werk von Mai aus dem Jahr 1969, das zum Standardwerk des Themas Kanzelaltäre
wurde, sind keine neuen Publikationen hinzugekommen.
6
Die vorliegende Arbeit ist eine Aufbereitung des kunsthistorischen Materials. Sie gibt einen Überblick über
die Entstehung des Typus Kanzelaltar und zeigt dabei die kirchengeschichtlichen Ursachen für dessen
Herausbildung auf. Unter Betrachtung der historischen Umstände der Entstehungszeit des Altares in der
Dorfkirche zu Selbelang werden die Einflüsse der brandenburgischen Reformation deutlich gemacht. Die
Erläuterung verschiedener Thesen zum Typus Kanzelaltar ermöglicht die Einordnung des Selbelanger
Altares.
Im Jahre 1995 wurde der Altar durch das Zentrum für Restaurierung und Gestaltung aus Sundern-Hövel
unter der Leitung von Lothar Barwinski restauriert. Die Dokumentation der Restaurierung wurde mir
freundlicherweise von der Evangelischen Kirchengemeinde Selbelang zur Verfügung gestellt. Der Hauptteil
der Arbeit umfaßt die Darlegung der Restaurierungsstufen am Altar und die Deutung des ikonographischen
Programmes. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Schnitzfiguren. Sie entstammen dem Vorgängeraltar der
Selbelanger Kirche. Mittels stilistischer Vergleiche und den Ergebnissen der Quellenkunde wird die
Entstehungszeit der Skulpturen eingegrenzt. Die restauratorischen Ergebnisse fließen in diese Betrachtung
ein.
Es gilt, Motive für die Wiederverwendung der mittelalterlichen Skulpturen an dem barocken Kanzelaltar
aufzuzeigen. Überlegungen zur Rekonstruktion des Vorgängeraltares werden unternommen und es wird
versucht, den Verbleib der fehlenden Schnitzfiguren zu klären, die sich nach Angaben des Pfarrers Pachali
bis zum Beginn des Jahrhunderts in der Kirche befanden.
Die Rezeption der mittelalterlichen Plastik im 18. Jahrhundert, besonders im Bereich der protestantischen
Kirche, ist noch unzureichend erforscht.
7
1958 wurde der Aufsatz von Wolfgang Götz Gotische Plastik im
5
Zu den Bildthemen vgl. Kap. 2.7.1 Einzelne Themen und Motive.
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Der zum 31. März 2000 emeritierte Professor für Christliche Archäologie und Kunstgeschichte an der Universität Erlangen-
Nürnberg, Peter Poscharsky, arbeitet derzeit an den Vorbereitungen für ein Buch über das Thema “Altar”.
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