Test MTB CARBON GER.pdf

(4238 KB) Pobierz
untitled
TEST |
CARBON-HARDTAILS
ZEIT
TMASCHINEN
CROSS-COUNTRY-WETTKAMPF AUF HOHEM NIVEAU: ACHT
CARBON-HARDTAILS DER SPITZENKLASSE STELLEN SICH IM
KAMPF GEGEN UHR UND LEISTUNGSMESSUNG. DIE TESTER:
KARL PLATT UND MANUEL FUMIC.
IM TEST
• Cannondale Taurine SL Team Replica
• Ghost Lector Worldcup
• Merida Carbon FLX Team
• Rocky Mountain Vertex 70 RSL
• Rotwild R.R2 HT Team
• Scott Scale RC
• Specialized Stumpjumper S-Works
• Storck Rebelion 1.1
Oft entscheidet nur eine Radlänge über Sieg
oder Niederlage. Kleine Unterschiede deckt
erst die Zeit- und Leistungsmessung auf der
Rennstrecke auf. Rechts im Bild:
Der Transmitter für die Zeitnahme.
44 BIKE 12/08
BIKE 12/08 45
184966044.032.png 184966044.033.png
TEST |
CARBON-HARDTAILS
SO TESTET BIKE: SHOWDOWN AUF DER RENNSTRECKE
>> Charakterisierung der Testgruppe
Für diesen Vergleichstest forderten wir acht Carbon-
Hardtails im Highend-Bereich zwischen 4000 und
6 000 Euro an. Allesamt aus dem Modelljahr 2009.
Die „PowerTap
SL 2.4“-Nabe
kann neben der
Leistung noch
vier weitere
Parameter
messen. Das
1 400 Euro
teure Mess-
instrument –
eingespeicht
von den Lauf-
radspezialisten
bei Whizz
Wheels – funkt
die Daten zum
Computer am
Lenker.
>> Der Test im BIKE-Labor
Vor dem Praxistest werden sämtliche Geometrie-
daten erfasst, die Bikes zerlegt, in ihren Einzelteilen
gewogen und Rahmensteifigkeiten sowie Feder-
kennlinien der Gabeln aufgenommen. In die Punkte-
tabelle (S. 58) fließen Labor- und Praxisbewertung
ein, daraus ergibt sich die Gesamtnote. In den Test
gelangen keine Herstellerangaben, wir ermitteln alle
Werte selbst.
>> Der Praxistest
Wie bereits in BIKE 10/08 ging es auch diesmal auf
die Cross-Country-Rennstrecke in Bundenthal (Pfalz).
Wir haben alle acht Bikes mit drei erfahrenen Renn-
fahrern getestet. Darunter die beiden amtierenden
Deutschen Meister Karl Platt und Manuel Fumic. Die
mit Singletrails überhäufte Strecke ist knapp fünf
Kilometer lang und besitzt 155 Höhenmeter (Höhen-
profil und Streckenverlauf siehe übernächste Seite).
Erstmalig bei einem Cross-Country-Bike-Test setzten
wir eine Zeit- und Leistungsmessung ein. Jeder Fah-
rer fährt alleine mit jedem Bike eine Runde in Renn-
tempo. Um Ermüdung auszuschließen, standen nur
vier Runden am Tag auf dem Programm. Per Trans-
mitter wird neben der gesamten Rundenzeit auch
die Zeit in den einzelnen Streckensektionen (6 Zwi-
schenzeiten) gemessen. Dadurch lassen sich genaue
Rückschlüsse ziehen, wo ein Bike auf der Strecke
Boden gutmacht und ob die Stärken beispielsweise
im Up- oder Downhill liegen. Während allen Runden
wird die Leistung über die Cyclops-„PowerTap“-Hin-
terradnabe gemessen. So kann ermittelt werden, ob
die schnellste Runde aufgrund der höchsten Leistung
erzielt wurde oder andere Ursachen hat.
. .
Die Zwischen-
zeitmessung
erfolgt auto-
matisch über
eine spezielle
Stoppuhr. Sie
bekommt über
die an der Stre-
cke verteilten
Transmitter
ein Signal beim
Vorbeifahren.
