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Aus Schutt und Schuld
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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN - MAGAZIN
Deutschland in Schutt und Asche. Wo vorher lebendige Städte standen, ragten
Häuserskelette aus trostlosen Trümmerlandschaften hervor. Dass hier schon in
wenigen Jahrzehnten wieder Wohlstand wachsen sollte, schien unvorstellbar. In
neuem Glanz erstrahlt heute das Brandenburger Tor, auf dem Titelbild symbolisch
in ein Motiv von 1945 gesetzt, als Unter den Linden Kriegsverwundete und Pflege-
personal kampierten. In der Titelgeschichte schildern die SPIEGEL-Autoren Romain
Leick, 61, Mathias Schreiber, 67, und Hans-Ulrich Stoldt, 57, wie der beispiellose
Wiederaufbau gelang, aber auch, wie heftig heute über Erhalt oder Abriss von
Nachkriegsarchitektur gestritten wird (Seite 154). Der Inlandsauflage liegt eine
DVD von SPIEGEL-TV-Autor Michael Kloft, 48, über den Einmarsch amerikani-
scher Truppen in den Westen Deutschlands 1945 bei.
Welt, auf den täglich geschossen
wird, und so hat denn auch bislang
kein europäischer Journalist den Prä-
sidenten Somalias, Scheich Sharif
Scheich Ahmed, 45, in seiner Hügel-
festung „Villa Somalia“ besucht.
SPIEGEL-Reporter Clemens Höges,
48, und der norwegisch-brasiliani-
sche Fotograf André Liohn, 36, leb-
ten eine Woche lang im umkämpften
Palast, der von ugandischen Solda-
ten gegen die Islamisten der Scha-
bab- und der Hisb-al-Islam-Milizen verteidigt wird. Kompliziert waren die Recher-
chen draußen zwischen den Ruinen der zerschossenen Hauptstadt Mogadischu.
Natürlich brauchten die Journalisten für jeden Schritt ihre Leibwache: etwa ein
Dutzend Kämpfer mit einem „Technical“, jenem für Somalia so typischen Pick-up
mit aufgesetztem Maschinengewehr. Und wenn geschossen wurde, rief ihnen einer
der ugandischen Festungskommandanten gern mal ein lockeres „enjoy your en-
vironment“ zu – „genießt eure Umgebung“ (Seite 118).
Liohn, Höges in Mogadischu
bei jedem zweiten Siebtklässler steht ein eigener Rechner im Zimmer. Und
alle Eltern kennen das Problem: Der Nachwuchs kann sich von der Kiste nicht
lösen, um jede Minute Medienzeit wird gefeilscht. Manche
Eltern klemmen den Rechner kurzerhand vom Netz oder
verstecken das Gerät sogar. Und die Kinder gehen mit dem
Mobiltelefon unter der Bettdecke ins Internet – so wie ihre
Eltern früher heimlich gelesen haben. „Dein SPIEGEL“,
das Nachrichten-Magazin für Kinder, widmet dem Zoff um
den Computer eine Titelgeschichte: Wie lange dürfen Kin-
der spielen, wohin sollen sie surfen, mit wem chatten? Au-
ßerdem bietet das am Dienstag erscheinende Heft einen
Extrateil zur Fußballweltmeisterschaft: Unter anderem be-
fragen Kinderreporter den Nationalspieler Philipp Lahm.
Die nächste SPIEGEL-Ausgabe wird wegen der Pfingstfeiertage bereits
am Samstag, dem 22. Mai, verkauft und den Abonnenten zugestellt.
Im Internet: www.spiegel.de
DER SPIEGEL 20/2010
3
Hausmitteilung
17. Mai 2010 Betr.: Titel, Somalia, „Dein SPIEGEL“
A ls im Mai 1945, vor 65 Jahren, in Europa endlich die Waffen schwiegen, lag
E r ist der einzige Staatschef der
N ur eins von zwanzig Kindern hat zu Hause keinen Zugang zu einem Computer,
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In diesem Heft
Titel
Der rasante Aufstieg des kriegszerstörten
Deutschland nach 1945 ...................................... 154
Schwarz-Gelb unter Druck
Seiten 18, 24, 28
Nach der Wahlschlappe in
NRW gerät die schwarz-gelbe
Koalition in Berlin unter
Druck. Anführer der Kritik ist
Hessens Ministerpräsident
Roland Koch, der Prestige-
projekte des Berliner Bündnis-
ses unter Finanzierungsvor-
behalt stellt. „Die Zeit der
Behutsamkeit ist vorbei“, sagt
er im SPIEGEL-Gespräch.
