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Ausgabe 2
newcomer
Januar 2009
Die Krise geht jeden etwas an
sem Jahr die schwerste
Wirtschaftskrise in der Nach-
kriegsgeschichte. Glaubt man
den Vorhersagen von Exper-
ten, wird die Wirtschaftsleis-
tung dieses Jahr mindestens
zwei Prozent geringer sein
als noch 2008. Zwei Prozent
Rückgang klingt zunächst
wenig, ist aber bei genau-
er Betrachtung sehr viel:
50 Mrd. Euro. Würde man
damit einen Turm aus 500-
Euro-Scheinen bauen, wäre
er mehr als zehn Kilometer
hoch. Sein Gewicht würde
rund 112 Tonnen betragen.
Für 50 Mrd. Euro könnte
man rund zwei Millionen
Mittelklasse-Autos kaufen
oder 200 000 Einfamilien-
häuser – oder die Industrie
könnte rund eine Million
Arbeitnehmer ein Jahr lang
bezahlen.
Damit wird klar, dass
die Krise jeden angeht. Im
Jahresverlauf wird die Ar-
beitslosigkeit wieder deut-
lich ansteigen. Im nächsten
Winter könnten wieder vier
statt wie heute drei Millio-
nen Menschen ohne Job sein.
Und jeder Mensch, der seine
Arbeit verliert, hat sofort ein
Loch in seinem Portemon-
naie. Denn das Arbeitslosen-
geld, das es für die meisten
Arbeitslosen ein Jahr lang
vom Staat gibt, ist spürbar
geringer als der Lohn. Viele
Menschen haben zwar noch
einen Notgroschen. Doch ist
dieser aufgebraucht, muss
häufig eine kleinere Woh-
nung her, und bei alltägli-
chen Ausgaben muss genauer
hingeschaut werden.
Wenn die Bürger weniger
einkaufen, macht die Wirt-
schaft weniger Umsatz und
muss noch mehr Menschen
entlassen – es droht ein Teu-
felskreis. Darum will die Re-
gierung einspringen. Sie will
selbst Geld ausgeben und etwa
Schulen und Straßen reparie-
ren lassen. Das schafft Aufträ-
ge, vor allem für die Bauwirt-
schaft (siehe auch Seite 5).
Geht das Konzept auf,
kann so die Wirtschaftskrise
etwas abgemildert werden.
Geht es nicht auf, bleibt der
Staat auf einem Berg neuer
Schulden sitzen.
*Axel Schrinner ist Redakteur beim
Handelsblatt für Konjunktur- und
Finanzpolitik.
Modebranche
Obama
Der neue US-Präsident
ist seit Januar im Amt
SEITE 4
Schüler schreiben
Wirtschaft am
Gymnasium
SEITE 7
Mit Promis
zum Erfolg
SEITE 2
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Illustration: C. Wiesen, S. Janzso, S. Persuhn (Fotos von Corbis); Fotos: Chris Collins/Corbis; Brooks Kraft/Corbis
Die Wirtschaftsleistung wird 2009 in Deutschland weiter sinken
Axel Schrinner*
„ F i n a n z k r i s e “ i s t d a s W o r t d e s
Jahres 2008. Die Folgen des
Einbruchs werden auch dieses
Jahr spürbar sein.
D eutschland droht in die-
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2 Handelsblatt Thema
Januar 2009 , Nr. 2 | H
Drei Fragen an:
Ulrich Mann
Inhaber des Modeunternehmens Lefers
in Oldenburg
Chanel-Designer Karl Lagerfeld mit Emma Watson
Was sind die aktu-
ellen Entwicklun-
gen in der Mode-
branche?
Der Fachhandel ins-
gesamt verzeich-
net seit über zehn Jahren sinkende
Umsätze. Viele große Mode- und
Warenhausketten sind daher in ihrer
Existenz bedroht. Ursachen hierfür
sind zum Beispiel fehlende Kon-
zepte, mangelnde Investitionen,
und dass immer weniger Kleidung
gekauft wird. Trotzdem gibt es im-
mer noch einige Unternehmen, die
diesem Trend erfolgreich trotzen.