TEXT PETER NILGES FOTOS R. NIEDRING/D. SIMON
„Pieeeep“. Manuel Fumic fliegt
über die Ziellinie. „Mein Gott, die Strecke
hat es in sich. Hier kannst du dich ganz
schön platt machen“, keucht Fumic und
rollt schweißnass zum Laptop. Die Stoppuhr
zeigt 14:32.65 Minuten. Eine schnelle Zeit
auf der Rennstrecke in Bundenthal. Knapp
fünf Kilometer lang, viele schmale, verwin-
kelte Trails und 155 Höhenmeter pro Runde.
Manuel nimmt den „PowerTap“-Computer
und die Stoppuhr vom Lenker. Er ist einer von
zwei Deutschen Meistern, die wir für diesen
exklusiven Bike-Test mit Zeit- und Leis-
tungsmessung verpflichten konnten. Über
ein Auslesekabel fließen die gesammelten
Daten ins Laptop: Rundenzeiten, Sektions-
zeiten, Maximalleistung, Durchschnittsleis-
tung, Geschwindigkeit, Strecke, Trittfre-
quenz, Herzfrequenz. Den unbestechlichen
Messinstrumenten bleibt nichts verborgen.
Und warum der Aufwand? Ganz einfach: um
selbst kleinste Unterschiede aufzuspüren.
DIE SCHNELLSTEN BIKES DER WELT
Machen wir uns nichts vor. Das handverle-
sene Testfeld, bestehend aus acht Carbon-
Hardtails der Saison 2009,
markiert die Speerspitze
der Hardtail-Technik –
hier gibt es keine Gurken.
Zumal es um Preise von
4 000 bis 6 000 Euro geht.
Ghost, Merida und Rocky
Mountain rangieren dabei
im unteren Preisbereich,
während Specialized und
Cannondale am meisten für
ihre austrainierten Kohle-
Racer verlangen. Rotwild,
Scott und Storck bewegen
sich im preislichen Mittel-
feld dieses Tests. Der Show-
>> Die Komfort-Messung
Zusätzlich führen wir bei Hardtails eine Komfort-
Messung durch. Dabei wird der Flex des Rahmens mit
original Sattelstütze (Durchmesser in mm) bei einer
definierten Sitzhöhe gemessen. Je größer der „Feder-
weg“ in Millimetern, desto komfortabler das Bike.
Das Zentrum
der Macht: Hier
werden sowohl
Leistungs- (gel-
ber Computer)
als auch Zeit-
daten (Stopp-
uhr) drahtlos
erfasst und
gespeichert.
Die spätere
Auswertung
erfolgt am PC.
MERIDA (31,6 MM-STÜTZE)
4,55 MM
ROCKY MOUNTAIN (30,9 MM-STÜTZE)
4,35 MM
ROTWILD (31,6 MM-STÜTZE)
4,34 MM
SPECIALIZED (30,9 MM-STÜTZE)
3,91 MM
STORCK (31,6 MM-STÜTZE)
3,89 MM
CANNONDALE (27,2 MM-STÜTZE)
3,88 MM
GHOST (31,6 MM-STÜTZE)
3,05 MM
SCOTT (38,2 MM- STÜTZE)
2,89 MM
Alle Infos zum BIKE-Testverfahren unter www.bike-magazin.de.
Redakteur Nilges erklärt den Deutschen Meistern die Messinstrumente.
>
46_ BIKE 12/08
184966044.034.png 184966044.035.png 184966044.001.png
 
TEST |
CARBON-HARDTAILS
Rundenzeit gesamt:
1. Sektorenzeit Uphill
DIE STRECKENSEKTIONEN IM ÜBERBLICK
Platz Manuel Fumic
Karl Platt
Platz Manuel Fumic
Karl Platt
1. Uphill
Vom Start weg schlängelt sich der schmale Weg in engen Kehren den
Berg hinauf. Ein kurzes Stück auf einem befestigten Weg, dann auf
Waldboden. Nach einem kurzen Flachstück geht es final hinauf durch
enge Serpentinen zum höchsten Punkt der Strecke.
4. Langer Downhill
Im Anschluss an den Wurzeltrail biegt die Strecke scharf nach rechts
ab in den langen Downhill. Nach einem kleinen Sprung und einigen
Kamelbuckeln geht es in komplett driftbaren Serpentinen weiter zügig
bergab.
1.
Merida (297 W)
14:20.64 Min.
Merida (314 W)
13:57.13 Min.
1.
Rocky Mountain
2:52.02 Min.
Merida
2:49.61 Min.
2.
Cannondale (292 W)
14:32.65 Min.