Unterdessen gestaltet sich der
Neustart in Düsseldorf schwie-
rig: Die FDP will nicht mit
der SPD koalieren, die Sozial-
demokraten zweifeln an der
Regierungsfähigkeit der Linken.
Schon macht das Wort Neu-
wahl die Runde.
Deutschland
Panorama: Rechnungshöfe warnen vor
neuen Schulden / US-Soldaten vergelten
tödlichen Taliban-Anschlag auf
deutsche Soldaten / Katholische Denkfabrik
soll Kirche aus der Krise führen .......................... 13
Regierung: Nach der Wahlniederlage
in Nordrhein-Westfalen wächst der Unmut
über Angela Merkels Regierungsstil .................... 18
Haushalt: SPIEGEL-Gespräch mit Hessens
Ministerpräsident Roland Koch über die
Notwendigkeit drastischer Sparmaßnahmen ...... 24
NRW: Die SPD steht vor der fast unlösbaren
Aufgabe, eine Koalition zu bilden ...................... 28
Innenpolitik: Die Krise lässt die
Zahl linksradikaler Anschläge anwachsen .......... 30
Strafrecht: Ein europäischer Gerichts-
beschluss zwingt Berlin zur
Reform der Sicherungsverwahrung .................... 33
Zeitgeschichte: Eine neue Studie würdigt
den Widerstand der „Roten Kapelle“ ................. 38
Schicksale: Was wurde aus den DDR-Bürgern,
die 1978 nach einer Flugzeugentführung
zufällig im Westen landeten? .............................. 39
Stiftungen: Eine 92-Jährige besitzt vermutlich
Reste der verschollenen CDU-Schwarzgelder .... 44
Medizin: Der familienfeindliche Klinikalltag
verschärft den Ärztemangel ............................... 48
Westerwelle, Merkel
Entführung in die Freiheit Seite 39
1978 zwang ein verzweifelter Mann aus Ost-Berlin den Piloten einer polnischen
Passagiermaschine, in West-Berlin zu landen. 50 DDR-Bürger strandeten im
Kapitalismus. Sie mussten sich entscheiden: im Westen bleiben – oder zurück
in die DDR?
Serie
Energie der Zukunft (IV): Megaprojekt Desertec –
der Traum vom Wüstenstrom aus Afrika ........... 50
Gesellschaft
Szene: Reitkunst im Pariser Grand Palais / Weltwei-
te Video-Umfrage über Liebe, Glück und Tod .... 57
Eine Meldung und ihre Geschichte –
wie ein Autofahrer mit einem unerwarteten
Geldregen auf der Bundesstraße 45 umging ....... 58
Beschäftigung: Ein Berliner Unternehmer
und seine Schwierigkeiten,
100 Arbeitsplätze zu besetzen ............................ 60
Ortstermin: Bei einem Empfang der American
Academy träumt Berlin von New York ............... 66
Schreckgespenst Inflation Seiten 72 bis 85, 150
In dramatischen Sitzungen und Telefonkonferenzen einigten sich Europas
Regierungschefs auf ein historisch einmaliges Rettungspaket für ihre angeschla-
gene Währung. Die 750-Milliarden-Nothilfe für den Euro hat die Märkte etwas
beruhigt, aber nicht die Bürger: Die Angst vor einer Inflation wächst, die Glaub-
würdigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB) hat gelitten. Im SPIEGEL-
Gespräch verteidigt EZB-Präsident Jean-Claude Trichet die beschlossenen Maß-
nahmen, der frühere Bundesbank-Chef Karl Otto Pöhl hält dagegen.