Die Modebranche setzt in ihrer Werbung auf den Promi-Bonus
Schaulaufen für
Modeunternehmen
Wie kann man sich Ihre tägliche
Arbeit im Modehaus vorstellen?
Unser Modegeschäft muss für den
Kunden vorbereitet sein, das heißt,
es sollte sauber, warm, hell und
ansprechend sein. Die Waren, das
sind bei uns circa 300 Modemarken,
müssen eingekauft und präsentiert
werden. Der Einkauf dieser Mar-
ken sowie alle Kosten, die für den
Betrieb wichtig sind (zum Beispiel
Personal, Strom, Reparaturen),
müssen genau geplant werden. Eine
der wichtigsten Aufgaben ist der
Austausch mit den Mitarbeitern.
Monroe Reportern Ende der 50er-
Jahre zu, trage sie nichts außer dem
Parfum Chanel No. 5. Das prüde Ame-
rika zeigte sich entsetzt.
Klammheimlich aber ent-
fachte das Bekenntnis der
Leinwand-Diva eine tur-
bulente Nachfrage – nicht
nach züchtigen Pyjamas,
wohl aber nach dem franzö-
sischen Duftwasser. Seither
herrscht in den Marketingabteilungen
der Modewelt die Gewissheit: Wem es
am besten gelingt, ein prominentes
Zugpferd vor den eigenen Verkaufskar-
ren zu spannen, der macht am Ende das
Rennen.
Dabei funktioniert die Reklame
am besten, wenn sie als solche erst
gar nicht zu erkennen ist. Etwa, wenn
der ehemalige Formel-1-Pilot Michael
Schumacher für einen Artikel in dem
Boulevard-Magazin „Gala“ – rein zu-
fällig – im Boss-Anzug auf der Tribüne
abgelichtet wird. „Celebrity Placement“
nennen es Experten aus der Public-
Relation(PR)-Branche (Öffentlichkeits-
arbeit), wenn Promis verdeckt Werbung
machen. Die Modeunternehmen stellen
auf diese Weise sicher, dass enorm vie-
le Menschen ihr Produkt wahrnehmen.
Sie müssen für diese Art der Werbung
aber wesentlich weniger bezahlen als
etwa für Anzeigen – so
lautet das Ergebnis einer
aktuellen Studie der Sport-
hochschule Köln.
Der psychologische
Trick funktioniert. „Wenn
mein Idol schon diese Mo-
demarke trägt“, erklärt ein
Werber, „dann kann sie für mich nicht
falsch sein.“ Entsprechend bemühen
sich PR-Agenturen, Prominente ohne
Werbevertrag mit den Markenartikeln
ihrer Kunden auszustatten.
Einen Riesenerfolg erzielte da-
mit der Sportausstatter Puma Mitte
der 90er-Jahre. Damals präsentier-
te Popstar Madonna die Klamotten
mit der springenden Raubkatze bei
Welche Voraussetzungen braucht
man in der Modebranche?
Unsere erfolgreichste Zeit ist,
wenn andere Menschen Freizeit
haben – samstags oder abends.
Man muss also dazu bereit sein,
selbst in diesen Zeiten zu arbeiten.
Der Dienst für den Kunden muss
einem Freude bereiten. Dazu ge-
hören Ofenheit, ehrliche Freund-
lichkeit, Humor und Charme. Wer
dies alles mit modischem Gespür
und dem „Riecher“ für Trends ver-
bindet, dem steht einer Karriere in
der Modebranche nichts im Weg.
Die Fragen stellte Bettina Pulkrabek, wissenschaftliche
M i t a r b e i t e r i n a m I n s t i t u t f ü r Ö k o n o m i s c h e B i l d u n g ( I Ö B ) .