Ghost (310 W)
14:11.27 Min.
2.
Cannondale
2:52.27 Min.
Ghost
2:52.44 Min.
3.
Ghost (295 W)
14:34.32 Min.
Scott (308 W)
14:29.29 Min.
3.
Storck
2:53.75 Min.
Cannondale
2:57.36 Min.
4.
Scott (287 W)
14:42.25 Min.*
Rocky Mountain (289 W)
14:31.06 Min.*
...
8.
Specialized
2:59.51 Min.
Rotwild
3:03.49 Min.
2. Downhill mit Trail und Schotterweg
Am höchsten Punkt der Strecke kippt der Trail in den Downhill mit
einigen Steilstufen und dem anschließenden schnellen Singletrail mit
Baumslalom bis auf den Schotterziehweg.
5. Speedlimit Ziehweg mit anschließendem Uphill
Am Ende des Downhills folgt ein breiter Schotterweg. Ab hier heißt
es für 850 Meter exakt 15 km/h fahren und Kräfte schonen. Im an-
schließenden Uphill geht es wieder voll zur Sache. Er mündet auf den
Schotterweg am Ende der Sektion 2.
5.
Rocky Mountain (286 W)
14:45.50 Min.
Cannondale (294 W)
14:32.69 Min.
6.
Storck (298 W)
14:47.42 Min.
Specialized (299 W)
14:33.26 Min.
Während Platt auch im 1. Anstieg
mit den Bikes am schnellsten
ist, mit denen er die schnellsten
Rundenzeiten erreicht, weicht die
Reihenfolge bei Fumic gering-
fügig ab. Obwohl das Rocky
Mountain als auch das Storck
die schwersten Bikes im Test
sind, tauchen die Bikes im 1.
Uphill unter den Top 3 auf. Zum
einen spielt die gute Traktion
der breiten Reifen auf dem losen
Sandboden eine Rolle. Auf der
anderen Seite verlieren die bei-
den schwereren Bikes im Verlauf
der gesamten Runde aber wieder
deutlich an Boden, weil sie auf
Dauer zu viel Kraft kosten.
7.
Specialized (277 W)
14:58.48 Min.
Storck (312 W)
14:34.54 Min.
3. Stollen, Schnecke und Wurzeltrail
Vom Schotterweg geht es mit Topspeed in die letzte Steigung vor dem
Drop am Stollen. Nach der Kompression geht es kurz hoch bis zur
Schnecke. In Serpentinen mit einem Anlieger spuckt einen die Strecke
für wenige Meter auf den breiten Ziehweg aus. Ein letzter Anstieg mit
anschließendem Wurzeltrail folgt.
8.
Rotwild (294W)
15:04.85 Min.
Rotwild (299 W)
14:46.86 Min.
6. Stollen, Schnecke und Wurzeltrail bis zum Ziel
Nach dem Schotterweg geht es zum zweiten Mal durch Stollen,
Schnecke und den anschließenden Wurzeltrail bis zum Ziel.
* mit Abzug für Sturz oder Defekt
Knapp fünf Kilometer pures Cross-
Country-Vergnügen. Die Rennstrecke in
Bundenthal (Rheinland-Pfalz/Dahner
Felsenland) bietet 155 Höhenmeter
Steigung und einen extrem hohen
Singletrail-Anteil mit Spaßgarantie.
1
2
3
4
5
6
4. Sektorenzeit langer Downhill
Platz Manuel Fumic
Karl Platt
1.
Merida
0:47.41 Min.
Ghost
0:47.25 Min.
die Messfahrten auf zwei Tage mit glei-
chen Witterungsbedingungen. Zusätzlich
schrieben wir für den 830 Meter langen
Schotterziehweg auf der Strecke ein Speed-
limit von exakt 15 km/h vor. Um mehr als
nur die gesamte Rundenzeit ermitteln zu
können, unterteilten wir die Strecke mit
Transmittern in sechs Sektionen. Einfach
dran vorbeifahren und die am Lenker befe-
stigte Stoppuhr speichert automatisch die
Zwischenzeit. Hieraus lassen sich Up- und
Downhill-Stärken klar erkennen. Parallel
zeichnete eine Powertap-Hinterradnabe die
benötigte Leistung in Watt für die jeweilige
Runde auf (siehe Diagramm S. 54). Eine
Menge Daten, die ungeahnte Einblicke in
die Performance von Bike und Fahrer er-
möglichen.