Wirtschaft
Trends: Regierung will höhere Gehälter für
Commerzbank-Vorstände verhindern / Lufthansa-
Sicherheitspilot geht / Ermittlungen gegen Lidl ... 69
Geldpolitik: Auf dem Weg
in die Inflationsunion? ........................................ 72
Die beschlossenen Euro-Hilfen sind
verfassungsrechtlich bedenklich ......................... 74
SPIEGEL-Gespräch mit EZB-Präsident
Jean-Claude Trichet über den
Vertrauensverlust der Notenbanker .................... 77
Währung: Die Rekonstruktion der historischen
Euro-Rettungsaktion ........................................... 80
Interview mit dem ehemaligen Bundesbank-
Präsidenten Karl Otto Pöhl über die Zukunft
des Gemeinschaftsgeldes .................................... 85
Affären: Porsche soll massiv Aktienkurse
manipuliert haben .............................................. 99
New Yorker Börse
Trichet
Medien
Trends: Heidi Klums Modelshow schwächelt /
Pilawa macht „Stern TV“ Konkurrenz .............. 103
Internet: Warum StudiVZ gegen Facebook
kaum Chancen hat ............................................ 104
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DER SPIEGEL 20/2010
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Ausland
Panorama: Fahrplan für Verhandlungen
mit den Taliban / Interview mit Kolumbiens
Präsidentschaftskandidat Mockus /
Neue Vorwürfe gegen Roman Polanski ............. 107
China: Die Folgen der Ein-Kind-Politik ............. 110
Vatikan: Die lange Suche nach dem richtigen
Wort zum Missbrauch ....................................... 114
Debatte: Worum es in Afghanistan
wirklich geht ..................................................... 116
Somalia: Die Hölle von Mogadischu ................. 118
Global Village: Bürokraten versuchen, das erste
FKK-Hotel in der Türkei zu verhindern ............ 126
China: Angst um die Kinder Seite 110
Nichts lieben die Chinesen so sehr wie ihre Kinder. Doch der Staat kann
sie nicht mehr beschützen: Zehntausende verschwinden jedes Jahr, und
nun erschüttert eine Serie von brutalen Anschlägen auf Schulen das Land.
Sport
Szene: Der FC Barcelona macht Geschäfte mit
Usbekistans Regime / Fechterin Imke Duplitzer
über ihre gescheiterte Einreise nach China ....... 129
Fußball: SPIEGEL-Gespräch mit Stürmer
Arjen Robben über die Spielkultur des
FC Bayern und das Champions-League-Finale ... 130
Autorennen: Formel-1-Teams testen und
trainieren fast nur noch im Simulator ............... 134
Chinesische Polizistinnen, vor Menschenhändlern gerettete Babys
Kultur
Szene: Schau nordkoreanischer Kunst in Wien /
Auffällig unauffälliger Goldman-Sachs-Neubau
in New York ...................................................... 136
Autoren: Richard Price gilt als Chronist des
Niedergangs amerikanischer Großstädte .......... 138
Musik: Die Sängerin Melody Gardot
fand durch eine Musiktherapie zum Jazz .......... 142
Bestseller .......................................................... 144
Literatur: SPIEGEL-Gespräch mit Starautor
John Irving über das Geheimnis letzter Sätze
und seinen neuen Roman .................................. 146
Essay: Plädoyer des niederländischen Autors
Leon de Winter für die Abschaffung des Euro ... 150
Buchkritik: Tilman Jens’
Verteidigungsschrift „Vatermord“ ..................... 152
Strom aus der Wüste Seite 50
Versprochen sind Klimaschutz, Völkerfreundschaft und sehr viel Strom:
Im Rahmen der Initiative Desertec sollen Tausende Kraftwerke in der Sahara
entstehen. Doch ist ein solches Megaprojekt politisch durchzusetzen?
Aufstand gegen teure Krebsmedizin Seite 166
Weil die Hersteller die Preise für neuartige Präparate selbst festlegen dürfen,
explodieren die Kosten in der Onkologie. Jetzt fordern Krebsmediziner, die
Preise am klinischen Nutzen zu bemessen – der meist deprimierend klein ist.