Fotos: Stephane Cardinale/People Avenue/Corbis; PR
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Christoph Schlautmann*
Viele Modeunternehmen engagieren
Prominente, um ihre Kleidung zur
Schau zu stellen. Schauspieler, Sport-
oder Popstars verpassen den Marken
ein bestimmtes Image – und erhöhen
damit den Absatz.
B eim Zubettgehen, hauchte Marilyn
Popstar
Madonna polier-
te das Image der
Marke Puma
wieder auf.
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Januar 2009 , Nr. 2 | H
Handelsblatt Thema
3
nahezu jedem ihrer Konzerte. Die da-
mals angestaubte Marke brachte sie
damit vom Grabbeltisch zurück in die
Glitzerwelt.
Einen ähnlichen Dienst erweist
Stefan Raab einer Modeirma. Der TV-
Entertainer hält bei fast jedem seiner
Auftritte die Marke „Abercrombie &
Fitch“ in die Kamera. Das amerikani-
sche Unternehmen plant derzeit, eigene
Läden in Deutschland zu eröffnen. Und
auch die bunten „Crocs“-Schaumstoff-
Sandalen proitierten vom „Celebrity
Placement“. Ohne die Mitwirkung von
Hollywoodgrößen wie Al Pacino wären
sie bis heute wohl nichts weiter als bil-
lige Plastiklatschen.
Firmen, die sich dagegen auf ofi-
zielle Werbeverträge einlassen, dürfen
sich auf immense Investitionen (siehe
Seite 8) gefasst machen. 3,8 Mio. Euro
legte zuletzt Chanel für Schauspiele-
rin Emma Watson – die Hermine aus
„Harry Potter“ – auf den Tisch. Einen
wesentlich höheren Betrag dürfte ihr
weitaus prominenterer Schauspieler-
kollege Sean Connery erhalten haben:
Den ehemaligen James-Bond-Darstel-
ler verpf lichtete der Luxustaschen-
hersteller Louis Vuitton als Aushän-
geschild. Damit tritt der Schotte die
Nachfolge zum Beispiel von Rolling-
Stones-Gitarrist Keith Richards oder
dem Ex-Russland-Staatschef Michail
Gorbatschow an. 15 Mio. Euro strich
Fußballproi David Beckham für die
unter seinem Namen vertriebene Kin-
dermode-Kollektion „DB07“ ein – und
das, obwohl die britische Textilket-
te Marks & Spencer auf den schwer
verkäuf lichen Teilen sitzen blieb.
Stefan Raab hilft Abercrom-
bie & Fitch beim Markteintritt
in Deutschland.
Stets geht es beim „Celebrity Place-
ment“ um Glaubwürdigkeit. Der po-
tenzielle Kunde muss stets davon über-
zeugt sein, die Promis seien von der
Marke wirklich begeistert. Zu schön,
um wirklich wahr zu sein, ist deshalb
der – vermutlich inszenierte – Eklat
zwischen Jennifer Lopez und Louis
Vuitton. Wie Zeitschriften berichten,
hatte der französische Luxuskonzern
den Drei-Millionen-Dollar-Werbever-
trag mit der Pop-Diva gekündigt, weil
Lopez angeblich mehrere Handtaschen
heimlich mitgehen ließ.
Den Super-Gau erlebte dagegen
der Uhrenhersteller Raymond Weil. Die
Schweizer Luxusirma hatte der Oskar-
Preisträgerin Charlize Theron mehrere
Millionen Dollar spendiert, damit sie
die teuren Zeitmesser am Handgelenk
zur Schau stellte. Doch die 33-jährige
Südafrikanerin zeigte sich wenig dank-
bar. Auf einem Filmfestival in Austin/
Texas schlenderte sie geschmückt mit
einer Armbanduhr des Konkurrenten
Christian Dior vor den Fotografen auf
und ab. Nun treffen sich beide Vertrags-
partner regelmäßig vor Gericht.
Mitunter gleicht der richtige Name un-
ter einem Werbevertrag einem Sechser
im Lotto. Wie bei dem deutschen Beklei-
dungshersteller Gerry Weber. Dort unter-
schrieb 1986 die damals 17-jährige und
noch weithin unbekannte Tennisspiele-
rin Stefi Graf einen Sponsoringvertrag –
und gewann wenig später in Wimbledon
das Endspiel. Das damals ebenfalls noch
eher unbekannte Unternehmen aus der
ostwestfälischen Provinz geriet damit
derart in die Schlagzeilen, dass sich der
Modeumsatz (siehe Seite 6) seither ver-
vierzehnfachte.
* Christoph Schlautmann ist Redakteur beim Handelslatt
im Ressort Unternehmen und Märkte.
Berufsbild in der Modebranche
ren zum richtigen Zeitpunkt
und in der gewünschten
Menge in deutschen Mode-
geschäften bereitstehen.
Voraussetzung für die Aus-
bildung ist ein mittlerer Bil-
dungsabschluss (z. B. an der
Realschule) oder das Abitur.
Die Unternehmen erwarten
in der Regel gute Noten in
Deutsch, Mathematik und
Wirtschaft. Zudem sind
Fremdsprachenkenntnisse
unverzichtbar. Grundvor-
aussetzung sind gute Eng-
lischkenntnisse, weitere
Sprachen sind gewünscht.
Während der Ausbildung
lernen die Auszubildenden
eine Menge über Textilien
und erhalten auch ein um-
fangreiches kaufmännisches
Wissen. Bei einigen Unter-
nehmen können sie einen
Teil der Ausbildung sogar
im Ausland absolvieren.
Weitere Infos:
http://berufenet.
arbeitsagentur.de
Groß- und Außenhandelskauleute
Groß- und Außen-
handelskaufleute
mit dem Schwerpunkt Außen-
handel sind in der Wirtschaft
unverzichtbar, denn Waren
werden weltweit gehandelt. In
der Modebranche sorgen sie
dafür, dass Kleidungsstücke aus
aller Welt ihren Weg in deut-
sche Modegeschäfte inden.
Kauleute im Groß- und Außen-
handel beobachten die nationa-
len und internationalen Märk-
te für Textilien und nehmen
mit Modeherstellern Kon-
takt auf. Sie erfragen und
vergleichen die Preise auf
dem weltweiten Textilmarkt
und führen Gespräche mit
Anbietern in der ganzen
Welt. Nach dem Einkauf der
Waren kümmern sie sich um
den Transport nach Deutsch-
land. Dabei müssen sie die
Bestimmungen im Waren-
handel einhalten und darauf
achten, dass die Kosten für
den Transport nicht zu hoch
sind. Sie müssen außerdem
organisieren, dass die Wa-
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Fotos: PT Images/Corbis; http://web.brandsoftheworld.com; Corbis
111542348.003.png 111542348.004.png
4 Proil
Januar 2009 , Nr. 2 | H
Barack Obama gilt als Symboligur für den Wandel in den Vereinigten Staaten
Kann er es wirklich?
der Abstimmung
so viele Bürger wie
seit Jahrzehnten
nicht mehr an die
Wa h lu r nen . Die
Wahlbeteiligung
lag bei 56,8 Prozent
(siehe Graik). Oba-
ma übernimmt von
seinem Vorgänger
George W. Bush ein
schweres Erbe. Da
sind zum einen die
Konlikte im Aus-
land wie die US-
Militäreinsätze im
Irak und in Afgha-
nistan. Auch die
schwierige Wirt-
schaftslage macht
ein entschlossenes
Handeln erforder-
lich. Obamas Wirt-
schaftsprogramm
sieht vor, dass der Staat stärker eingrei-
fen und so der kriselnden Wirtschaft
auf die Sprünge helfen soll. Der Präsi-
dent dämpfte zu große Erwartungen
jedoch zugleich: Der Wandel erfordere
Einsparungen in allen Bereichen und
Veränderungen in vielen Branchen.
Barack Obama ist der erste Afro-
amerikaner, der als Präsident in das Wei-
ße Haus in Washington einzieht. Er wur-
de 1961 als Sohn einer US-Amerikanerin
und eines Afrikaners in Hawaii geboren.
Nach dem Politikwissenschafts- und Ju-
rastudium arbeitete er in Unternehmen
und in Anwaltskanzleien, aber auch für
gemeinnützige Einrichtungen. Seit 1992
ist er mit seiner Frau Michelle verhei-
ratet und hat zwei Töchter, Sasha und
Malia. 1996 wurde er Abgeordneter im
US-Staat Illinois. 2005 wechselte er nach
Washington, um dort die Interessen von
Illinois im US-Kongress zu vertreten.
„Yes, we can“, lautete der Slogan
von Obamas Wahlkampf. Nun muss der
neue Präsident zeigen, wie viel er wirk-
lich kann.
* Moritz Neuenroth ist wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Institut für Ökonomische Bildung (IÖB).
Obama beim Amtseid
Wahlbeteiligung bei
US-Präsidentschaftswahlen
in Prozent
2008
B. Obama
56,8
2004
G. W. Bush
55,3
Moritz Neuenroth*
Barack Obama legte am 20. Januar sei-
nen Eid als 44. Präsident der USA ab.
Ob er die großen Erwartungen erfüllen
kann, muss er nun beweisen.
D er neue Präsident gilt als Symboli-
2000
G. W. Bush
51,3
1996
B. Clinton
49,1
1992
B. Clinton
55,2
1988
G. Bush
50,2
gur für den Wandel und verkörpert
die Hoffnungen vieler Menschen. Der
teuerste Wahlkampf der USA zog bei
1984
R. Reagan
53,1
1980
R. Reagan
52,6
Quelle: statista.org
Auf Wiedersehen, Mister Bush
Ein umstrittener Präsident verlässt die politische Weltbühne
ger Amtszeit aus dem Weißen Haus
aus. Die Geschichte wird zeigen, welche
Rolle er für Amerika, aber auch für die
Welt spielte. Die wirtschaftlichen Fakten
sprechen gegen ihn. Verdopplung der
Staatsverschuldung auf über zehn Billio-
nen Dollar, steigende Arbeitslosigkeit und
eine Wirtschaftspolitik, die zur Finanz-
und Wirtschaftskrise beitrug, lautet die
Bilanz seiner Amtszeit.
Bush stammt aus einer politisch
einf lussreichen Familie: Schon sein
Vater war Präsident, und sein Bruder
führte die Regierung im Staat Florida.
Vor seiner eigenen politischen Karriere
hat Bush Geschichte und Management
studiert, war in der Armee und übte
verschiedene Unternehmertätigkeiten
aus. Über den zukünftigen Weg des 62-
Jährigen ist nicht viel bekannt. In einem
Interview sagte er kürzlich: „Ich werde
mich wohl in mein Auto setzen, mich
langweilen – und ein bisschen zur Ranch
fa hren.“
* Moritz Neuenroth ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Ökonomische Bildung (IÖB).
George W. Bush
Fotos: Reuters/Corbis; Rick Friedman/Corbis
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Moritz Neuenroth*
G eorge W. Bush zieht nach achtjähri-
111542348.005.png
Januar 2009 , Nr. 2 | H
Unternehmen und Märkte
5
Die Finanzmarktkrise hat einen weltweiten Abschwung ausgelöst
Vom Auf und Ab der Wirtschaft
Menschen gut geht, prüft er die
Atmung, den Puls und den Blutdruck.
Dann vergleicht er die Werte mit denen
der letzten Untersuchungen. Ähnlich ge-
hen Wissenschaftler vor, wenn sie den
Gesamtzustand einer Volkswirtschaft in
einem Land, also die Konjunktur (siehe
Seite 8) untersuchen. Sie sehen sich zum
Beispiel die Entwicklung der Produktion
der Unternehmen, das Konsumverhalten
der privaten Haushalte oder die Zahl der
Arbeitslosen an. Haben sich die Werte
im Vergleich zur letzten Untersuchung
verschlechtert, spricht man von einem
Abschwung oder einer Rezession. Wer-
den über einen längeren Zeitraum mehr
Güter produziert und nachgefragt, und
nimmt die Zahl der Menschen mit Arbeit
zu, handelt es sich um einen Aufschwung.
Wer die Entwicklungen der Volkswirt-
schaften über lange Zeiträume hinweg
betrachtet, wird feststellen, dass Auf- und
Abschwünge immer wieder aufeinander-
folgen.
Die weltweite Finanzkrise hat ei-
nen starken konjunkturellen Abschwung
ausgelöst (siehe auch Seite 1). Gerade
in Ländern, die in den letzten Jahren
wirtschaftlich stark aufgeholt haben
wie etwa China und Indien, kommt es
zu großen Einbrüchen. Dies wiederum
trifft deutsche Unternehmen besonders
hart, da sie viele Güter exportieren, das
heißt ins Ausland verkaufen. Besonders
belastend ist solch ein Exportrückgang
zum Beispiel für die deutschen Maschi-
nenbauer, die sogar Weltmarktführer
sind, oder für die chemische Industrie,
die viele Grundstoffe für unterschied-
lichste Güter herstellt. Aber auch die
großen Automobilhersteller bekommen
Probleme, wenn ihre Fahrzeuge auf-
grund einer geringeren Nachfrage im
Ausland in den Häfen stehen bleiben,
statt auf Schiffe verladen zu werden.
Stellt sich die Frage: Was ist zu tun? In
Deutschland legt der Staat, wie in vielen
anderen Ländern auch, teure Konjunk-
turpakete auf. Er gibt zum einen Geld
für Straßen oder Gebäude aus, um z. B.
die Bauunternehmen mit Aufträgen zu
versorgen. Zum anderen verzichtet er auf
Steuereinnahmen (siehe Seite 8) in der
Hoffnung, dass die Menschen das gespar-
te Geld für Güter und Dienstleistungen
ausgeben. Ob so die Wirtschaft wieder in
Schwung kommt, bleibt allerdings abzu-
warten.
* Michael Koch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut
für Ökonomische Bildung (IÖB).
Kommentar von
Frank Wiebe*
lichst wenig Geld ausgeben. Das wie-
derum zieht die Konjunktur unwei-
gerlich noch weiter nach unten. Die
entscheidende Frage lautet daher: Was
passiert 2009 auf dem Arbeitsmarkt?
Zum Glück scheint es so etwas wie
eine Allianz für den Erhalt von Ar-
beitsplätzen zu geben. Große Kon-
zerne wie Siemens, aber auch viele
mittelständische Unternehmen haben
angekündigt, dass sie alles tun werden,
um ihre Leute zu behalten. Auch aus
eigenem Interesse: Wenn das Geschäft
wieder läuft, sind gute Fachkräfte rar.
Das wissen die Unternehmen aus den
vergangenen Jahren. Auch die Politik
und die Gewerkschaften bemühen
sich um lexible Regelungen für den
Arbeitsmarkt, damit es nicht zu viele
Kündigungen gibt. So bleibt die Hoff-
nung, dass das Jahr doch nicht ganz
so schwarz wird.
Alles hängt
an den Jobs
Steuererleichterungen hin, Kon-
junkturpakete her: Was die meisten
Deutschen wirklich interessiert, ist,
wie sicher ihr Arbeitsplatz ist. Wenn
sie Angst um ihren Job haben, werden
sie trotz Steuererleichterungen mög-
* Frank Wiebe ist Kolumnist beim Handelsblatt.
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Fotos: Transtock/Corbis ; Judith Wagner/Handelsblatt
Michael Koch*
Wenn sich die Konjunktur verändert,
hat das Folgen für Unternehmen und
Märkte.
W ill ein Arzt feststellen, ob es einem
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