2.
Ghost
0:47.95 Min.
Storck
0:48.07 Min.
3.
Storck
0:49.65 Min.
Merida
0:48.30 Min.
...
8.
>
Rotwild
0:51.94 Min.
Cannondale
0:54.31 Min.
Große Übereinstimmung bei beiden Profis. Unter den Top 3
befinden sich bei Platt wie Fumic dieselben Bikes. Ein Indiz für
ein sicheres Handling in Kombination mit gut funktionierender
Federgabel und zupackenden Reifen. Das Cannondale mit schmal-
brüstigen und wenig profilierten Schwalbe-„Furious Fred“-Reifen
zieht hier klar den Kürzeren.
down um den Testsieg bewegt sich also auf
einem sehr hohen Niveau. Umso entschei-
dender ist der Blick fürs Detail und die Suche
nach dem entscheidenden Wettbewerbsvor-
teil, wenn es im Kampf gegen die Uhr um Se-
kunden geht. Weil niemand die Performance
von Racebikes besser beurteilen kann als ein
Rennfahrer mit großer Testerfahrung, ver-
pflichteten wir zusätzlich die beiden Profis
und amtierenden Deutschen Meister Karl
Platt und Manuel Fumic für acht schnelle
Runden in der Pfalz. Platt, noch voll im Saft,
reiste direkt vom Roc d’Azur an, bei dem
er als bester Deutscher überzeugte. Fumic
hingegen genoss bereits seit
einigen Wochen die ver-
diente Winterpause.
„Was? 20 Sekunden langsamer?“ Die Analyse liefert Antworten.
GARMIN eTrex Vista HCx
Klein, leicht und kompakt! Mit hochempfindlicher Antenne für besten Empfang in engen Schluchten
und dichten Laubwäldern. Wechselbare Speicherkarte zur Anzeige von GARMIN Land-, See- und
Straßenkarten. Ein Allrounder – wasserdicht und für jeden Einsatz geeignet.
www.garmin.de
WICHTIGE FRAGEN
Die Idee hinter dem Test war folgende:
Lassen sich die gewonnenen Eindrücke aus
dem üblichen Testprozedere (Praxis und
Theorie) mit eindeutigen Rundenzeiten
belegen oder kann ein als gut und schnell
empfundenes Bike im Kampf gegen die Uhr
auch den Kürzeren ziehen? Und was macht
ein schnelles Bike schnell und wo verliert ein
langsameres wertvolle Sekunden? Und wie
gravierend sind die Unterschiede zwischen
den einzelnen Testbikes, wenn es überhaupt
welche gibt?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen,
sah der Test wie folgt aus: Jeder Testfahrer
sollte die bekannte Strecke nach individu-
ellem Bike-Setup im Renntempo einzeln
absolvieren. Also achtmal Vollgas für un-
gefähr 15 Minuten. Um eine Ermüdung
der Fahrer auszuschließen, verteilten wir
DAMIT FINDEN SIE BIS ANS ENDE DER WELT.
UND ZURÜCK.
48_ BIKE 12/08
184966044.002.png 184966044.003.png 184966044.004.png 184966044.005.png 184966044.006.png 184966044.007.png 184966044.008.png 184966044.009.png 184966044.010.png 184966044.011.png 184966044.012.png 184966044.013.png 184966044.014.png 184966044.015.png 184966044.016.png
TEST |
CARBON-HARDTAILS
DER GLÄSERNE ATHLET MIT DEM GLÄSERNEN BIKE
Hier bleibt nichts verborgen: eine typische Runde im „PowerTap“-Programm mit fünf verschiedenen Parametern.
Das Diagramm dokumentiert unter anderem, wie hoch die Durchschnittsleistung eines Testfahrers zum Erreichen seiner Rundenzeit war.
GEBALLTE KOMPETENZ
DAS GESAMTPAKET MUSS STIMMEN
„Pieeeep“. Platt passiert den dritten Trans-
mitter und stürzt sich in den langen Down-
hill. Nochmal kurz nach der Eingangskurve
antreten – 800 Watt flackern kurz auf dem
Display auf – dann voll und ganz auf die
Bremspunkte in den rutschigen Serpentinen
konzentrieren. Anbremsen, Drift und wieder
voll beschleunigen. Kurz rollen bis zur
nächsten Serpentine. Wieder hart bremsen,
Drift – verdammt – das Vorderrad schmiert
weg, Platt verfehlt nur knapp einen Baum.