Wissenschaft · Technik
Prisma: Eisbären als Kletterkünstler /
Anabolika schwächen das Herz ........................ 165
Gesundheit: Hoher Preis und wenig Nutzen –
neue Krebsmedikamente sprengen Kassenetats 166
Wolf-Dieter Ludwig über die Tricks
der Pharmawerbung .......................................... 170
Forstwirtschaft: Der Nabu fordert
die Privatisierung des deutschen Waldes ........... 172
Raumfahrt: Russische Oldtimer-Triebwerke
für amerikanische Hightech-Raketen ................ 173
Die neue
Jazz-Ikone S. 142
Bei der Eröffnungsgala
des Filmfests in Cannes
vergangene Woche war
ihr Auftritt einer der Hö-
hepunkte: Die erst 25-
jährige Amerikanerin
Melody Gardot gilt nach
nur zwei Alben als eine
der besten Jazzsängerin-
nen der Welt. Zum Jazz
fand sie nach einem
schweren Unfall durch
eine Musiktherapie im
Krankenhaus.
Briefe .................................................................... 6
Impressum, Leserservice .................................. 176
Register ............................................................. 178
Personalien ....................................................... 180
Hohlspiegel / Rückspiegel .................................. 182
Titelbild: Collage DER SPIEGEL, Fotos [M]: DPA, Stephan Schraps,
Stefan Boness / IPON
Liebe global
Wenn der Auslandsflirt zur
Fernbeziehung wird. Außer-
dem im UniSPIEGEL: Deut-
sche Studenten in Pakistan,
die erneuerbaren Energien
als Jobmotor und Wohn-
heimzimmer-Interieurs.
Gardot
DER SPIEGEL 20/2010
5
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Briefe
„Die Pläne der Politiker zur Euro-Rettung
nehmen gefährliche Formen an. Man will die
Europäische Zentralbank verpflichten,
marode Anleihen der Schuldnerländer aufzu-
kaufen. Es ist gerade 90 Jahre her, dass die
Deutsche Reichsbank gezwungen wurde, die
Anleihen des Reiches zu kaufen. Die Folge:
eine epochale Inflation, welche die Deutschen
über Jahrzehnte traumatisierte.“
Walter Wrisching aus Bad Hönningen in Rheinland-Pfalz zum Titel
„Die Schuldenfalle – Wie viel Griechenland können wir uns noch leisten?“
ersten Mal Todesopfer zu beklagen sind,
sollte – auch an nichtstaatlichen Stellen –
zu denken geben.
KARLSRUHE
PHILIPP MECHAU
SPIEGEL-Titel 19/2010
Wer die Verhältnisse in Griechenland
kennt – von der flächendeckenden Kor-
ruption bis zu einem grotesk ausgewu-
cherten Beamtenheer –, der weiß, dass
in diesem Land strukturelle Änderungen
entweder gar nicht oder nur mit tektoni-
scher Langsamkeit stattfinden können.
Kein Land der EU ist annähernd so wenig
wettbewerbsfähig wie Griechenland. Wir
werden die Griechen noch Jahrzehnte
durchfüttern müssen.
BONN
KLAUS JANCKE
Spekulationen gegen Griechenland und
gegen den Euro – mit extrem schlimmen
Folgen für die gesamte EU.
STUTTGART
Abschied im Rekordtempo
Nr. 19/2010, Titel: Die Schuldenfalle – Wie viel
Griechenland können wir uns noch leisten?
GÜNTER FLUCK
Es ist unglaublich, mit welcher Naivität
die europäischen Regierungen das soge-
nannte Rettungspaket beschlossen haben.
Der irrsinnige Zustand, dass die vernünf-
tig wirtschaftenden Länder diejenigen zu
finanzieren haben, die über ihre Verhält-
nisse leben, ist nun manifestiert. Die ein-
zig sinnvolle Sanktion gegenüber Grie-
chenland wäre der Ausschluss aus der
Euro-Zone gewesen. Selbst die Griechen
wären wohl dankbar gewesen, die eigene
Währung abwerten und sich sanieren zu
können.
LEÓN (MEXIKO)
Ohne sichtbare Fortschritte bei den Spar-
anstrengungen werden unsere Milliarden
an Solidarmitteln in einem griechischen
Fass ohne Boden verschwinden. Wir müs-
sen die Griechen daran hindern, die von
ihrer Regierung aufgestellten Ziele zu un-
terlaufen. Die Priorität muss deshalb lau-
ten: erst dann das europäische Geld in
Tranchen auszahlen, wenn das jeweilige
vereinbarte Schuldenabbauziel tatsäch-
lich erreicht ist, keinesfalls umgekehrt!
