Spiel_und_Stil_-_praktyczne_ćwiczenia_z_języka_niemieckiego(1).pdf

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Spiel und Stil
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ɉɨɫɨɛɢɟɩɨɪɚɡɝɨɜɨɪɧɨɣɩɪɚɤɬɢɤɟ. - ɋɉɛ.: ɂɡɞɚɬɟɥɶɫɬɜɨ «ɋɨɸɡ», 2002. - 192 ɫ. - (ɂɡɭɱɚɟɦ ɢɧɨɫɬɪɚɧɧɵɟ
ɹɡɵɤɢ).
ISBN 5-94033-108-4
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© ȼɚɳɟɧɨɤɋ. ɂ., ; ɨɮɨɪɦɥɟɧɢɟɨɛɥɨɠɤɢ, 2002
ISBN 5-94033-108-4
© ɂɡɞɚɬɟɥɶɫɬɜɨ «ɋɨɸɡ», 2002
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KAPITEL 1. EHE & PARTNERSCHAFT
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Die letzten Jahre meiner Ehe mit Gerda haben mir gereicht. Auch alle fünfzehn Jahre zusammen erscheinen
mir jetzt als Irrtum, obwohl ich das lange nicht sehen wollte und es deshalb nur zu fühlen bekam.
Eigentlich müßte ich es umgekehrt ausdrücken: ich fühlte nichts mehr oder immer weniger. Ich zog mich
immer mehr in mich zurück, und das Leben wurde von Jahr zu Jahr grauer und einförmiger. Allmählich
stumpften sogar meine Sinne ab. Ich ging durch die Welt und sah und hörte nichts. Sogar alles, was ich aß,
begann nach nichts zu schmecken, ich stopfte es lustlos in mich hinein. Die wenigen Male, als ich mir ein
bißchen Sex kaufte, weil es mit Gerda nicht mehr klappte, waren auch keine Offenbarungen und haben mir nur
geholfen, länger durchzuhalten. Und währenddessen redete Gerda auf mich ein und beschimpfte mich wegen
meiner Verkrochenheit, meiner Stummheit, und weil ich ohne Alkohol nicht mehr schlafen konnte. Genauso
hat sie es mit Sabine gemacht, die damals, als ich Gerda heiratete, ein dickliches, drüsengestörtes Kind war, an
dessen Seele sie dauernd herumknetete, um sie in die gewünschte Form zu bringen. Gerda hat immer alles unter
Kontrolle bringen müssen, weil sie fürchtete, daß alles schiefging, und so sind eben auch ihre beiden Ehen
schiefgegangen. Mit Vorwürfen und Geschimpfe kann man keine Liebe erzwingen, viel schlechter als mit
Weinen, obwohl ich auch das nicht mag. Nur mit Elke gab es einmal einen süßen Moment, als ihr Schluchzen
verebbte, während wir miteinander zärtlich wurden. Elke war die Frau für so was. Dir Wesen zeigte sich auf
diese Weise. Im Grande ist sie ein Kind geblieben, während Gerda eine Kämpferin ist, immer in Rüstung,
immer bereit zur Auseinandersetzung. Wenn es in ihrer Person auch einmal etwas Kindliches gegeben hat, so
hat sie es längst in Grund und Boden gestampft, damit niemand es mehr finden kann.
(aus Dieter Wellershoff „Die Körper und die Träume")
Reicht die erste Liebe für ein ganzes Leben?
Erfahrungen mit anderen Partnern sind keine Garantie fürs Glücklichsein
Wer seine Jugendliebe gleich geheiratet hat, fragt sich in stillen Stunden manchmal, ob er nicht doch etwas
versäumt hat...
Susanne und Rüdiger Wandschneider* sind das, was man eine echte Sandkastenliebe nennt. Als die beiden
sich kennenlernten, waren sie acht Jahre alt und Nachbarskinder. Sie spielten miteinander, gingen zusammen in
die Schule.
* Name wurde geändert. Evtl. Namensgleichheiten sind zufällig.
Zwischenzeitlich fand Susanne dann alle Jungen doof und Rüdiger alle Mädchen albern. Doch als sie 14
waren, entdeckten sie ihre Zuneigung aus Kindertagen wieder und verliebten sich ineinander. Jetzt sind sie
beide 37 und bereits seit über 15 Jahren glücklich verheiratet. Susanne sagt:
„Rüdiger war mein erster und einziger Mann. Ich bin glücklich mit ihm und glaube nicht, etwas versäumt zu
haben. Auch wenn meine Freundin Mareike* mir das gern weismachen will. Dummerweise habe ich ihr mal
erzählt, daß ich noch mit keinem anderen Mann außer Rüdiger geschlafen habe. Seitdem betrachtet sie mich als
Relikt aus längst vergangener Zeit. Doch ehrlich gesagt:
Wenn ich mir Mareike so anschaue, scheinen Erfahrungen mit anderen Partnern nicht unbedingt das große
Glück zu bringen. Sonst müßte sie nämlich auf Wolke sieben schweben. Dabei wurde sie bereits zweimal
geschieden, hat gerade eine äußerst unerfreuliche Trennung hinter sich und ist eigentlich ständig auf der Suche
nach ihrem Traummann. Gestern war es noch Jürgen, heute ist es Peter und wer weiß, wie der Supertyp von
morgen heißt..."
Die Bilderbuchehe von Susanne und Rüdiger Wandschneider ist zweifellos ein Glücksfall, wie er nicht jeden
Tag vorkommt. Immerhin wird heute jede dritte Ehe in Deutschland geschieden.
Dabei wünschen wir uns alle eine lebenslange, harmonische Beziehung. Wie sie funktioniert, weiß keiner so
recht. Eines ist klar: Auch die größte Liebe will gepflegt werden. Häufig fehlen zum großen Glück nur ein
wenig mehr Engagement und Einsatzfreude. Erwartet einer der Partner alles Glück vom anderen, ohne daß er
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selbst etwas dafür tut, geht die Sache meistens schief. Der amerikanische Psychologe Stuart A. Copans befragte
„Langzeit-Paare" nach dem Erfolgsrezept ihrer Verbindung und bekam von allen dieselbe Antwort: „Daran
arbeiten, arbeiten, arbeiten!"
Gerade wer sehr früh geheiratet hat, muß darauf achten, seine Selbständigkeit in der Partnerschaft zu
bewahren, muß eigene Interessen pflegen und die des anderen akzeptieren. Die Beziehung will „genährt"
werden mit neuen Anregungen. Sonst wird das Leben und somit auch der Partner langweilig. Verständnis,
Rücksicht, Toleranz und offene Gespräche sorgen dafür, daß aus einer kleinen Krise nicht gleich eine
Katastrophe wird.
Daß trotzdem mal die Neugierde an einem nagt, ist etwas ganz Normales. Wenn die unverheiratete Freundin
von ihrer neuesten Eroberung erzählt, kann durchaus der Wunsch aufkeimen, seine wohlgeordneten Bahnen zu
verlassen und zu probieren, wie es mit einem anderen ist.
Bevor man dafür allerdings eine harmonische Beziehung aufs Spiel setzt, sollte man sich eines klarmachen:
Im Grunde genommen hat man der Freundin „trotz mangelnder Erfahrung" einiges voraus und Dinge
kennengelernt, die - hoffentlich -noch auf sie zukommen: das Glück einer zuverlässigen, verantwortungsvollen
Beziehung zu einem anderen Menschen.
Jessica Bräwüng
(Tina, 22 September 1994, S.79)
1. Lesen Sie den Text durch und schlagen Sie die unbekannten Wörter nach.
2. Welche Wörter bzw. Ausdrücke fallen Ihnen als merkwürdig auf? Schreiben Sie diese aus und versuchen
Sie, deren Sinn auf Deutsch zu erklären.
3. Ein Gruppenspiel: teilen Sie sich in zwei Gruppen mit polaren Positionen. Diskutieren Sie das Thema
und notieren Sie dabei die Argumente jeder der Gruppen in die Tabelle, z.B.
Gruppe l
Die erste Liebe kann ein
ganzes Leben dauern.
Gruppe 2
Wer seine erste Liebe heiratet,
versäumt vieles.
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4. Was denken Sie von der Geschichte von Susanne und Rüdiger?
5. Kennen Sie andere Beispiele für dieses Thema? Was würden Sie als Psychologe in jedem der Fälle
raten?
„Nie hast du Zeit für mich! Das war früher doch ganz anders."
Was dahintersteckt, wenn Männer ständig vor dem Fernseher hocken
Sylvia (28) kann es einfach nicht mehr mit ansehen. Ihr Mann Heiko (32) hängt in jeder freien Minute - sei
es nach Feierabend oder am Wochenende - nur noch vor der Flimmerkiste. Keine Sendung ist ihm zu stupide,
kein Film zu lang.
Flucht in eine andere Welt
Die junge Frau sitzt daneben und schweigt. Dabei würde sie so gern mal wieder etwas gemeinsam mit ihm
unternehmen, z. B. ein schönes Essen in einem Restaurant genießen oder Samstagabends ins Kino gehen.
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„Schatz, das Wetter ist so schön. Was hältst du von einem Spaziergang?" fragt sie zaghaft.
Heiko schaut kurz auf und wirft einen Blick in die Programmzeitschrift. „Na ja. Ich möchte eigentlich den
Action-Film sehen, der um 15 Uhr kommt."
Sylvia seufzt resigniert und spaziert traurig allein los.
Wenn ein Partner sich in eine andere Welt flüchtet - ob TV oder Computerspiele - steckt meist mehr
dahinter.
In den ersten Jahren des Zusammenseins werden Gemeinsamkeiten geschaffen. Danach meinen viele, es
gäbe beim Partner nichts Neues mehr zu entdecken. Die intensive Auseinandersetzung mit der Person des
anderen läßt allmählich nach.
Die Folge: Viele Paare beginnen aneinander vorbeizuleben, jeder geht zunehmend eigene Wege außerhalb
des gemeinsamen Lebens. Für Fachleute ein Alarmsignal dafür, daß vieles in der Beziehung nicht mehr ganz
stimmt.
Die Liebe neu beleben
Die Psychologin Heidemarie Peters rät deshalb allen betroffenen Frauen, deren Männer lieber den Fernseher
als ihre Lebensgefährtin angucken:
„Sprechen Sie ihn ruhig, aber bestimmt auf das Problem an."
Die Expertin empfiehlt, dies möglichst nicht in den eigenen vier Wänden zu tun. Eine Möglichkeit ist der
Besuch eines netten Restaurants. Oder wie wäre es mit einem Ort, mit dem beide romantische Erinnerungen aus
glücklicheren Tagen verbinden? Auch wenn der Partner zunächst unwillig abwinkt, ist eine behutsame
Hartnäckigkeit jetzt Trumpf.
Diplomatisch auf seinen übermäßigen TV-Konsum angesprochen, reagiert er mit Sicherheit
verständnisvoller.
Ich-Botschaften kommen gut an
Vorwürfe wie „Nie hast du Zeit für mich, immer bin ich allein!" sollten deshalb vermieden werden. Besser
sind Ich-Botschaften wie „Ich habe das Gefühl, wir haben kaum noch gemeinsame Interessen. Das war doch
früher anders. Dir ist das doch sicherlich auch schon aufgefallen."
Denn so fühlt sich der Partner nicht in die Ecke gedrängt, sondern als Betroffener angesprochen. Auch eine
kleine Liebeserklärung kann ihm deutlich machen, daß es nicht um Kritik an seiner Person, sondern um sein
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