Nix passiert und weiter geht’s. Im Ziel Kopf-
schütteln. Der 560 Millimeter breite Lenker
am Rocky Mountain „Vertex“ ist einfach zu
schmal. Das schränkt die Kontrolle deutlich
ein. „Nur wenn das Gesamtpaket stimmt,
fühlst du dich auf dem Bike wohl und kannst
deine volle Leistung abrufen“, fasst Platt zu-
sammen. Fumic nickt zustimmend. Im Ver-
gleich zur Konkurrenz fällt auch die übrige
Ausstattung des „Vertex“ ab. „XT“- statt
„XTR“-Ausstattung bis hin zu den Laufrä-
dern lassen das Gewicht trotz leichtem
Rahmen auf stramme 9,95 Kilo ohne Pedale
anwachsen. Dass es für das gleiche Geld
auch deutlich leichter geht, beweist Ghost
mit dem „Lector Worldcup“: 800 Gramm
Gewichtsvorteil. Storck dagegen schickt mit
9,8 Kilo ein ähnlich üppiges Bike ins Rennen.
Auch hier wurden nicht besonders leichte
Laufräder („Crossmax ST“) und sehr schwere
190-Gramm-Schläuche verbaut. Der Rest
des Feldes liegt, abgesehen vom 8,5 Kilo-
gramm federleichten Cannondale, maximal
350 Gramm auseinander.
Manuel Fumic
26 Jahre, 69 Kilogramm, Deutscher Meister CC 2008,
11. der Olympischen Spiele im Cross Country,
www.fumic.de
Redakteur Peter Nilges im Uphill: Vollgas jede Runde.
Karl Platt
30 Jahre, 70 Kilogramm, Deutscher Meister Marathon
2008, 6-facher Transalpsieger, www.karlplatt.de
Unabhängig voneinander erzielen beide
Profis auf dem Merida ihre schnellste Zeit.
Und auch die anderen Rundenzeiten zeigen
eine große Übereinstimmung. Ein Ergebnis,
das selbst uns überrascht. Ebenfalls talen-
tiert für schnelle Runden empfehlen sich
Ghost, Cannondale und Scott. Rotwild landet
bei beiden Fahrern auf dem letzten Rang.
Genauso eindeutig präsentiert sich das
Bild in der Downhill-Performance. Merida,
Ghost, Storck und Specialized tauchen bei
beiden Fahrern untern den ersten vier auf.
Mehr als nur ein Zufall und Zeichen für gute
Reifen, Handling und Gabel. Im direkten
Vergleich der Rundenzeiten mit der dafür
aufgebrachten Durchschnittsleistung gibt
es zum Teil Überraschungen. Während beide
Profis mit dem Merida die schnellste Runde
WAS VERRATEN DIE ZAHLEN?
„Pieeeep“, 14:20.64 Minuten. Die Uhr stoppt
für Fumic und macht das Ergebnis amtlich.
50_ BIKE 12/08
184966044.017.png
Manuel Fumic justiert die Sitzhöhe:
Ein penibles Setup ist Grundlage für
schnelle Rundenzeiten.