BERLIN
Alle Euro-Länder haben ordentlich Schul-
den am Hals. Sieht man sich den Schul-
denstand in Prozent des Bruttoinlands-
produkts an, belegt Griechenland mit
KARLHEINZ NOLTE
WOLF IBURG
Ungeheures Wirkfeld
Nr. 18/2010, Psychoanalyse: SPIEGEL-Gespräch mit
Martin Miller, Sohn von Alice Miller, über seine kompli-
zierte Kindheit und das Lebensdrama seiner Mutter
Statt die schwerkranken EU-Länder im
Süden und Osten aus dem Euro ausschei-
den zu lassen, um mit einer eigenen Wäh-
rung durch Abwertung und Schulden-
bereinigung ihre schwachen und nicht
wettbewerbsfähigen Wirtschaften zu sa-
nieren, wird krampfhaft die Einheit auf-
rechterhalten, koste es, was es wolle.
VÖLKLINGEN (SAARLAND)
Unruhen in Athen
Extrem schlimme Folgen für die EU
Was für ein schwaches Bild: Martin Miller
stellt seine Mutter postum in aller Öffent-
lichkeit bloß. Er ist Therapeut, er sollte
wissen, wie viel Mut, Kraft und Durch-
haltewillen es bedarf, sich früher Trauma-
ta zu stellen und sie noch einmal zu durch-
leben. Das schaffen nur wenige. Auch für
Analytiker gibt es keine Erfolgsgarantie.
Martin Miller hatte auf der privaten Ebene
ein Problem mit seiner Mutter. Wir alle
sollten Alice Miller dankbar dafür sein,
dass sie sich ein Leben lang dem Kernpro-
blem, soweit es ihr möglich war, ange-
nähert hat. Damit hat sie für die Haltung
der Gesellschaft gegenüber Kindern einen
Paradigmenwechsel eingeleitet.
BERLIN
THOMAS NEUMANN
115,1 Prozent einen Spitzenplatz. Auch
Belgien lässt sich mit 96,7 Prozent nicht
lumpen. Da sind die 76,8 Prozent, die Por-
tugal in die Waagschale legt, geradezu
putzig. Weitere klamme Kandidaten der
Euro-Zone werden folgen!
STUTTGART
Die europäische Währungsverfassung,
mit dem Euro als stabilem Geld, verab-
schiedet sich im Rekordtempo. Die Be-
schlüsse der europäischen Finanzminister
sowie der EZB geben zwar den Finanz-
märkten zunächst die dringend benötigte
Atempause. Sie zerstören jedoch zur glei-
chen Zeit ein für alle Mal die Illusion vom
„stabilen Papiergeld“. Der europäische
Rettungsschirm öffnet unwiderruflich den
Weg in eine europäische Transferunion.
Der Vertrag von Maastricht ist damit tot;
die Bürger Europas sollten anfangen, sich
ernsthaft Sorgen über den zukünftigen
Wert ihres Geldes zu machen.
KRONBERG (HESSEN)
MARKUS SIGMUND
Es erscheint rätselhaft, wie die Finanzin-
dustrie in der von ihr in erster Linie selbst
herbeispekulierten Euro-Krise weiter
munter an dem Ast sägt, der seit der mitt-
lerweile mehr als 18 Monate dauernden
Finanz- und Bankenkrise bereits bedenk-
lich dünn geworden ist. Dass nun zum
SABINE VON BREUNIG
DR. HEINZ-WERNER RAPP
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Titel Soll die umstrittene Nachkriegsarchitektur
in Deutschland abgerissen oder erhalten werden?
www.spiegel.de/forum/Wiederaufbau
Energie Kann Solarstrom aus der Sahara Europas
Energieprobleme lösen? www.spiegel.de/forum/Solar
Medizin Muss das Gesundheitssystem teure Krebsmittel
finanzieren? www.spiegel.de/forum/Medikamente
Die Lehren aus dem Griechenland-Deba-
kel und den Euro-Spekulationen sind
schockierend. Deshalb sollten der EU-Ver-
trag und der Stabilitätspakt unbedingt in
den nächsten zwei Jahren revidiert wer-
den! Ansonsten drohen noch vor Ablauf
der jetzt zugesagten Kreditdauer neue
6
DER SPIEGEL 20/2010
299161884.008.png 299161884.009.png 299161884.010.png 299161884.011.png
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