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STEPHEN KING
TRUCKS
Film-Erzählungen
BASTEI LÜBBE TASCHENBUCH Band 13 043
1. Auflage: Dezember 1985 2.-18. Auflage: Dezember 1985 bis August 1996
19. Auflage: Februar 1998
20. Auflage: Dezember 1998
21. Auflage: Februar 2000
Vollständige Taschenbuchausgabe
Bastei Lübbe Taschenbücher
ist ein Imprint der Verlagsgruppe Lübbe
Titel der amerikanischen Originalausgabe: Trucks
© 1976/1977/1978 by Stephen King
© für die deutschsprachige Ausgabe 1986 by
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG,
Bergisch Gladbach
All rights reserved
Übersetzernachweis am Ende der einzelnen Geschichten
Titelfoto: Bavaria Bildagentur Umschlaggestaltung: QuadroGrafik, Bensberg
Druck und Verarbeitung:
Brodard & Taupin, La Fleche, Frankreich
Printed in France
ISBN 3-404-13043-X
Sie finden uns im Internet unter http://www.luebbe.de
Scanned by Luculus
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Inhalt
Geschichten aus dem Dunkel 9
Trucks 21
Kinder des Zorns 55
Der Mauervorsprung 113
Quitters, Inc. 147
Geschichten aus dem Dunkel
Über das Phänomen des Schriftstellers, Drehbuchautors und Filmregisseurs Stephen King
von Willy Loderhose.
Irgendwann im Spätherbst 1972, als die Frau des Englisch-Lehrers Stephen King,
Tabitha, den Schreibtisch ihres Mannes aufräumte, fand sie im Papierkorb ein dickes
Bündel beschriebenes Manuskript-Papier und las es.
Als Stephen abends nach Hause kam, überredete sie ihn, die Geschichte zu Ende zu
schreiben. Das Ergebnis dieses denkwürdigen Abends war zunächst das Buch »Carrie«,
schließlich eine erste Auflage, die sich mit 13 000 Exemplaren recht beachtlich verkaufte,
dann eine Verfilmung von Brian De Palma, woraufhin das Buch weitere 2,5 Millionen mal
verkauft wurde und den Autor schnell zum »Master of Horror« machte, wie die New York
Times sofort erkannte. Es folgten blitzschnell die Romane »Salems Lot« (»Brennen muß
Salem«), »Shining«, »Nachtschicht«, »Das letzte Gefecht«, »Das Attentat«,
»Feuerkind«, »Frühling, Sommer, Herbst und Tod«, »Cujo«, »Christine«, »Friedhof der
Kuscheltiere« und ein knappes Dutzend Filme, die entweder King-Vorlagen hatten, von
ihm für die Leinwand bearbeitet waren oder, wie im Fall von »Maximum Overdrive« gar
von ihm selbst gedreht waren. Insgesamt viermal wechselte der Vielschreiber seinen
Verlag, weil er das Gefühl hatte nicht genügend präsent zu sein in den Buchhandlungen.
Er war so fleißig, daß er sich unter dem Pseudonym Richard Bachmann selbst
Konkurrenz machte und insgesamt fünf Bücher unter diesem Namen herausbrachte, um
a) zu sehen, ob seine Themen auch ohne seinen Namen zum Erfolg würden (sie wurden)
und b) nicht zu viele Werke zu gleicher Zeit zu veröffentlichen.
Längst ist Stephen King ein steinreicher Mann, der, technologiebesessen, seine Bücher in
einen Hochleistungscomputer eingibt, mit dessen Wordprocessor er nach Herzenslust
redigieren kann. Doch er ist auf dem Teppich geblieben, hat sich niemals als Medien-
Superstar feiern lassen, liebt seine Frau und seine drei Kinder noch immer mehr als alles
andere auf der Welt und schöpft aus seiner Familie die Kraft, die man braucht, um dieses
Arbeitspensum weiter zu bewältigen und dabei nicht an Qualität zu verlieren.
Jeder weiß, daß Stephen King makabre Geschichten schreibt, daß er erklärtermaßen
einst auszog, das Fürchten zu lehren. Wie kommt es, daß solch ein sanfter und familiärer
Mensch sich fast ausschließlich damit beschäftigt, anderen Menschen Angst einzujagen
und sie möglicherweise um den verdienten Schlaf zu bringen?