ERHÄLTLICH
im Fachhandel
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
Cannondale Europe, Tel. 0041/614879380
www.cannondale.com
CANNONDALE Taurine Team Replica
MATERIAL/GRÖSSEN
Carbon, S/M/ L /XL cm
PREIS
5 999 Euro (2 499 Euro)
BIKE-MESSDATEN
GEWICHT OHNE PEDALE
absolvierten, aber auch eine hohe Leistung
dafür aufs Pedal brachten, dauert die Runde
mit dem etwas übergewichtigen, schwerer
rollenden und deutlich unkomfortableren
Storck bei nahezu gleicher Leistung 27 bis
37 Sekunden länger. Macht bei einer fiktiven
Renndistanz von 6 Runden im Schnitt satte
3:12 Minuten. Wir sprechen also von Welten,
wenn man bedenkt, dass mit diesen Bikes
Wettkämpfe mit hoher Leistungsdichte be-
stritten werden. Das superleichte und mit
Bei schlanken 8,5 Kilogramm ohne Pedale
bleibt die Waage unseres Testlabors ste-
hen. Ein Wert, der selbst eingefleischten
Grammfuchsern den Atem raubt. Wohlge-
merkt für ein racetaugliches Serienbike in
Größe L und nicht nur zum posten in ein-
schlägigen Internet-Foren. Obwohl Cannon-
dale mit 1 331 Gramm den zweitschwersten
Rahmen auf die Reifen stellt, müssen am
Gesamtgewicht gemessen fast 1,5 Kilogramm
weniger als beim Rocky Mountain beschleunigt
werden. Wie ist das möglich? Die Lösung lautet System-
integration. 2-fach-Cannondale-Kurbel mit Oversize-„BB30“-Keramik-Innenlager (615 g) und die superleichte
„Lefty Carbon SL2“-Gabel drücken das Gewicht. Zusätzlich wird das „Taurine“ mit grenzwertig schmalen, aber ex-
trem gut rollenden „Furious Fred“-Reifen bestückt. Eine Wahl, die zumindest bei den trockenen Verhältnissen
auf unserer Rennstrecke in der Pfalz aufging, den Einsatzbereich aber stark limitiert. Mit diesem Bike kann man
ohne zusätzliche Tuningmaßnahmen Rennen fahren, lautet die einstimmige Meinung der Tester. Die schnel-
len Rundenzeiten bestätigen dieses Bauchgefühl. Trotz langem Oberrohr passen Geometrie und Handling per-
fekt. Einfach draufsetzen und Gas geben. Der Rahmen bildet in Verbindung mit der „Lefty“-Gabel eine lenkpräzi-
se Einheit, ohne unkomfortabel zu wirken. Für den Einsatz jenseits der Rennstrecken im Mittelgebirge wäre eine
größere Disc am Hinterrad ratsam.
FAZIT: Es ist unglaublich, wie stark sich ein geringes Gewicht in Verbindung mit einer vortriebsorientierten
Geometrie bemerkbar macht. Das Cannondale verleiht jedem schnelle Beine.
8,50 kg
LENK-/SITZROHRWINKEL
70,5°/73°
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
100 mm/610 mm
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
1 104 mm/295 mm
FEDERWEG/KETTENSTREBENLÄNGE
110 mm/421 mm
AUSSTATTUNG
GABEL Lefty Speed Carbon 110 SL
KURBELN/SCHALTUNG Cannondale Hollowgram SL/SRAM X.0
Drehgriff/Shimano XTR
BREMSANLAGE/DISC-Ø VO./HI. Avid Juicy Ultimate Ca. 160/140 mm
LAUFRÄDER
Mavic Crossmax SLR Systemlaufräder,
Schwalbe Furious Fred 2,0-Reifen
CC RACE
MARATHON
ALL MOUNTAIN
DIE CARBON-RACER AUS DER NÄHE
Merida: So sieht ein
komplettes Cockpit
für Racer aus. Bar-
ends und leichte
Drehgriff-Schaltung
inklusive.
BIKE-URTEIL¹
SUPER (129,75)
Cannondale: Dünner Aufkleber, große
Wirkung. Die Schutzschicht hilft gegen
Beschädigungen durch Steinbeschuss.
Manuel Fumic, Deutscher Meister Cross Country
„Mit nur 8,5 Kilo und schnellen Reifen
macht es Spaß, das ‚Taurine‘ zu beschleu-
nigen. Man will ständig attackieren.“
Rundenzeiten:
Rocky Mountain:
Die „Direct-Mount“-
Befestigung des
Umwerfers schont
den Rahmen vor
Klemmkräften und
schafft eine steife
Anbindung.
Storck: Mit breiten Felgen, dicken
Schläuchen und Stollenreifen zwar
sehr solide, aber im Kampf um Sekun-
den nicht die erste Wahl.