»Ohne Liebe und Besorgnis gibt es kein Grauen, keinen Horror«, pflegt King in
Interviews auf derartige Fragen zu antworten, »und das Bedürfnis zu schreiben ist mir
eben angeboren. Es wirkt als Sicherheitsventil für meine eigenen Ängste, die ich mit mir
herumtrage. Und das Phänomen Stephen King, vorausgesetzt, daß es so etwas wirklich
gibt, kann ich wirklich nicht erklären. Mein Werk baut auf der Arbeit jener Autoren auf,
die das Grauen mit dem Alltäglichen verbunden haben: Jack Finney, Richard Matheson,
Charles Beaumont und Robert Bloch. Vielleicht sind meine Bücher deshalb so erfolgreich,
weil ich das Material, mit dem ich umgehe, ernst nehme und nicht witzig damit
umgehe.«
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Das wirft man ihm denn auch manchmal vor. King, der sich der Sprache der Pop-Kultur
bedient und dramaturgisch geschickt Schock an Schock setzt, erzählt fast immer die
Geschichte der gequälten Kreatur, die sich schließlich anschickt, in einem gigantischen
Rachefeldzug die verlogene Alltagswelt zu zerstören. Das, was er anprangert, sei er
schließlich selbst, seine Denk- und Schreibweise entspreche der von Videoclips und
Werbespots, meinen die Kritiker. King, in Bezug auf sich selbst und die kleine Welt seiner
Familie, stets Optimist, zeigt sich in der Frage, ob es global betrachtet noch Hoffnung für
die Menschheit gäbe, pessimistisch: »Der mögliche Schaden, der angerichtet werden
konnte, ist bereits eingetreten. Wir plündern unseren Planeten mit einer Schnelligkeit
aus, daß uns in 200 Jahren auch Technokraten nicht mehr werden retten können - wenn
es so weit überhaupt kommt. Deswegen bin ich auch nahezu apolitisch. Wenn
überhaupt, habe ich Sympathien für diejenigen, die der politischen Überzeugung sind,
daß die letzte Chance, in Amerika umwälzende Veränderungen herbeizuführen, in den
dreißiger Jahren vertan wurde. Hätte man damals den Kapitalismus überwunden und
durch einen Sozialismus ersetzt, hätten wir vielleicht noch eine Chance.«
Aus diesem Pessimismus heraus also läßt King seine Carrie die ganze Stadt abbrennen,
läßt er in »Das letzte Gefecht« einen Virus die gesamte Weltbevölkerung mit wenigen
Ausnahmen umkommen, in »Cujo« einen Bernhardiner durchdrehen, in »Kinder des
Zorns« alle Erwachsenen töten und in »Christine« oder der Kurzgeschichte »Trucks«
Autos die Herrschaft über die Menschheit übernehmen. Spaß an Verfilmungen seiner
Werke hatte Stephen King bereits bei »Carrie«, der Umsetzung seines ersten Romans
durch Brian De Palma, die heute längst ein Klassiker ist und von vielen Fans und
Kritikern noch immer als die authentischste und beste aller King-Filme gefeiert wird.
Auch der Meister selbst mag den Film lieber als manche andere und hält selbst das Opus
des peniblen Perfektionisten Stanley Kubrick »Shining« für nicht besonders gelungen.
Schon früh wußte der Autor, daß er nicht nur Bücher schreiben wollte, die man später
verfilmen würde, sondern daß er selbst Drehbücher verfassen mußte mit dem Ziel,
irgendwann einmal selbst einen Film als Regisseur zu drehen. »Zuerst war ich ein
bißchen erstaunt, daß alle wichtigen Horror-Regisseure und noch viele andere bei mir
anklopften. Buchautoren sind schließlich keine Hollywoodstars. Von mir Filmrechte zu
haben, scheint ein bißchen so zu sein, als hätte man gerade Paul Newman verpflichtet«,
freute er sich, als John Carpenter den Zuschlag für »Christine« erhielt. Nachdem 1983
und 1984 eine wahre Flut an King-Verfilmungen auf den Markt gekommen war, trat
zwangsläufig eine kleine Abkühlung ein, weil nicht alle dieser Werke Kinokassen-Hits
wurden, nichtsdestotrotz jedoch gut liefen. Außerdem wurden langsam die Stoffe knapp.
Die großen Bücher waren bis auf »Das letzte Gefecht«, Kings komplexesten und fraglos
am aufwendigsten zu verfilmenden Werk, alle auf Leinwand präsent, und die
Kurzgeschichten schienen zu kurz für einen Langfilm. Nur Fritz Kiersch verfilmte
»Children of the Corn«, also die Kurzgeschichte »Kinder des Mais« aus »Nachtschicht«
(deutscher Filmtitel »Kinder des Zorns«). »Das letzte Gefecht« und »Friedhof der
Kuscheltiere«, weitere große Bücher sind an Filmproduzenten verkauft, »Talisman«, das
ambitionierte Gemeinschaftsprojekt aus der Feder von King und seinem Freund Peter
Sträub, wird von Steven Spielberg, Hollywoods Tycoon Nr. l, persönlich verfilmt.
Die drei »Katzen-Kurzgeschichten« wurden von Dino De Laurentis, der ja bereits
»Feuerkind« hatte verfilmen lassen, als »Cats Eye« verfilmt (der Streifen lief noch nicht
in deutschen Kinos), in den De Laurentis-Studios entstand auch »Silver Bullet« nach dem
neuen Roman »Das Jahr des Werwolfs« und ebenfalls dort in Wilmington in North
Carolina, wo der Produzent seine neuen Studios bauen ließ, konnte der Autor erstmals
selbst zuschlagen: »Maximum Overdrive« ist ebenfalls eine Geschichte aus
»Nachtschicht«, nämlich »Lastwagen», im Original »Trucks«.
Den Schritt vom Drehbuchautor der »Unheimlich verrückten Geisterstunde«, in der King
ja bekanntlich selbst einen wunderbaren Gastauftritt gab, bis hin zur eigenen Regie für
ein Großstudio, war es im Grunde nur ein kurzer Weg. Selbst wenn »Lastwagen« nicht
gerade ein Roman ist - King führt mit seiner alten Metapher von den »leblosen
Dingen«, die plötzlich gegen die Menschen rebellieren, vor, daß man aus einem
Gedanken einen gigantischen Film drehen kann. Außerdem: Hat nicht gerade Hollywoods
Film-Wunderkind Nr. l, Steven Spielberg, mit seinem Lastwagen-Film »Duell« den ersten
großen Erfolg verbuchen können?
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Trucks
Der Mann hieß Snodgrass, und ich sah, daß er im Begriff war, etwas Verrücktes zu tun.
Seine Augen waren ganz groß geworden, und man sah viel Weißes, wie bei einem
angriffslustigen Hund. Die beiden jungen Leute, die mit ihrem alten Fury auf den
Parkplatz gerutscht waren, redeten auf ihn ein, aber er hielt den Kopf schräg, als hörte
er fremde Stimmen. Sein praller kleiner Bauch steckte in einem teuren Anzug, der am
Hosenboden schon ein wenig glänzte. Er war Handelsvertreter, und seine Mustertasche
lag dicht neben ihm, wie ein Hund, der eingeschlafen war.
»Versuchen Sie es nochmal mit dem Radio«, sagte der Lastwagenfahrer am Tresen.
Der Imbißkoch zuckte die Achseln. Er stellte das Gerät wieder an und drehte am
Einstellknopf, aber er bekam nur statische Geräusche.
»Sie machen es zu schnell« protestierte der Fahrer. »Sie haben vielleicht was
übersprungen.«
»Verdammt«, sagte der Imbißkoch. Er war ein älterer Schwarzer mit goldblitzendem
Lächeln. Er schaute an dem Fahrer vorbei durch das Fenster, das die ganze Länge des
Raumes einnahm, auf den Parkplatz hinaus.
Sieben oder acht schwere Lastwagen standen draußen mit laufenden Motoren. Ihr
Dröhnen im Leerlauf hörte sich an wie das Schnurren von Raubkatzen. Es waren ein paar
Macs, ein Hemingway und vier oder fünf Reos, alle mit Anhängern.
Es waren Fahrzeuge für den Interstate-Verkehr mit mehreren Nummernschildern und
CB-Antennen hinten am Führerhaus.
Der Fury der jungen Leute lag umgestürzt am Ende einer langen Rutschspur im losen
Kies des Parkplatzes. Er war total zertrümmert. In der Nähe der Auffahrt zum Parkplatz
stand ein völlig ruinierter Cadillac. Sein Besitzer starrte wie ein ausgenommener Fisch
durch die geplatzte Windschutzscheibe. An einem Ohr hing noch seine Hornbrille.
Mitten auf dem Platz lag die Leiche eines Mädchens in einem rosa Kleid. Als sie sah, daß
es krachen würde, war sie aus dem Caddy gesprungen und weggerannt, aber sie hatte
keine Chance. Sie sah am schlimmsten aus, wenn sie auch mit dem Gesicht nach
unten lag. Wolken von Fliegen umschwärmten sie. Auf der anderen Straßenseite
war ein Ford-Kombi durch die Leitplanke geschleudert worden. Das war vor einer Stunde
passiert.
Seitdem war niemand gekommen. Die Straße konnte man vom Fenster aus nicht sehen,
und das Telefon war tot.
»Sie machen es zu schnell«, wiederholte der Fahrer seinen Protest. »Sie sollten...«
In diesem Augenblick rannte Snodgrass los. Er stieß den Tisch um, als er aufsprang. Die
Kaffeetassen zerklirrten, und der Zucker spritzte in hohem Bogen. Er rollte wild mit den
Augen, und seine Lippen hingen schlaff herab. »Wir müssen hier raus«, brabbelte er.
»Wir müssen hier raus, wir müssen hier raus-«
Der junge Mann schrie, und seine Freundin kreischte.
Snodgrass stürzte zur Tür und rannte über den Kies zum Abflußgraben an der linken
Seite. Zwei der Wagen rasten auf ihn zu. Ihre nach oben führenden Auspuffrohre stießen
dunkelbraunen Dieselqualm in den Himmel, und die riesigen Hinterräder ließen den Sand
wegspritzen, als würde aus Maschinengewehren geschossen.
Er war höchstens fünf oder sechs Schritte vom Ende des Parkplatzes entfernt, als er sich
umdrehte. In seinem Gesicht stand nackte Angst. Er stolperte über seine eigenen Beine
und wäre fast gestürzt. Er fing sich wieder, aber es war zu spät.
Einer der Lastwagen machte Platz, und der andere beschleunigte. Sein riesiger
Kühlergrill funkelte bösartig in der Sonne. Snodgrass stieß einen hohen dünnen Schrei
aus, der im dumpfen Brüllen des Diesels fast unterging.
Der Wagen überfuhr ihn nicht. Wie sich später zeigen sollte, wäre das besser gewesen.
Er stieß ihn weg wie ein Rugbyspieler den Ball wegschlägt. Ganz kurz zeichnete sich
seine Silhouette wie eine verbogene Vogelscheuche vor dem heißen Nachmittagshimmel
ab, und dann verschwand er im Abwassergraben.
Die Bremsen des großen Lastwagens zischten wie der Atem eines Drachen, und die
Vorderräder blockierten und zogen tiefe Schneisen durch den Kies. Nur Zentimeter vor
dem Graben kam er zum Stehen. Das Schwein.
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Das Mädchen in der Nische kreischte wieder. Die Finger hatte sie in die Wangen gekrallt,
daß sie das Fleisch abzog. Ihr Gesicht wirkte wie eine Hexenmaske.
Glas splitterte. Ich drehte mich um und sah, daß der Lastwagenfahrer sein Glas so fest
gepackt hatte, daß es zerbrach. Wahrscheinlich wußte er es noch nicht. Mit etwas Blut
vermischte Milch floß auf den Tresen.
Der Schwarze am Tresen stand wie angewurzelt neben seinem Radio, einen Wischlappen
in der erhobenen Hand. Er wirkte sehr erstaunt. Seine Zähne glitzerten. Einen
Augenblick lang hörte man nur das Summen der Westclox an der Wand und das Dröhnen
des Motors, als der Reo zu seinen Kollegen zurückfuhr. Dann fing das Mädchen an zu
weinen, und das war gut - oder wenigstens besser.
Mein eigener Wagen stand seitlich neben dem Gebäude und war nur noch Schrott. Ein
1971er Camaro, auf den ich noch abzahlte, aber ich glaube, das spielte jetzt keine Rolle
mehr.
In den Lastwagen saß niemand.
Die Sonne spiegelte sich in leeren Fahrerhäusern. Die Räder drehten sich von selbst. Man
durfte darüber nicht viel nachdenken. Wenn man darüber nachdachte, mußte man
verrückt werden. Wie Snodgrass.
Zwei Stunden vergingen. Die Sonne ging langsam Unter. Draußen patroullierten die
Wagen in langsamen Kreisen und Achterschleifen. Ihre Scheinwerfer und Parklichter
waren jetzt eingeschaltet. Ich ging zweimal am ganzen Tresen hin und her, denn meine
Beine waren eingeschlafen, und dann setzte ich mich in eine der Nischen vor der langen
vorderen Scheibe. Dies war eine ganz normale Raststätte in der Nähe einer Autobahn.
Hier konnte man Benzin und Diesel tanken, und die Fahrer tranken hier Kaffee oder aßen
eine Kleinigkeit.
»Mister?« Die Stimme klang zögernd.
Ich sah mich um. Es waren die beiden jungen Leute mit dem Fury. Der Junge sah aus
wie neunzehn. Er hatte lange Haare und einen Bart, der gerade erst Form gewann. Das
Mädchen wirkte jünger.
»Ja?«
»Was ist Ihnen passiert?«
Ich zuckte die Achseln.
»Ich fuhr auf der Interstate nach Pelson«, sagte ich.
»Hinter mir ein Lastwagen - ich sah ihn im Spiegel. Er war noch weit entfernt, aber er
fuhr Höchstgeschwindigkeit. In einer Entfernung von einer Meile konnte man ihn schon
hören. Er überholte einen VW-Käfer. Der Anhänger schleuderte, und er fegte den Käfer
einfach von der Straße, wie man eine Papierkugel vom Tisch schnippt. Ich dachte schon,
der Laster würde auch von der Straße abkommen. Kein Fahrer hätte ihn halten können,
wenn der Anhänger so schleudert. Aber er blieb auf der Spur. Der VW überschlug sich
sechs- oder siebenmal und explodierte. Den nächsten erwischte der Laster auf die
gleiche Weise. Er kam immer näher, und was meinen Sie, wie schnell ich die nächste
Ausfahrt erwischte.« Ich lachte, aber mein Lachen war nicht echt. »Und da bin ich bei
dieser Raststätte gelandet. Vom Regen in die Traufe.«
Das Mädchen schluckte. »Wir sahen einen Greyhound-Bus, der auf der
Richtungsfahrbahn Süden nach Norden fuhr. Er... pflügte... nur so durch die Wagen
hindurch. Dann explodierte er und brannte aus, aber vorher... ein Blutbad.«
Ein Greyhound-Bus. Das war etwas Neues. Und etwas Entsetzliches.
Plötzlich ging draußen bei allen Fahrzeugen gleichzeitig das Fernlicht an und tauchte
alles in Unheimlichen Glanz. Brummend fuhren sie hin und her. Die Scheinwerfer
schienen ihnen Augen zu geben, und in der zunehmenden Dunkelheit sahen die
Anhängeraufbauten aus wie die krummen breiten Rücken prähistorischer Riesen.
Der Mann am Tresen sagte: »Ob es wohl gefährlich ist, das Licht anzuschalten?«
»Tun Sie es doch«, sagte ich. »Dann werden Sie es ja erfahren.«
Er betätigte den Schalter, und an der Decke leuchteten ein paar mit Fliegenschmutz
bedeckte Lampen. Gleichzeitig flackerte draußen eine Neonreklame auf: »Conants
Raststätte und Imbiß - Gutes «. Nichts geschah. Die Wagen draußen drehten weiter ihre
Runden.
»Ich begreife das nicht«, sagte der Fahrer. Er war seinem Hocker gestiegen und ging im
Raum auf und ab. Um seine Hand hatte er ein rotes Halstuch gewickelt. »Ich hatte nie
Probleme mit irgendeiner Karre. Ein gutes altes Mädchen. Ich bin hier reingefahren, weil
ich Spaghetti essen wollte, und nun dies.« Er zeigte nach draußen, und das Halstuch
flatterte an seiner Hand. »Meine eigene Karre steht da draußen. Es ist die mit dem
schwachen linken Hecklicht. Ich fahre sie schon seit sechs Jahren. Aber wenn ich jetzt
rausginge -« »Sie fährt gerade an«, sagte der Mann hinter dem Tresen. Sein Blick war
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