ERHÄLTLICH
im Fachhandel
HERSTELLERANGABEN
VERTRIEB
Ghost-Bikes GmbH, Tel. 09632/92550
GHOST Lector Worldcup
www.ghost-bikes.com
MATERIAL/GRÖSSEN
Carbon, 44/ 49 /53 cm
PREIS
3 999 Euro
Dass mit diesem Bike auch große Siege drin sind,
hat Sabine Spitz bereits mit ihrer Goldmedaille
bei Olympia unter Beweis gestellt. Auch
wenn unser Testbike nicht die 7,5-Kilo-
Marke knackte, tauchte das „Lector World-
cup“ bei allen Fahrern im Top-3-Ranking
bei den Rundenzeiten auf. Sehr ausgewo-
gen, egal ob bergauf oder bergab und ein-
fach schnell. Das Ghost leistet sich keiner-
lei Schwächen und glänzt mit einer sauberen
Verarbeitung und durchdachten Komponen-
ten. Mit nur 1 132 Gramm ist der „Lector“-Rah-
men der leichteste im Test und bietet trotzdem eine
sehr beachtliche Lenkkopfsteifigkeit von 92,9 Nm/°. Dadurch liegt er in Relation zum Gewicht (STW) auf Augenhöhe
mit dem Steifigkeits-König „Rebelion“ aus Bad Camberg. Optisch kommt das Ghost eher zurückhaltend daher, bie-
tet aber alles, was Racer begehren. Shimano-„XTR“-Vollausstattung mit vorne großer 180-Millimeter-Bremsschei-
be, Schwalbe-„Racing Ralph/Rocket Ron“-Kombo, Rock Shox-„SID“-Forke und Mavic-„Crossmax SLR“-Laufradsatz.
Mehr braucht man nicht, um Rennen zu gewinnen. Das sichere Handling und die ausgewogene Geometrie des Bi-
kes spiegeln sich auch in den schnellen Zeiten in der Downhill-Sektion wider. Karl Platt erreichte in dieser Passage
seine schnellste Zeit, Manuel Fumic seine zweitschnellste. Dadurch, dass man nicht zu gestreckt sitzt, stellen selbst
längere Touren kein Problem dar. Leider gibt es das Ghost in nur drei Rahmenhöhen und nicht als Rahmenkit.
FAZIT: Mit knapp 4 000 Euro gehört das Ghost zu den günstigsten Bikes in diesem erlesenen Testfeld. Dafür
erhält man einen schnellen Racer, der nicht nur auf der Rennstrecke eine hervorragende Figur abgibt.
Merida: Die
sogenannten „Flex-
Stay“-Sitzstreben
mit Verjüngung in
der Mitte sorgen
zusammen mit der
Sattelstütze für
sehr guten Komfort.
BIKE-MESSDATEN
GEWICHT OHNE PEDALE
9,15 kg
Scott: Der Sitzdom am „Scale RC“ geht zu Lasten des
Komforts und der Alltagstauglichkeit.
LENK-/SITZROHRWINKEL
70°/72,5°
VORBAU-/OBERROHRLÄNGE
100 mm/594 mm
RADSTAND/TRETLAGERHÖHE
1 082 mm/305 mm
FEDERWEG/KETTENSTREBENLÄNGE
104 mm/422 mm
Cannondale,
Specialized:
Hinten
wird nur
eine wenig
standfeste
140er Disc
verbaut
AUSSTATTUNG
GABEL Rock Shox SID Worldcup
KURBELN/SCHALTUNG Shimano XTR/Shimano XTR Rapidfire
BREMSANLAGE/DISC-Ø VO./HI.
Shimano XTR/180/160 mm
Rocky Mountain: Eine Lenkerbreite unter 600 Milli-
meter geht extrem auf Kosten des Handlings.
LAUFRÄDER
Mavic Crossmax SLR Systemlaufräder,
Schwalbe Rocket Ron/Racing Ralph 2,25-Reifen
CC RACE
MARATHON
ALL MOUNTAIN
Cannondale und
Specialized:
Durch die System-
integration sinken
die Gewichte.
Alleine die Kurbeln
liegen deutlich
unter XTR-Niveau
(Cannondale 615g,
Specialized 638g
inklusive Lager).
BIKE-URTEIL¹
SUPER (125,25)
Karl Platt, Deutscher Meister Marathon
„Mit dem ausgewogenen Ghost sind sehr
schnelle Zeiten machbar. Es punktet
bergauf wie bergab.“
Rundenzeiten:
Storck: Durchgängige Außenhüllen sorgen auch nach
langer Zeit für geschmeidige Gangwechsel.
52_ BIKE 12/08
¹Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder. Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. BIKE-Urteile: super, sehr gut, gut,
befriedigend, mit Schwächen, ungenügend. ²Preis ggf. zzgl. Kosten für Lieferung, Verpackung und Abstimmung.
BIKE 12/08 _53
184966044.018.png 184966044.019.png 184966044.020.png 184966044.021.png 184966044.022.png 184966044.023.png 184966044.024.png 184966044.025.png 184966044.026.png 184966044.027.png 184966044.028.png 184966044.029.png 184966044.030.png 184966044.031.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin